Fettstoffwechsel: Labordiagnostische Verfahren und Interpretation

Die Labordiagnostik des Fettstoffwechsels ist ein zentrales Instrument zur Erkennung, Differenzierung und Verlaufskontrolle von Dyslipidämien (Fettstoffwechselstörungen). Sie spielt eine entscheidende Rolle in der Prävention und Therapie kardiovaskulärer Erkrankungen sowie bei genetisch bedingten Fettstoffwechselstörungen. Neben der Basisdiagnostik (Gesamtcholesterin, LDL, HDL, Triglyceride) stehen heute eine Vielzahl erweiterter Parameter zur Verfügung, die eine differenzierte Risikobewertung und pathophysiologische Einordnung ermöglichen.

Die wichtigsten laborchemischen Parameter umfassen:

  • Cholesterin (LDL, HDL) – LDL („Low Density Lipoprotein“) gilt als atherogen, HDL („High Density Lipoprotein“) als protektiv; entscheidend ist das Verhältnis sowie der absolute LDL-Wert.
  • Triglyceride – zentrale Rolle im metabolischen Syndrom und bei Typ-IV- und Typ-V-Hyperlipidämien. Erhöhte Werte sind mit erhöhtem Pankreatitisrisiko (Risiko der Bauchspeicheldrüsenentzündung) assoziiert.
  • Apolipoproteine – insbesondere ApoB (atherogene Partikel), ApoA1 (HDL-Trägerprotein) sowie ApoE, dessen Genotypisierung bei Verdacht auf Typ-III-Hyperlipoproteinämie (z. B. ApoE2/E2) empfohlen wird. ApoE ist außerdem mit dem Risiko für frühzeitige Atherosklerose (Arterienverkalkung) und Alzheimer-Erkrankungen assoziiert.
  • Lipoprotein(a) – genetisch bestimmter Risikofaktor, unabhängig von LDL-Cholesterin.
  • Lipid-Elektrophorese – qualitatives Verfahren zur Differenzierung von Lipoproteinmustern, z. B. bei Verdacht auf Typ-III-Hyperlipidämie.
  • Nicht-HDL-Cholesterin – umfasst alle atherogenen Lipoproteine (LDL, VLDL, IDL, Lp(a)); wichtig bei Hypertriglyzeridämie (erhöhte Triglyceride im Blut).
  • Atherogener Index (TG/HDL) – berechnet aus Triglyceriden / HDL; Frühmarker für Insulinresistenz (verringerte Antwort auf Insulin).
  • Remnant-Cholesterin – Cholesterin in VLDL- und IDL-Resten, zunehmend als eigenständiger Risikofaktor für Atherosklerose anerkannt.
  • hs-CRP (high-sensitivity C-reaktives Protein) – hochsensitiver Entzündungsmarker zur Abschätzung des Residualrisikos bei Atherosklerose.

Die Auswahl dieser Parameter erfolgt leitliniengerecht und orientiert sich an individuellen Risikoprofilen sowie klinischen Fragestellungen (z. B. familiäre Hyperlipidämie, metabolisches Syndrom, statinresistente Dyslipidämie).

Übersichtstabelle der wichtigsten Parameter zur erweiterten Labordiagnostik bei Fettstoffwechselstörungen

Parameter Klinische Bedeutung
LDL- und HDL-Cholesterin LDL: atherogen, HDL: protektiv; Verhältnis entscheidend für Risikoprofil
Triglyceride Erhöht bei metabolischem Syndrom, Diabetes, Alkoholabusus; Pankreatitisrisiko
Apolipoproteine (ApoB, A1, E)

- ApoB: Partikelzahl atherogener Lipoproteine
- ApoA1: HDL-Marker
- ApoE: genetischer Risikofaktor bei Typ-III-Hyperlipidämie und Alzheimer

Lipoprotein(a) Unabhängiger genetischer Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen
Lipid-Elektrophorese Qualitative Lipoproteinanalyse bei unklarer Dyslipidämie oder genetischem Verdacht
Nicht-HDL-Cholesterin Umfasst alle atherogenen Partikel; besserer Prädiktor als LDL bei TG-Erhöhung
Atherogener Index (TG/HDL) Frühmarker für Insulinresistenz und metabolisches Syndrom
Remnant-Cholesterin Cholesterin in IDL/VLDL-Resten; unabhängig mit Atheroskleroserisiko assoziiert
hs-CRP Entzündungsmarker für Residualrisiko bei bestehender Atherosklerose