Phenylketonurie – Anamnese

Die Anamnese (Krankengeschichte) stellt einen wichtigen Baustein in der Diagnostik der Phenylketonurie (PKU) dar.

Eine frühzeitige Diagnostik und Therapie sind wichtig, um schwerwiegende Folgen zu verhindern.

Familienanamnese

  • Gibt es in Ihrer Familie bekannte Fälle von Phenylketonurie oder anderen angeborenen Stoffwechselerkrankungen?
  • Gab es in der Familie unklare geistige Entwicklungsstörungen oder neurologische Erkrankungen unbekannter Ursache?

Frühere Screening-Ergebnisse

  • Wurde im Neugeborenen-Screening Ihres Kindes ein erhöhter Phenylalaninspiegel festgestellt?
  • Wurde eine genetische Diagnostik oder eine PAH-Enzymaktivitätsmessung (dient zur Bestimmung der Funktion des Enzyms Phenylalaninhydroxylase (PAH), welches in der Leber das essentielle Protein Phenylalanin zu Tyrosin umwandelt) durchgeführt?
  • Falls eine Phenylketonurie bereits diagnostiziert wurde:
    • Wie hoch waren die Phenylalaninwerte im Neugeborenenalter?
    • Welche Behandlung wurde begonnen? (z. B. diätetische Therapie, Sapropterin-Therapie)
    • Wie häufig wurden Blutkontrollen des Phenylalanin-Spiegels durchgeführt?

Aktuelle Anamnese / Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)

  • Neurologische und kognitive Symptome:
    • Gab es auffällige Reizbarkeit oder Apathie (Teilnahmslosigkeit) im Säuglingsalter?*
    • Bestehen kognitive Einschränkungen oder Entwicklungsstörungen (z. B. verzögerte Sprachentwicklung, Lernschwierigkeiten, Konzentrationsprobleme)?*
    • Gibt es Auffälligkeiten in der Fein- oder Grobmotorik? (z. B. unkoordinierte Bewegungen, Muskelsteifheit, Gangunsicherheiten?)*
    • Bestehen psychische Auffälligkeiten (z. B. depressive Verstimmung, Angststörungen, ADHS-ähnliche Symptome)?*
    • Gibt es Hinweise auf epileptische Anfälle oder unklare Krampfanfälle?*
  • Gastrointestinale Symptome:
    • Gibt es Probleme mit der Nahrungsverwertung oder häufige Verdauungsbeschwerden? (z. B. Blähungen, Verstopfung, Durchfälle?)
    • Gibt es Anzeichen für Mangelernährung oder Wachstumsverzögerungen? (Größe und Gewicht angeben!)*
  • Weitere körperliche Symptome:
    • Wurde jemals ein unangenehmer, "muffiger" Körpergeruch festgestellt? (Typisch bei unbehandelter PKU!)*
    • Gibt es eine auffällig helle Haar-, Haut- oder Augenfarbe? (Hinweis auf gestörten Melanin-Stoffwechsel!)
    • Bestehen Hautprobleme, insbesondere Ekzeme oder Hautausschläge?*

Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese

  • Wie wurde Ihr Kind in den ersten Lebensmonaten ernährt:
    • Muttermilch?
    • normale Säuglingsmilch/Flaschennahrung?
  • Gab es im Säuglingsalter Probleme mit der Ernährung (z. B. Trinkschwäche, Gedeihstörung, Erbrechen)?
  • Wird eine Phenylalanin-arme Diät eingehalten? Falls ja:
    • Seit wann?
    • Wird sie regelmäßig kontrolliert?
  • Werden spezielle Eiweißersatzprodukte oder Aminosäurenmischungen eingenommen?
  • Gibt es Hinweise auf eine ungenügende Versorgung mit Vitaminen und Spurenelementen (z. B. Eisenmangel, Vitamin-B12-Mangel)?
  • Bestehen Probleme mit der Diäteinhaltung (z. B. Akzeptanzprobleme, mangelnde Compliance, unbewusste Fehler in der Ernährung)?
  • Gibt es ungewollte Gewichtsveränderungen? (Gewichtsverlust oder -zunahme?)

Eigenanamnese

  • Besteht eine Leber- oder Nierenerkrankung, die die Phenylalaninverwertung beeinflussen könnte?
  • Wurde jemals eine Therapie mit Sapropterin (BH4, Kuvan®) oder Pegvaliase durchgeführt? (Diese Medikamente können den Phenylalaninspiegel senken!)
  • Bestehen bekannte Allergien oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten? (z. B. Laktoseintoleranz, Glutenunverträglichkeit?)

Medikamentenanamnese

  • Werden regelmäßig Medikamente eingenommen, die den Phenylalaninstoffwechsel beeinflussen könnten? (z. B. Medikamente mit Aspartam als Zusatzstoff!)
  • Gibt es eine Beeinflussung der Phenylalaninwerte durch Medikamente? (z. B. durch Infektionen, Steroide, Wachstumshormone?)

* Falls diese Frage mit "Ja" beantwortet worden ist, ist ein sofortiger Arztbesuch erforderlich! (Angaben ohne Gewähr)

Unsere Empfehlung: Drucken Sie die Anamnese aus, markieren Sie alle mit „Ja“ beantworteten Fragen und nehmen Sie das Dokument mit zu Ihrem behandelnden Arzt.