Welche Verhütungsmethoden sind in der Stillzeit erlaubt und sicher?
Nach der Geburt eines Kindes beginnt eine besondere Zeit. Viele Eltern sind überrascht, dass eine Frau schon wenige Wochen nach der Entbindung wieder fruchtbar sein kann – auch wenn die Regelblutung bislang nicht eingesetzt hat. Stillen kann den Eisprung zwar verzögern, bietet aber keinen sicheren Schutz vor einer erneuten Schwangerschaft [1]. Deshalb ist es sinnvoll, sich frühzeitig mit dem Thema Verhütung auseinanderzusetzen.
Warum Stillen allein nicht ausreicht
Das Saugen des Babys an der Brust hemmt bestimmte Hormone, die für den Eisprung notwendig sind. Dadurch dauert es bei vielen Frauen länger, bis die Fruchtbarkeit zurückkehrt. Doch dieser Schutz ist unzuverlässig. Bereits nach einigen Wochen kann ein Eisprung stattfinden – und zwar auch ohne vorherige Menstruationsblutung [1, 2]. Besonders wenn Abstände zwischen den Stillmahlzeiten größer werden oder Beikost eingeführt wird, steigt die Wahrscheinlichkeit, wieder schwanger zu werden.
Welche Verhütungsmethoden kommen infrage?
Barriere-Methoden
Kondome oder Diaphragmen können direkt nach der Geburt genutzt werden. Sie sind unkompliziert und haben den Vorteil, dass sie die Muttermilch nicht beeinflussen. Allerdings hängt ihre Sicherheit stark von der richtigen Anwendung ab.
Spirale (Intrauterinpessar, IUD)
Nach etwa vier bis sechs Wochen, wenn sich die Gebärmutter zurückgebildet hat, kann eine Spirale eingesetzt werden. Sie schützt zuverlässig über mehrere Jahre. Kupferspiralen können allerdings zu stärkeren Blutungen führen, während Hormonspiralen diese oft eher abschwächen [1].
Gestagenhaltige Methoden
Besonders geeignet während der Stillzeit sind Präparate, die nur ein Gestagen enthalten. Dazu zählen:
- Minipille (Gestagenpille): muss täglich zur gleichen Uhrzeit eingenommen werden; beeinflusst die Milchmenge nicht
- Hormonimplantat: wird unter die Haut eingesetzt und schützt bis zu drei Jahre
- Dreimonatsspritze: eine Injektion, die drei Monate wirkt
- Hormonspirale: wird in die Gebärmutter eingesetzt und wirkt mehrere Jahre
Alle diese Methoden haben gemeinsam, dass sie die Muttermilch nicht beeinträchtigen und nur in sehr geringen Mengen in die Milch übergehen [3].
Kombinationspille (Östrogen + Gestagen)
Von dieser Methode wird in der Stillzeit abgeraten, da das enthaltene Östrogen die Milchbildung vermindern kann. Außerdem ist das Risiko für Blutgerinnsel in den ersten Wochen nach der Geburt ohnehin erhöht [1].
Wichtige Tipps für den Alltag
- Frühzeitig in der Schwangerschaft mit der Ärztin oder dem Arzt über die gewünschte Methode sprechen. So kann die Verhütung direkt nach der Geburt beginnen.
- Stillen schützt nicht zuverlässig – spätestens mit Einführung der Beikost sollte eine sichere Methode gewählt werden.
- Die passende Verhütungsmethode hängt von den eigenen Wünschen, der Familienplanung und der gesundheitlichen Situation ab.
- Regelmäßige Kontrollen nach Einsetzen einer Spirale oder eines Implantats sind wichtig, um die richtige Lage zu überprüfen.
Fazit
In der Stillzeit eignen sich besonders gestagenhaltige Verhütungsmethoden und nicht-hormonelle Methoden wie die Spirale oder Kondome. Östrogenhaltige Präparate sollten vorerst vermieden werden. Am besten wird die Entscheidung gemeinsam mit der Ärztin oder dem Arzt getroffen – so lässt sich eine Methode finden, die sowohl zur Stillzeit als auch zu den persönlichen Lebensumständen passt.
Literatur
- Nguyen AT, Curtis KM, Tepper NK et al.: U.S. Medical Eligibility Criteria for Contraceptive Use, 2024. MMWR Recomm Rep. 2024;73(RR-4):1-126. doi.org/10.15585/mmwr.rr7304a1.
- Curtis KM, Tepper NK, Nguyen AT et al.: U.S. Selected Practice Recommendations for Contraceptive Use, 2024. MMWR Recomm Rep. 2024;73(RR-3):1-77. doi.org/10.15585/mmwr.rr7303a1.
- Chmaj-Wierzchowska K, Wszołek K, Tomczyk K, Wilczak M: Safety of Progestogen Hormonal Contraceptive Methods during Lactation: An Overview. Clin Pract. 2024;14(3):1054-1064. doi.org/10.3390/clinpract14030083.