Stillen und Verhütung: Warum Stillen keine sichere Schwangerschaftsverhütung ist

Stillen beeinflusst den weiblichen Hormonhaushalt und kann den Eisprung für eine gewisse Zeit verzögern. Dennoch ist es kein sicherer Schutz vor einer erneuten Schwangerschaft. Viele Frauen unterschätzen, wie früh die Fruchtbarkeit nach der Geburt zurückkehren kann – auch während des Stillens [1-3].

Stillen und Hormonveränderungen

Beim Stillen steigt der Spiegel des Hormons Prolaktin. Prolaktin hemmt die Reifung von Eizellen und unterdrückt den Eisprung. Dieser Effekt ist jedoch nicht zuverlässig und hängt stark von der Häufigkeit und Intensität des Stillens ab. Entscheidend ist: Der erste Eisprung kann auftreten, bevor die erste Regelblutung zurückkehrt. Das bedeutet, dass auch Frauen ohne Menstruation nach der Geburt bereits schwanger werden können [1, 3].

Wann kehrt die Fruchtbarkeit zurück?

  • Frauen, die nicht stillen: Der erste Eisprung tritt im Durchschnitt nach 6-13 Wochen auf.
  • Frauen, die stillen: Der Zeitpunkt ist sehr variabel. Einige Frauen haben schon nach wenigen Wochen wieder einen Eisprung, andere erst Monate später. Spätestens mit der Einführung von Beikost oder längeren Stillpausen steigt die Wahrscheinlichkeit für die Rückkehr der Fruchtbarkeit deutlich [1, 2].

Typische Einflussfaktoren

  • Unregelmäßiges oder seltenes Stillen, besonders nachts
  • Einführung von Beikost oder Flaschennahrung
  • Abpumpen statt direktes Stillen
  • Individuelle hormonelle Unterschiede

Diese Faktoren erklären, warum Stillen allein nicht als Verhütungsmethode geeignet ist.

Geeignete Verhütung in der Stillzeit

Um eine erneute Schwangerschaft sicher zu verhindern, sollte rechtzeitig über geeignete Methoden gesprochen werden. Bewährt haben sich [2, 3]:

  • Gestagen-Monopräparate (z. B. Minipille, Hormonspirale, Implantat): Sie beeinflussen die Milchproduktion nicht.
  • Kupferspirale: Eine hormonfreie und sehr zuverlässige Option.
  • Barrieremethoden (z. B. Kondome): sofort einsetzbar
  • Kombinierte hormonelle Methoden (z. B. klassische Pille mit Östrogen): In der frühen Stillzeit nicht empfohlen, da sie die Milchmenge verringern können.

Fazit

Stillen kann den Eisprung verzögern, schützt aber nicht zuverlässig vor einer erneuten Schwangerschaft. Da die Fruchtbarkeit schon vor der ersten Menstruation zurückkehren kann, ist eine zusätzliche und sichere Verhütung ratsam, sobald wieder Geschlechtsverkehr stattfindet und keine erneute Schwangerschaft gewünscht ist.

Literatur

  1. Curtis KM, Nguyen AT, Tepper NK et al.: U.S. Selected Practice Recommendations for Contraceptive Use, 2024. MMWR Recomm Rep. 2024;73(3):1-77. doi: 10.15585/mmwr.rr7303a1.
  2. Nguyen AT, Curtis KM, Tepper NK et al.: U.S. Medical Eligibility Criteria for Contraceptive Use, 2024. MMWR Recomm Rep. 2024;73(4):1-126. doi: 10.15585/mmwr.rr7304a1.
  3. Grandi G, Merlino L, Facchinetti F et al.: Postpartum contraception: A matter of guidelines. Int J Gynecol Obstet. 2024;167(1):10-16. doi: 10.1002/ijgo.14928.