Phenylketonurie – Medizingerätediagnostik

Obligate Medizingerätediagnostik

  • Neugeborenen-Screening mittels Tandem-Massenspektrometrie (TMS) – quantitative Bestimmung von Phenylalanin im Trockenblut (Screeningtag 36-72 h). Leitlinienkonform gemäß deutschem Neugeborenen-Screening-Programm.
  • Bestätigungsdiagnostik nach auffälligem Screening – erneute quantitative Phenylalanin- und Tyrosinbestimmung im Plasma; Berechnung des Phenylalanin/Tyrosin-Quotienten (erhöht bei Phenylketonurie).
  • Genetische Diagnostik – PAH-Genanalyse zur Bestätigung der Diagnose und zur Klassifikation des Schweregrades; essenziell für Therapieentscheidung (z. B. Ansprechbarkeit auf Sapropterin).
  • BH4-Belastungstest – zur Differenzierung zwischen klassischer Phenylketonurie und Tetrahydrobiopterin-(BH4)-Mangel.

Fakultative Medizingerätediagnostik – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese, körperlichen Untersuchung, Labordiagnostik und obligaten Medizingerätediagnostik – zur differentialdiagnostischen Abklärung

  • Magnetresonanztomographie (MRT) des Gehirns – indiziert bei klinischem Verdacht auf neurotoxische Folgen (z. B. Entwicklungsverzögerung bei unzureichend behandelter PKU); typische Befunde: Marklagerveränderungen, hypomyelinisierende Muster.
  • Neurophysiologische Diagnostik – EEG bei epileptischen Anfällen oder unklaren Bewusstseinsstörungen.
  • Augenärztliche Untersuchung – bei Verdacht auf okuläre Beteiligung im Rahmen schwerer Verläufe (z. B. Pigmentveränderungen der Retina).
  • Erweiterte metabolische Diagnostik – organische Säuren im Urin, Acylcarnitine im Blut; notwendig, um Differenzialdiagnosen anderer Aminoazidopathien oder Stoffwechseldefekte auszuschließen.

Begründung anhand aktueller Leitlinien:

  • Das TMS-basierte Neugeborenen-Screening ist laut aktueller deutscher Screening-Richtlinie und internationalen Empfehlungen der Standard zur Früherkennung.
  • Die PAH-Genotypisierung ist leitliniengerecht, um den Schweregrad und die potenzielle Therapieantwort (z. B. Sapropterin) vorherzusagen.
  • Die MRT dient gemäß internationalen Stoffwechsel-Leitlinien zur Beurteilung struktureller Hirnveränderungen bei Verdacht auf chronisch erhöhte Phenylalaninspiegel.
  • Die differenzialdiagnostische Abklärung mittels organischer Säuren, Acylcarnitinen und BH4-Testung entspricht der evidenzbasierten Vorgehensweise zur Abgrenzung von BH4-Mangel und anderen Aminoazidopathien.

Leitlinien

  1. van Wegberg AMJ, MacDonald A, Ahring K et al. The complete European guidelines on phenylketonuria: diagnosis and treatment. Orphanet J Rare Dis. 2017;12:162. https://doi.org/10.1186/s13023-017-0685-2