Stanzbiopsie

Die Stanzbiopsie ist ein minimal-invasives Verfahren zur Gewinnung zylindrischer Gewebeproben mittels einer speziellen Hohlnadel. Sie ermöglicht eine präzise histologische Diagnose durch den Erhalt vollständiger Gewebestrukturen. Stanzbiopsien erfolgen meist unter bildgebender Kontrolle wie Ultraschall, Magnetresonanztomographie (MRT) oder Computertomographie (CT).

Anwendungsgebiete

  • Mamma (Brust)
    Die Stanzbiopsie ist das Standardverfahren zur Abklärung suspekter Mammaläsionen (verdächtige Veränderungen der Brustdrüse). Durch bildgebende Steuerung (Ultraschall, MRT oder stereotaktisch) wird eine verdächtige Läsion gezielt biopsiert. Sie dient der sicheren Diagnose eines Mammakarzinoms oder einer benignen Veränderung.
  • Prostata
    Bei erhöhtem Prostata-spezifischem Antigen (PSA) oder auffälligem Tastbefund wird eine transrektale (durch den Mastdarm), transperineale (durch den Darm) oder seltener transgluteale (durch den Gesäßmuskel) Stanzbiopsie der Prostata durchgeführt. Die Proben werden systematisch aus verschiedenen Arealen der Prostata entnommen, überwiegend unter sonographischer und zunehmend auch unter MRT-Steuerung.
  • Leber
    Die Leber-Stanzbiopsie dient der Abklärung unklarer Lebererkrankungen, beispielsweise zur Diagnostik einer Hepatitis, Fibrose oder eines malignen Tumors. Sie erfolgt in der Regel ultraschallgesteuert und erfordert eine präzise Gerinnungsdiagnostik vorab.
  • Niere
    Die Nierenbiopsie ist ein etabliertes Verfahren zur Diagnostik glomerulärer, tubulointerstitieller oder vaskulärer Nierenerkrankungen. Unter sonographischer Kontrolle wird ein kleiner Gewebezylinder aus dem Nierenparenchym gewonnen.

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Ungenügend korrigierbare Gerinnungsstörungen (z. B. Thrombozytopenie (Mangel an Thrombozyten/Blutplättchen), Antikoagulation/Blutverdünner)
  • Akute Infektionen im Zielgebiet
  • Tumorverdacht mit hohem Risiko einer Tumorzellverschleppung (z. B. Keimzelltumoren)
  • Fehlende Kooperation des Patienten bei inadäquater Sedierbarkeit

Vor der Biopsie

  • Vorbereitende Maßnahmen
    • Gerinnungsdiagnostik (Quick/INR, PTT, Thrombozytenzahl)
    • Anamnese zu Gerinnungshemmern (z. B. Acetylsalicylsäure, direkte orale Antikoagulantien [DOAKs])
    • Bildgebende Vordiagnostik zur genauen Lokalisation der Zielstruktur
    • Aufklärung über Ablauf, Risiken und mögliche Komplikationen

Das Verfahren

  • Technik und Ablauf
    • Durchführung in Lokalanästhesie oder unter leichter Sedierung
    • Hautdesinfektion und sterile Abdeckung des Eingriffsgebiets
    • Bildgebende Steuerung zur exakten Platzierung der Biopsienadel
    • Entnahme eines oder mehrerer Gewebezylinder mittels Stanztechnik
    • Anlage eines Druckverbandes zur Hämostase
  • Dauer
    • Der Eingriff dauert in der Regel 20-40 Minuten.
  • Spezielle Hinweise je nach Organ
    • Brust: Ultraschall-, MRT- oder stereotaktisch gesteuerte Stanzbiopsie
    • Prostata: Transrektale oder transperineale Stanzbiopsie mit systematischer Probenentnahme
    • Leber: Ultraschallgesteuerte Stanzbiopsie unter Beachtung der Gerinnungssituation
    • Niere: Sonographisch assistierte Nierenbiopsie mit postinterventioneller Überwachung

Nach der Biopsie

  • Unmittelbare Maßnahmen
    • Anlage eines Kompressionsverbandes (bei oberflächlichen Eingriffen)
    • Beobachtung des Patienten für 1-2 Stunden hinsichtlich Nachblutungen oder Schmerzen
  • Verhaltensregeln
    • Körperliche Schonung für 24-48 Stunden
    • Vermeidung schwerer körperlicher Anstrengung und Sport
    • Achten auf mögliche Komplikationszeichen wie Hämatome, Schmerzen oder Fieber
  • Kontrolluntersuchung
    • Pathologischer Befund in der Regel innerhalb weniger Tage verfügbar
    • Gegebenenfalls weitere Diagnostik oder Therapieanpassung bei auffälligen Befunden

Mögliche Komplikationen

  • Blutungen
    Häufigste Komplikation, insbesondere bei Organbiopsien wie Leber oder Niere.
  • Hämatombildung (Blutergussbildung)
    Lokale Blutansammlung im Bereich der Biopsiestelle.
  • Infektionen
    Selten, durch sterile Technik weitgehend vermeidbar.
  • Verletzung benachbarter Strukturen
    Möglich bei tiefer liegenden Organen, insbesondere bei Leber- und Nierenbiopsien.
  • Tumorzellverschleppung
    Extrem selten, kann bei bestimmten malignen Tumoren auftreten.

Fazit

Die Stanzbiopsie stellt ein sicheres und effektives diagnostisches Verfahren dar. Bei sorgfältiger Indikationsstellung, präziser Durchführung und adäquater Nachsorge ermöglicht sie eine hohe diagnostische Ausbeute bei gleichzeitig geringer Komplikationsrate.