Tumormarker: Diagnose und Überwachung bei Krebserkrankungen

Tumormarker sind biologische Substanzen, die im Blut, Urin oder Gewebe nachweisbar sind und von Tumorzellen selbst oder als Reaktion des Körpers auf ein malignes Geschehen gebildet werden. Sie dienen in der klinischen Onkologie als ergänzende Instrumente zur Diagnose, Prognoseabschätzung, Therapiekontrolle und Nachsorge von Krebserkrankungen. Ihre Aussagekraft beruht auf der organspezifischen oder tumorspezifischen Expression einzelner Marker.

Die Labordiagnostik erfasst Tumormarker wie:

Insgesamt werden über 40 unterschiedliche Marker erfasst, darunter etablierte Standardparameter ebenso wie diagnostisch relevante Spezialmarker. Die Auswahl geeigneter Tumormarker erfolgt indikationsbezogen unter Berücksichtigung der klinischen Fragestellung, der Tumorart und des Therapieverlaufs.

Tumormarker sind kein Ersatz für bildgebende oder histopathologische Verfahren, sondern stellen eine sinnvolle Ergänzung in der multimodalen Tumordiagnostik dar. Ihre Interpretation erfordert fundiertes Wissen über Sensitivität, Spezifität sowie physiologische und pathologische Einflussfaktoren.

Liquid Biopsy im Vergleich zur klassischen Tumorbiopsie

Die Liquid Biopsy bezeichnet die Analyse zellfreier Tumor-DNA (ctDNA) oder zirkulierender Tumorzellen im Blut. Sie ermöglicht die frühe Erkennung von Mutationen, das Therapiemonitoring sowie den Nachweis minimaler Resterkrankungen.

Im Vergleich zur invasiven Tumorbiopsie bietet sie Vorteile wie Nicht-Invasivität, Wiederholbarkeit und eine bessere Erfassung der Tumorheterogenität. Sie ersetzt jedoch bislang nicht die histologische Sicherung und ist bei niedriger Tumorlast weniger sensitiv.

In der personalisierten Onkologie gewinnt die Liquid Biopsy zunehmend an Bedeutung.

Übersichtstabelle: Tumormarker und ihre klinischen Indikationen

Tumormarker Hauptindikation(en)
AFP (Alpha-Fetoprotein) Hepatozelluläres Karzinom, Keimzelltumoren (Hoden, Ovar)
BAT-STAT Hirntumoren, neuroonkologische Fragestellungen
β2-Mikroglobulin Multiples Myelom, chronische lymphatische Leukämie (CLL), Nierenfunktion
CA 125 Ovarialkarzinom, Endometriose (zur Differenzierung)
CA 15-3 Mammakarzinom (v. a. für Verlaufskontrolle)
CA 19-9 Pankreas-, Magen-, Gallenwegs- und Kolonkarzinome
CA 50 Gastrointestinale Tumoren
CA 72-4 Magen- und Ovarialkarzinom
CEA (Carcinoembryonales Antigen) Kolorektales Karzinom, Bronchial- und Magenkarzinom, Mammakarzinom
Calcitonin Medulläres Schilddrüsenkarzinom
Chromogranin A Neuroendokrine Tumoren
CYFRA 21-1 Nicht-kleinzelliges Bronchialkarzinom
C-Peptid Unspezifisch, evtl. Verlaufskontrolle bei Neoplasien
Erythropoetin Paraneoplastische Syndrome, z. B. bei Nierenkarzinom
Galektin-3 Schilddrüsenkarzinom (Differenzierung gutartig/maligne), inflammatorische Prozesse
Gastrin Gastrinom, neuroendokrine Tumoren
HER2-Protein Mammakarzinom (therapieentscheidend: Trastuzumab), Magenkarzinom
hCG/ß-hCG Keimzelltumoren, Chorionkarzinom, Blasenmole
HPV-Diagnostik Zervix-, Analkarzinom, Kopf-Hals-Karzinome (HPV-assoziiert)
Katecholamine HPV-assoziierte Karzinome (Zervix, Anus, Kopf-Hals) Katecholamine Phäochromozytom, Neuroblastom, paraganglionäre Tumoren
LDH (Laktatdehydrogenase) Lymphome, Keimzelltumoren, prognostischer Marker bei soliden Tumoren
MCA (Mucin-like carcinoma antigen) Mammakarzinom
M2-PK-Darmkrebstest Darmkrebs-Screening (Stuhltest, metabolischer Marker)
NSE (Neuron-spezifische Enolase) Kleinzelliges Bronchialkarzinom, Neuroblastom
NMP-22 Urothelkarzinom der Harnblase
PAP (Prostata-spezifische saure Phosphatase) Prostatakarzinom (historisch, heute kaum relevant)
PCA3-Test Prostatakarzinom – Früherkennung und Verlauf
Prevo-Check® HPV-Schnelltest zur Zervixkarzinom-Risikobeurteilung
PSA (Prostata-spezifisches Antigen) Prostatakarzinom – Screening, Diagnose, Verlauf
SCC (Squamous Cell Carcinoma Antigen) Plattenepithelkarzinome (Zervix, Lunge, Ösophagus, Kopf-Hals)
Septin9-Test armkrebs-Früherkennung
Telomerase Malignitätsnachweis bei Blasenkarzinom, evtl. Leukämien
Thymidinkinase (TK) Leukämien, Lymphome – Zellproliferationsmarker
Thyreoglobulin (TG) Differenzierte Schilddrüsenkarzinome – Nachsorge
TPA (Tissue Polypeptid Antigen) Nicht-spezifisch: Lunge, Ovar, Mamma, Pankreas
UBC® Rapid Test Urothelkarzinom (Blase)
Urin-Zytologie Urotheliale Tumoren – diagnostische Ergänzung
5-Hydroxyindolessigsäure Karzinoid-Syndrom
Darmkrebsvorsorge Früherkennung kolorektaler Tumoren (z. B. immunologische Stuhltests)