Phenylketonurie
– Weitere Therapie
Allgemeine Maßnahmen
- Alkoholkarenz bzw. stark eingeschränkter Alkoholkonsum – alkoholführende Lebensmittel und Mischgetränke enthalten häufig phenylalaninreiche Komponenten und erschweren die präzise Berechnung der täglichen Phenylalaninzufuhr.
- Normalgewicht anstreben!
Regelmäßige Überprüfung des BMI (Body-Mass-Index, Körpermasse-Index) bzw. der Körperzusammensetzung mittels Bioimpedanzanalyse.
- BMI ≥ 25 → Teilnahme an einem ärztlich betreuten Abnehmprogramm (relevant wegen hoher Energiedichte vieler Low-Protein-Spezialprodukte).
- Unterschreitung der BMI-Untergrenze (ab 45 Jahren: 22; ab 55 Jahren: 23; ab 65 Jahren: 24) → Teilnahme an einem ärztlich betreuten Programm für Untergewichtige (bei PKU selten, aber möglich bei reduzierter Formulanahrungseinnahme).
- Überprüfung der Dauermedikation Beachtung möglicher Einflüsse auf Appetit, Stimmung, Stoffwechselkontrolle oder Therapieadhärenz.
Regelmäßige Kontrolluntersuchungen
- Regelmäßige ärztliche Kontrolluntersuchungen in der Stoffwechselmedizin – Überwachung der Phenylalaninkonzentrationen, des Ernährungsstatus, des Mikronährstoffprofils und der kognitiven Entwicklung.
- Bei Erwachsenen: Screening auf neuropsychologische Auffälligkeiten (Exekutivfunktionen, Aufmerksamkeit, Verarbeitungsgeschwindigkeit).
- Bei Kinderwunsch oder Schwangerschaft: engmaschige Phe-Kontrollen zur Prävention des maternal-PKU-Syndroms.
Ernährungsmedizin
- Ernährungsberatung basierend auf einer strukturierten Ernährungsanalyse, angepasst an Alter, körperliche Aktivität, individuelle Phe-Toleranz und Therapieform.
- Ernährungsanforderungen entsprechend eines modifizierten Mischkostprofils unter strenger Beachtung der PKU-Diät:
- Phenylalaninarme Ernährung: individuelle tägliche Phe-Limits, abhängig von PKU-Schweregrad und Stoffwechseleinstellung.
- Spezielle PKU-Diätprodukte: Low-Protein-Mehle, Backwaren, Nudeln, Brote zur Reduktion der Phe-Aufnahme trotz normaler Energiezufuhr.
- Anpassung der Diät im Erwachsenenalter: regelmäßige Re-Evaluation der Phe-Toleranz entsprechend Stoffwechselstatus, körperlicher Aktivität, Berufssituation, Schwangerschaft.
- Beachtung folgender spezieller ernährungsmedizinischer Empfehlungen:
- Einnahme der Aminosäurenmischungen/medizinischen Formulanahrung in mehreren Tagesportionen – essenziell zur Deckung des Proteinbedarfs ohne Phenylalaninzufuhr.
- Sicherstellung einer adäquaten Mikronährstoffzufuhr, insbesondere Calcium, Eisen, Zink, Vitamin B12, Vitamin D, Omega-3-Fettsäuren (Docosahexaensäure, Eicosapentaensäure).
- Supplementierung mit Vitamin D3 (üblich 800-1.000 IE), da die diätetische Aufnahme bei PKU typischerweise unzureichend ist.
- Adequate Calciumzufuhr (1.000 mg/Tag) zur Unterstützung des Knochenstoffwechsels.
- Vermeidung energiedichter Low-Protein-Produkte bei Übergewicht oder erhöhtem Gewichtszuwachsrisiko.
- Bevorzugung frischer, basenbildender, phenylalaninarmer Lebensmittel wie Gemüse und Obst.
- Auswahl geeigneter Lebensmittel auf Basis der individuellen Phe-Berechnung (Phe-Äquivalente).
- Ggf. Einnahme geeigneter Nahrungsergänzungsmittel abhängig von der Mikronährstoffanalyse. Beachte: Nahrungsergänzungsmittel ersetzen nicht die medizinische Formulanahrung.
- Detaillierte ernährungsmedizinische Informationen und Diätoptimierung erfolgen in spezialisierten PKU-Ambulanzen.
Physiotherapie
- Indiziert bei motorischen Entwicklungsverzögerungen, Koordinationsstörungen oder funktionellen Einschränkungen.
- Verbesserung von Haltung, Ausdauer, Bewegungsabläufen und grobmotorischen Fähigkeiten.
Ergotherapie
- Indiziert bei feinmotorischen Auffälligkeiten, alltagspraktischen Problemen oder exekutiven Dysfunktionen.
- Training alltagsrelevanter Fertigkeiten, Unterstützung der Handlungsplanung und Strukturierung.
Psychotherapie
- Psychotherapeutische oder psychologische Unterstützung bei Belastungen durch die lebenslange Diät, Adhärenzproblemen, Stress, Angst oder sozialer Einschränkung.
- Stressmanagement, Förderung der Bewältigungsstrategien und Verbesserung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität.
Psychosoziale Unterstützung
- Begleitung bei Herausforderungen im Alltag, in Ausbildung oder Beruf, bedingt durch die lebenslange PKU-Therapie.
- Unterstützung für Angehörige und Partner beim Verständnis der Ernährungsrestriktionen.
- Hilfe bei der Organisation des Diätalltags, besonders bei Übergängen (z. B. Studium, Beruf, Familiengründung).
Organisationen und Selbsthilfegruppen
- Deutsche Interessengemeinschaft Phenylketonurie und verwandte Erkrankungen (DIG PKU) Internet: https://www.dig-pku.de/
- Regionale Selbsthilfegruppen und universitäre Stoffwechselzentren mit spezialisierten PKU-Sprechstunden.
- PKU Alliance Europe und internationale Patientenorganisationen.