Rückbildung nach der Geburt: Alles über Beckenboden, Bauchmuskeln und Gebärmutter

Nach Schwangerschaft und Geburt verändert sich der Körper einer Frau stark. Diese Veränderungen bilden sich in den Wochen und Monaten nach der Geburt langsam zurück – dieser Prozess wird Rückbildung genannt. Er betrifft Uterus (Gebärmutter), Vagina (Scheide), Beckenboden und Bauchmuskeln. Rückbildungsgymnastik – also spezielle Übungen – kann den Prozess beschleunigen, Beschwerden lindern und die Lebensqualität verbessern. Patientinnen sollten gezielt dahingehend beraten werden, ab wann und wie ein Training sicher ist. Studien zeigen: Vor allem Beckenbodentraining ist eine wirksame Maßnahme [1, 2].

Uterus – Rückbildung im Wochenbett

Direkt nach der Geburt wiegt der Uterus (Gebärmutter) etwa ein Kilogramm. Innerhalb einer Woche halbiert sich dieses Gewicht. Nach etwa sechs Wochen ist sie mit 60-100 Gramm fast wieder so klein wie vor der Schwangerschaft.
Der obere Rand der Gebärmutter ist nach der Entbindung zunächst auf Höhe des Bauchnabels tastbar und wandert im Laufe von zehn Tagen bis knapp über das Schambein. Stillen beschleunigt diesen Prozess, da das Hormon Oxytocin dabei freigesetzt wird – es sorgt für Nachwehen, die wie ein Ziehen im Unterbauch spürbar sein können.

Cervix, Vagina und Wochenfluss

Die Cervix (Gebärmutterhals) verengt sich innerhalb von ein bis zwei Wochen so weit, dass nur noch der Wochenfluss abfließt. Dieser Ausfluss ist zunächst blutig, wird dann bräunlich-serös und schließlich gelblich-weiß. Eine Dauer von bis zu sechs Wochen gilt als normal. Bei neu einsetzenden starken Blutungen, übel riechendem Ausfluss oder Fieber sollte ärztlich kontrolliert werden.

Die Vagina (Scheide) gewinnt ihre Elastizität und Form nach etwa sechs bis zehn Wochen zurück. Bei stillenden Frauen kann die Schleimhaut aufgrund niedriger Östrogenspiegel trockener sein, was beim Geschlechtsverkehr Beschwerden verursachen kann. Hier helfen Gleitmittel oder – nach ärztlicher Rücksprache – niedrig dosierte örtliche Hormonpräparate.

Bauchdecke und Rektusdiastase

Während der Schwangerschaft werden die geraden Bauchmuskeln auseinander gedrängt. Nach der Geburt bleibt bei vielen Frauen eine Lücke bestehen, die Rektusdiastase genannt wird. Sie kann ein Vorwölben des Bauches verursachen.
Sanfte Übungen für die tiefen Bauchmuskeln (z. B. bewusstes Anspannen beim Ausatmen) sind sinnvoll. Klassische Sit-ups oder starke Belastungen sollten vermieden werden, bis die Bauchmitte wieder stabil ist. In den meisten Fällen bessert sich eine Rektusdiastase in den ersten Monaten von selbst. Bleibt sie bestehen oder treten Schmerzen oder eine Vorwölbung mit Bruchgefühl auf, ist ärztliche Abklärung sinnvoll.

Beckenboden – Stabilität und Kontinenz

Der Beckenboden ist die Muskelplatte, die Blase, Gebärmutter und Enddarm trägt. Er wird in der Schwangerschaft und besonders bei einer vaginalen Geburt stark gedehnt. Häufig treten in den ersten Wochen nach der Geburt eine vorübergehende Blasenschwäche oder ein Druckgefühl nach unten auf.
Gezieltes Beckenbodentraining ist nachweislich die wichtigste Maßnahme zur Vorbeugung und Behandlung einer Harninkontinenz [1, 2]. Erste Wahrnehmungsübungen können schon in den ersten Tagen nach einer unkomplizierten Geburt beginnen. Intensiveres Training empfiehlt sich nach etwa sechs Wochen, wenn die Wundheilung abgeschlossen ist. Regelmäßiges Üben stärkt die Muskulatur, verbessert die Kontrolle über Blase und Darm und beugt Senkungsbeschwerden vor (z. B. Absinken von Gebärmutter oder Blase).

Rückbildungsgymnastik: Zeitpunkt, Ablauf und Kursangebote

  • Frühe Phase (erste Tage): leichte Atem- und Anspannungsübungen, wenn keine Komplikationen bestehen
  • Ab sechs Wochen: gezieltes Rückbildungsprogramm mit Übungen für Beckenboden, Bauch und Rücken
  • Kurse: Hebammen bieten in der Regel Rückbildungskurse an. Oft zahlen die Krankenkassen bis zu zehn Stunden innerhalb von neun Monaten nach der Geburt.
  • Zu Hause: Drei kurze Übungseinheiten pro Woche reichen schon, wenn sie regelmäßig durchgeführt werden.

Der Vorteil eines Kurses: fachgerechte Anleitung, feste Termine und Austausch mit anderen Müttern.

Besonderheiten nach Kaiserschnitt

Auch nach einem Kaiserschnitt ist Rückbildung wichtig. Zwar wurde der Beckenboden beim Geburtsvorgang nicht so stark belastet, doch die Bauchdecke ist durch den Schnitt geschwächt. Außerdem hat die Schwangerschaft selbst die Beckenbodenmuskulatur beansprucht.
In den ersten Wochen nach einer Operation steht die Wundheilung im Vordergrund. Erst wenn die Narbe schmerzfrei und stabil ist (meist nach sechs Wochen), sollte mit gezielten Übungen begonnen werden.

Sexualität und Verhütung

Sexualität kann wieder aufgenommen werden, wenn sich die Frau wohlfühlt, keine Schmerzen bestehen und die Blutungen weitgehend aufgehört haben. Wichtig: Auch in der Stillzeit ist eine Schwangerschaft möglich. Daher sollte frühzeitig über Verhütung gesprochen werden. Geeignet sind zum Beispiel Kondome, Gestagen-Monopräparate (sogenannte „Minipille“) oder eine Spirale. Kombinationspräparate mit Östrogen werden bei stillenden Frauen erst später empfohlen.

Wann ärztlich abklären?

  • Starke oder wiederkehrende Blutungen nach den ersten Tagen
  • Übel riechender Ausfluss, Fieber oder Schmerzen
  • Anhaltende Inkontinenz (Blasenschwäche)
  • Starkes Druck- oder Fremdkörpergefühl im Beckenbereich
  • Deutliche, schmerzhafte Vorwölbung der Bauchdecke

Frühzeitige Abklärung verbessert die Behandlungsergebnisse.

Fazit

Rückbildung ist ein Prozess, der Zeit benötigt. Innerhalb der ersten sechs Wochen sind die größten Veränderungen sichtbar, doch volle Stabilität erreichen viele Frauen erst nach mehreren Monaten. Geduld, regelmäßige Übungen und fachliche Begleitung durch Hebammen oder Physiotherapeut:innen sind entscheidend, um Beckenboden, Bauch und Rücken nachhaltig zu stärken.

Literatur

  1. Beamish NF, McCarthy C, Matera-Daley R et al.: Impact of postpartum exercise on pelvic floor disorders and diastasis rectus abdominis: a systematic review and meta-analysis. Br J Sports Med. 2024. doi: 10.1136/bjsports-2024-108619.
  2. Cabrera-Martos I, Díaz-Arribas MJ, Muñoz-Vico FJ et al.: Physical therapist interventions to prevent postpartum urinary incontinence: a systematic review. Phys Ther. 2025. doi: 10.1093/ptj/pzaf017.