Remnant-Cholesterin

Remnant-Cholesterin ist der Cholesterinanteil in triglyceridreichen, atherogenen Lipoprotein-Überbleibseln (sogenannten Remnants), insbesondere in VLDL- und IDL-Partikeln. Es repräsentiert das Cholesterin in den Lipoproteinfraktionen, die weder LDL (Low-Density-Lipoprotein, „schlechtes Cholesterin“) noch HDL (High-Density-Lipoprotein, „gutes Cholesterin“) entsprechen, und gilt als unabhängiger Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen (Herz-Kreislauf-Erkrankungen). Er wird in der klinischen Labordiagnostik zur erweiterten Risikoabschätzung bei Dyslipidämien (Fettstoffwechselstörungen) und zur kardiovaskulären Prävention eingesetzt.

Synonyme

  • Remnant-C
  • Cholesterin in remnantartigen Lipoproteinen
  • Non-HDL minus LDL

Das Verfahren

  • Benötigtes Material
    • Serum
    • EDTA-Plasma (seltener, für Spezialanalysen)
  • Vorbereitung des Patienten
    • Nüchternblutabnahme empfohlen (mindestens 12 Stunden), insbesondere bei gleichzeitiger Triglyzeridbestimmung (Blutfette)
  • Störfaktoren
    • Hämolyse (Zerfall roter Blutkörperchen), Lipämie (Fetttrübung), postprandiale Proben (nach dem Essen), ungenaue LDL-Bestimmung
    • Interferenzen bei sehr hohen Triglyzeridwerten (>400 mg/dl)
  • Methode
    • Berechnungsverfahren: Remnant-C = Gesamtcholesterin − LDL-C − HDL-C
    • Direkte Methoden mittels Ultrazentrifugation oder NMR (Kernspinresonanzspektroskopie) in spezialisierten Laboren verfügbar

Normbereiche (je nach Labor)

Subgruppe / Geschlecht / Alter Referenzbereich
Erwachsene < 30 mg/dl
Zielwert bei KHK-Risiko < 20 mg/dl (optional)

Normbereiche sind methoden- und laborabhängig

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Erweiterte Risikoabschätzung bei kardiovaskulären Erkrankungen (Herz-Kreislauf-Erkrankungen)
  • Evaluation bei Hypertriglyzeridämie (erhöhte Blutfette) und metabolischem Syndrom
  • Therapiemonitoring bei lipidsenkender Therapie
  • Verdacht auf familiäre kombinierte Hyperlipidämie (erbliche Fettstoffwechselstörung)

Interpretation

  • Erhöhte Werte
    • Atherogene Dyslipidämie (gefäßschädigende Fettstoffwechselstörung) bei metabolischem Syndrom oder Diabetes mellitus Typ 2 (Zuckerkrankheit)
    • Familiäre kombinierte Hyperlipidämie
    • Unzureichende Therapie bei gemischter Hyperlipoproteinämie
  • Erniedrigte Werte
    • Erfolgreiche lipidsenkende Therapie
    • Geringes atherogenes Risiko (Risiko für Gefäßverkalkung)
  • Spezifische Konstellationen
    • Besonders hoher Remnant-C bei normalem LDL kann auf residuale Risikofaktoren (verbleibende Gefährdung trotz Therapie) hinweisen
    • Remnant-Cholesterin steht im engen Zusammenhang mit der Triglyzeridkonzentration und sollte gemeinsam beurteilt werden

Weiterführende Diagnostik

  • Bestimmung von Apolipoprotein B (ApoB, Eiweißbestandteil atherogener Blutfette) zur Gesamtzahl atherogener Partikel
  • Lipoprotein-Elektrophorese bei unklarer Dyslipidämie
  • Genetische Diagnostik bei familiären Fettstoffwechselstörungen
  • Echokardiographie (Herzultraschall) oder Koronar-CT bei kardiovaskulärer Risikostratifizierung

Literatur

  1. Borén J, Chapman MJ, Krauss RM et al.: Low-density lipoproteins cause atherosclerotic cardiovascular disease: pathophysiological, genetic, and therapeutic insights. Eur Heart J. 2020;41(24):2313–2330. https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehz962