Phenylketonurie – Prävention

Die Phenylketonurie ist eine autosomal-rezessiv vererbte Erkrankung. Ziel der Prävention ist nicht die Vermeidung der genetischen Erkrankung selbst, sondern die Verhinderung von Folgeschäden durch konsequente Kontrolle der Phenylalaninwerte und Optimierung aller beeinflussbaren Faktoren.

Verhaltensbedingte Risikofaktoren

  • Ernährung
    • Zu hohe Phenylalaninzufuhr
    • Unzureichende Versorgung mit Tyrosin
    • Unzureichende Versorgung mit Mikronährstoffen (Vitamin B12, Vitamin D, Calcium, Omega-3-Fettsäuren (Docosahexaensäure, Eicosapentaensäure))
  • Ungesunde Ernährung
    • Hoher Konsum unverarbeiteter eiweißreicher Lebensmittel → stark erhöhte Phenylalaninwerte
    • Unregelmäßige Mahlzeiten ohne Stoffwechselanpassung
  • Mikronährstoffmangel
    • Mangel an Vitamin B12, Folsäure, Vitamin D, Calcium, Omega-3-Fettsäuren bei unzureichender Diätführung
  • Genussmittelkonsum
    • Alkohol → Risiko unregelmäßiger Ernährung und metabolischer Entgleisungen
    • Aspartamhaltige Produkte (enthalten Phenylalanin)
  • Rauchen
    • Ungünstige Effekte auf metabolische Stabilität und Schwangerschaftsverläufe
  • Alkoholkonsum
    • Störung der Diätadhärenz, Risiko aspartamhaltiger Getränke
  • Körperliche Aktivität
    • Keine direkten Risiken, aber erhöhter Proteinbedarf → Risiko unzureichender Eiweißersatznahme
  • Körperliche Inaktivität
    • Begünstigt Übergewicht und metabolische Instabilität
  • Psycho-soziale Situation
    • Mangelnde Unterstützung erschwert konsequente Diäteinhaltung
    • Psychische Belastung → Risiko für Therapieabbrüche
  • Chronischer Stress
    • Erhöht das Risiko für Diätnichtadhärenz
    • Beeinträchtigt Essverhalten und Struktur
  • Übergewicht (BMI ≥ 25)
    • Erhöht das Risiko für metabolische Entgleisungen
  • Schlafqualität
    • Schlechter Schlaf → unregelmäßige Ernährung, geringere Compliance
  • Drogenkonsum
    • Hohe Gefahr der Therapieentgleisung
    • In Schwangerschaft strikt kontraindiziert

Präventionsfaktoren

Die Prävention der Folgeschäden der Phenylketonurie basiert auf einer stabilen Metabolitenkontrolle, optimierter Ernährung und frühzeitiger Diagnostik.

  • Ernährung – evidenzbasierte Maßnahmen
    • Lebenslange phenylalaninarme Diät
    • Regelmäßige Einnahme von phenylalaninarmen Eiweißersatzpräparaten
    • Ausreichende Versorgung mit:
      • Vitamin B12
      • Vitamin D
      • Calcium
      • Omega-3-Fettsäuren (Docosahexaensäure, Eicosapentaensäure)
    • Tyrosinsupplementation
  • Genussmittelkonsum
    • Strikter Verzicht auf Aspartam
    • Limitierung von Alkohol
    • Tabakverzicht
  • Körperliche Aktivität
    • Regelmäßige Bewegung zur Gewichtsstabilisierung
    • Anpassung des Eiweißersatzes bei höherer Belastung
  • Weitere spezifische Schutzfaktoren
    • Frühdiagnose durch Neugeborenenscreening
    • Lebenslange Betreuung im Stoffwechselzentrum
    • Sapropterin bei BH4-sensitiver Phenylketonurie
    • Pegvaliase bei Erwachsenen mit refraktären Verläufen
    • Präkonzeptionelle Beratung zur Vermeidung des maternal-Phenylketonurie-Syndroms
    • Pränatale Diagnostik bei bekannter familiärer PAH-Mutation
      • Molekulargenetische Analyse aus Chorionzottenbiopsie oder Amniozentese
      • Indiziert bei 25 % autosomal-rezessivem Risiko
      • Ermöglicht frühzeitige Diagnosestellung und reproduktionsmedizinische Planung
    • Regelmäßige neuropsychologische und psychosoziale Betreuung

Sekundärprävention

Ziel ist die frühzeitige Erkennung metabolischer Instabilitäten und die Vermeidung neurologischer oder psychosozialer Folgeschäden.

  • Früherkennung und Diagnostik
    • Regelmäßige phänotypische Re-Evaluation
    • Überprüfung der Diätadhärenz
    • Screening auf kognitive und psychische Veränderungen
  • Laborparameter
    • Nüchtern-Phenylalanin
    • Tyrosin
    • Vitamin B12
    • Vitamin D
    • Calcium
    • Eisenstatus
    • Omega-3-Status (falls verfügbar)
    • Unter Sapropterin: Verlaufskontrollen
    • Unter Pegvaliase: engmaschige Phenylalanin-Kontrollen
  • Bildgebung
    • Keine Routinebildgebung
    • Bei neurologischen Symptomen: Magnetresonanztomographie (MRT) des Gehirns
  • Funktionstests
    • Neuropsychologische Testung
    • Entwicklungstests bei Kindern
    • Monitoring exekutiver Funktionen
  • Lebensstiländerungen
    • Konsequente Diätoptimierung
    • Individuelle Ernährungsberatung
    • Verbesserung psychosozialer Rahmenbedingungen
  • Therapieansätze
    • Intensivierte Diät
    • Sapropterin bei Sensitivität
    • Pegvaliase bei unzureichender Kontrolle
  • Bewegungstherapie
    • Regelmäßige körperliche Aktivität
    • Angepasste Eiweißersatzplanung
  • Psychosoziale Unterstützung
    • Psychotherapie
    • Familien- und Sozialberatung
    • Unterstützung zur langfristigen Therapieadhärenz

Tertiärprävention

Ziel ist die Minimierung langfristiger neurologischer, kognitiver und psychosozialer Folgeschäden.

  • Langzeittherapie
    • Lebenslange Einhaltung metabolischer Zielbereiche
    • Regelmäßige Kontrollen im Stoffwechselzentrum
    • Therapieoptimierung (Diät, Sapropterin, Pegvaliase)
  • Rehabilitation und Nachsorge
    • Neuropsychologische Rehabilitation
    • Kognitive Trainingsprogramme
    • Schulische und berufliche Unterstützung
  • Psychosoziale Unterstützung
    • Psychotherapie
    • Familienunterstützung
    • Sozialmedizinische Beratung
  • Lebensstilinterventionen
    • Stabilisierung der Ernährungssituation
    • Stress- und Schlafoptimierung
    • Vermeidung von Alkohol, Nikotin und Drogen