Hilfsmittel zur Rückbildung – Beckenbodentrainer und Physiotherapie nutzen
Die Rückbildung nach einer Geburt ist ein zentraler Bestandteil der postpartalen Rehabilitation (Rückbildung nach der Geburt). Der Beckenboden spielt hierbei eine Schlüsselrolle, da er durch Schwangerschaft und Geburt stark belastet wird. Ein gezieltes Training kann langfristig vor Inkontinenz, Senkungsbeschwerden und Instabilitäten im Beckenbereich schützen. Neben klassischen Rückbildungsübungen können auch spezielle Hilfsmittel wie Beckenbodentrainer eingesetzt werden. Ergänzend unterstützt eine physiotherapeutische Begleitung eine korrekte und effektive Durchführung der Übungen.
Belastungen des Beckenbodens nach der Geburt
Während Schwangerschaft und Geburt erfährt der Beckenboden eine erhebliche Dehnung und Druckbelastung. Vaginale Geburten, Geburtsverletzungen (z. B. Dammriss, Episiotomie (Dammschnitt)) oder eine instrumentelle Entbindung (Saugglocke, Zange) erhöhen zusätzlich das Risiko für Funktionsstörungen. Häufige Folgen sind Belastungsinkontinenz, Senkungsbeschwerden oder Schmerzen im Beckenbereich.
Beckenbodentrainer als unterstützendes Hilfsmittel
Beckenbodentrainer – von Kugeln bis zu modernen Biofeedback- und Elektrostimulationsgeräten – können das Training intensivieren.
- Biofeedback-Geräte geben Rückmeldung über die Anspannung und Entspannung der Muskulatur und helfen, die Wahrnehmung zu verbessern.
- Elektrostimulation kann bei ausgeprägter Schwäche gezielt Impulse setzen, um Muskelaktivität wiederherzustellen.
- Trainingskugeln oder -konen fördern die Muskelspannung über Gewichts- und Haltereize.
Studien zeigen, dass Frauen, die Beckenbodentraining mit Biofeedback oder Elektrostimulation durchführen, signifikant bessere Ergebnisse in Bezug auf Muskelkraft und Kontinenz erzielen [1].
Physiotherapie als strukturierte Rückbildungsmaßnahme
Eine physiotherapeutische Rückbildungstherapie ist besonders sinnvoll bei Frauen mit Risikofaktoren oder Beschwerden. Die individuelle Anleitung unterstützt die richtige Aktivierung des Beckenbodens, die Vermeidung von Kompensationsmustern und die Integration in alltagsnahe Bewegungen. Durch gezielte Übungen können nicht nur der Beckenboden, sondern auch die Bauchmuskulatur (z. B. bei Rektusdiastase (Auseinanderweichen der geraden Bauchmuskeln)) und die Haltung stabilisiert werden.
Praktische Tipps für den Alltag
- Schon in den ersten Wochen auf rückenschonendes Heben und Tragen achten.
- Beim Husten oder Niesen bewusst anspannen, um Druck auf den Beckenboden abzufangen.
- Sanfte Atemübungen mit Beckenbodenaktivierung in den Alltag integrieren.
- Frühzeitig eine physiotherapeutische Abklärung bei Beschwerden suchen, insbesondere bei Inkontinenz, Schmerzen oder Instabilität.
Prävention und Langzeitnutzen
Ein konsequentes Beckenbodentraining – unterstützt durch Hilfsmittel oder Physiotherapie – verbessert nicht nur die Rückbildung, sondern beugt langfristig Beschwerden vor. Regelmäßiges Training über die Rückbildungszeit hinaus ist entscheidend, um die muskuläre Stabilität dauerhaft zu erhalten.
Literatur
- Dumoulin C, Cacciari LP, Hay-Smith EJC: Pelvic floor muscle training versus no treatment for urinary incontinence in women. Cochrane Database of Systematic Reviews. 2018;10:CD005654. doi: 10.1002/14651858.CD005654.pub4.
- Boyle R, Hay-Smith EJC, Cody JD, Mørkved S: Pelvic floor muscle training for prevention and treatment of urinary and faecal incontinence in antenatal and postnatal women. Cochrane Database of Systematic Reviews. 2012;10:CD007471. doi: 10.1002/14651858.CD007471.pub2.
- Ferreira CHJ, Barbosa PB, de Oliveira Souza F, Antônio FI, Franco MM, Bø K: Inter-rater reliability study of the modified Oxford Grading Scale and the Peritron manometer. Physiotherapy. 2011;97(2):132-138. doi: 10.1016/j.physio.2010.09.006.