Phenylketonurie – Differentialdiagnosen
Angeborene Fehlbildungen, Deformitäten und Chromosomenanomalien (Q00-Q99)
- Chromosomale Syndrome mit geistiger Behinderung – z. B. Trisomie 21, Trisomie 18, Mikrodeletionssyndrome; Entwicklungsverzögerung ohne Hyperphenylalaninämie
- Kortikale Entwicklungsstörungen – z. B. Lissenzephalie, Polymikrogyrie; Epilepsien und geistige Behinderung ohne typische Stoffwechselkonstellation
- Mikrozephalie anderer Genese – z. B. genetische Mikrozephaliesyndrome ohne Hyperphenylalaninämie
Atmungssystem (J00-J99)
- Keine primären Differentialdiagnosen für die Hyperphenylalaninämie – pulmonale Erkrankungen können jedoch bei schwer kranken Neugeborenen die klinische Symptomatik überlagern
Bestimmte Zustände, die ihren Ursprung in der Perinatalperiode haben (P00-P96)
- Hypoxisch-ischämische Enzephalopathie des Neugeborenen – Krampfanfälle, Tonusauffälligkeiten, Entwicklungsstörungen ohne persistierende Hyperphenylalaninämie
- Intrakranielle Blutungen des Früh- und Neugeborenen – fokale oder generalisierte neurologische Ausfälle
- Perinatale Infektionen – z. B. Sepsis neonatorum; neurologische Symptomatik und Laborveränderungen ohne typisches Aminoazidmuster
Augen und Augenanhangsgebilde (H00-H59)
- Korneale Veränderungen bei Tyrosinämie Typ II – Photophobie, Keratitis, Schmerzen; können bei Säuglingen mit Entwicklungsstörungen differenzialdiagnostisch relevant sein
- Retinopathien genetischer Ursache – z. B. kongenitale Amaurose; isolierte Sehstörungen ohne typische Stoffwechselkonstellation
Blut, blutbildende Organe und Immunsystem (D50-D90)
- Folsäuremangel – neurologische Störungen und Entwicklungsverzögerung durch Hyperhomocysteinämie
- Vitamin-B12-Mangel – Myelopathie, Polyneuropathie und kognitive Defizite; ggf. im Rahmen mütterlicher Mangelzustände
Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten (E00-E90)
- Ahornsirupkrankheit (MSUD) – Störung des Abbaus verzweigtkettiger Aminosäuren (Leuzin, Isoleuzin, Valin); Geruch nach Ahornsirup, schwere Enzephalopathie, charakteristisches Aminosäurenprofil
- Alkaptonurie – Störung des Tyrosinabbaus; dunkler Urin, Ochronose; keine typische Hyperphenylalaninämie
- Tetrahydrobiopterin-(BH4)-Mangel – z. B. PTPS-Mangel, DHPR-Mangel, GTPCH-Mangel; Hyperphenylalaninämie mit zusätzlich gestörter Neurotransmittersynthese
- Hereditäre Fruktoseintoleranz – Hypoglykämien, Leberversagen, Gerinnungsstörungen; keine isolierte Hyperphenylalaninämie
- Homozystinurie – hohe Homocysteinspiegel, Marfanoid-Habitus, Luxation der Linsen, Thromboseneigung
- Isovalerianazidämie – „Schweißfüße“-Geruch, metabolische Azidose, Erbrechen, Lethargie
- Galaktosämien – z. B. GALT-Mangel; Ikterus, Leberversagen, Katarakt, Sepsisrisiko
- Methylmalonazidurie – metabolische Azidose, Hyperammonämie, neurologische Auffälligkeiten; pathologisches organisches Säuremuster
- Nonketotische Hyperglyzinämie – schwere neonatale Enzephalopathie, Krampfanfälle, Apnoen; charakteristischer Glycinanstieg
- Propionazidämie – metabolische Azidose, Hyperammonämie, Enzephalopathie; typisches Muster organischer Säuren
- Tyrosinämie Typ I – Succinylaceton-Nachweis, schwere Hepatopathie, tubuläre Nierenschädigung, Gerinnungsstörungen
- Tyrosinämie Typ II – okulokutane Symptome (Keratitis, palmoplantare Hyperkeratosen) mit erhöhter Tyrosinkonzentration
- Tyrosinämie Typ III – seltene Form mit primär neurologischer Symptomatik
- Urea-Cycle-Defekte – Hyperammonämie mit Enzephalopathie, Erbrechen und Lethargie; typisches Muster der Aminosäuren (z. B. Citrullin, Arginin)
Haut und Unterhaut (L00-L99)
- Dermatologische Manifestationen der Tyrosinämie Typ II – palmoplantare Hyperkeratosen, ulzerierende Hautveränderungen
- Ekzematöse Dermatosen anderer Genese – ohne Stoffwechselstörung
Herzkreislaufsystem (I00-I99)
- Kongenitale Herzfehler mit sekundärer zerebraler Hypoxie – Entwicklungsretardierung und neurologische Symptome ohne Aminoazidopathie
Infektiöse und parasitäre Krankheiten (A00-B99)
- Kongenitale Virusinfektionen – z. B. Cytomegalie, Röteln, Zika-Virus; Mikrozephalie, Entwicklungsstörungen, Hörstörungen
- Meningitis und Enzephalitis – akute neurologische Symptomatik, Krampfanfälle, Liquorveränderungen
- Sepsis neonatorum – Enzephalopathie, Hypotonie, Multiorganbeteiligung
Leber, Gallenblase und Gallenwege sowie Pankreas (K70-K77; K80-K87)
- Akutes Leberversagen unterschiedlicher Genese – Hyperammonämie, Gerinnungsstörung, Enzephalopathie ohne spezifische Hyperphenylalaninämie
- Chronische Hepatopathien – z. B. biliäre Atresie, metabolische Lebererkrankungen; Wachstumsstörungen und neurokognitive Defizite
- Leberzellkarzinom – bei älteren Patienten mit chronischer Lebererkrankung; keine Differenzialdiagnose im Neugeborenenscreening, aber bei unklaren Leberlaborveränderu