Feinnadelaspirationsbiopsie (FNA)
Die Feinnadelaspirationsbiopsie (FNA, englisch: Fine Needle Aspiration Biopsy [FNA]) ist ein minimal-invasives Verfahren zur Gewinnung von Zellmaterial durch eine dünne Punktionsnadel. Sie wird insbesondere zur schnellen und schonenden Abklärung von Raumforderungen eingesetzt und ermöglicht eine zytologische Beurteilung des entnommenen Materials. In vielen Fällen erfolgt die Punktion unter bildgebender Kontrolle (Ultraschall oder Computertomographie).
Anwendungsgebiete
- Schilddrüse
Bei sonographisch suspekten (verdächtigen) Schilddrüsenknoten wird die FNA eingesetzt, um maligne (bösartigen) Veränderungen (z. B. papilläres Schilddrüsenkarzinom) von benignen (gutartigen) Läsionen zu differenzieren. - Lymphknoten
Die FNA dient der Abklärung vergrößerter oder suspekter Lymphknoten, etwa zur Diagnostik von Lymphomen oder Metastasen (Tochtergeschwülste) bei bekannten Karzinomen. - Brust (Mamma)
In bestimmten Fällen erfolgt eine FNA von Mammaläsionen (verdächtige Areale der Brust), insbesondere bei tastbaren Befunden oder bei zystischen Veränderungen. - Weichteiltumoren und subkutane Raumforderungen
Schnelle Diagnostik bei oberflächlichen Knoten, z. B. Lipome, Weichteilsarkome oder Zysten. - Speicheldrüsen
Abklärung von unklaren Raumforderungen der Glandula parotis (Ohrspeicheldrüse), Glandula submandibularis (Unterkieferspeicheldrüse) und Glandula sublingualis (Unterzungenspeicheldrüse) - Lunge
Bei pulmonalen Rundherden oder suspekten Lungenläsionen erfolgt die transbronchiale oder transthorakale FNA unter computertomographischer Kontrolle.
Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
- Gerinnungsstörungen, die ein sicheres Punktieren verhindern (z. B. schwere Thrombozytopenie (krankhafter Mangel an Thrombozyten/Blutplättchen), unkontrollierte Antikoagulation/Blutgerinnung)
- Starke Vaskularisation der Läsion mit erhöhtem Blutungsrisiko
- Akute Infektionen im Punktionsgebiet
- Verdacht auf hochvaskularisierte Läsionen (z. B. Hämangiome/Blutschwamm) bei nicht sicherer Abgrenzung
Vor der Biopsie (Vorbereitende Maßnahmen)
- Gerinnungsdiagnostik (Quick/INR, PTT, Thrombozytenzahl)
- Medikamentenanamnese bezüglich gerinnungshemmender Therapien
- Bildgebende Diagnostik zur Lokalisation der Läsion (Ultraschall, CT)
- Aufklärung über Verfahren, mögliche Risiken und Nachsorgehinweise
Das Verfahren (Technik und Ablauf)
- Durchführung in Lokalanästhesie (örtliche Betäubung) oder ohne Anästhesie bei oberflächlichen Läsionen
- Hautdesinfektion und sterile Vorbereitung
- Punktion der Zielstruktur mit einer feinen Nadel (25-27G)
- Aspirieren von Zellmaterial mittels Unterdruck (Spritze oder Aspirationssystem)
- Mehrfache Punktionsversuche möglich, um ausreichendes Material zu gewinnen
- Direktes Ausstreichen des entnommenen Materials auf Objektträgern zur Fixierung und späteren zytologischen Untersuchung
Dauer: Ca. 10-20 Minuten je nach Lokalisation und Schwierigkeitsgrad.
Nach der Biopsie (Nachsorge und Verhalten)
- Kurzzeitige Kompression der Punktionsstelle zur Blutstillung
- Beobachtung auf Hämatombildung oder Nachblutung
- Keine speziellen Bewegungseinschränkungen erforderlich bei komplikationslosem Verlauf
- Information über Zeichen möglicher Komplikationen (z. B. Schmerzen, Schwellung, Fieber)
Mögliche Komplikationen
- Hämatombildung (Bluterguss)
Kleine lokale Blutergüsse sind möglich, meist selbstlimitierend. - Infektionen
Sehr selten bei steriler Technik. - Schmerzen an der Punktionsstelle
Kurzzeitig und in der Regel gut beherrschbar. - Unzureichendes Zellmaterial
Kann eine Wiederholung der Biopsie oder den Wechsel zu einer Stanzbiopsie erforderlich machen.
Fazit
Die Feinnadelaspirationsbiopsie (FNA) ist ein schonendes und sicheres Verfahren zur zytologischen Diagnostik. Sie erlaubt eine schnelle und wenig belastende Abklärung suspekter Läsionen bei minimalem Risiko. Durch erfahrene Punktionstechnik und eine enge Zusammenarbeit mit der Zytopathologie kann die diagnostische Aussagekraft deutlich erhöht werden.