Exzisionsbiopsie
Die Exzisionsbiopsie ist ein chirurgisches Verfahren, bei dem eine verdächtige Läsion oder ein kompletter Gewebebereich vollständig entfernt und anschließend histopathologisch untersucht wird. Im Gegensatz zu punktuellen Biopsieverfahren wie der Stanz- oder Vakuumbiopsie wird bei der Exzisionsbiopsie das gesamte Zielareal entnommen, um eine umfassende Diagnostik zu ermöglichen.
Anwendungsgebiete
- Haut
Exzisionsbiopsien sind das Standardverfahren zur Abklärung von suspekten (verdächtigen) Hautveränderungen, insbesondere pigmentierter Läsionen (z. B. malignes Melanomverdacht) oder unklarer Knoten. - Lymphknoten
Bei unklarer Lymphadenopathie (Lymphknotenvergrößerung) wird ein kompletter Lymphknoten exzidiert, um eine präzise histologische (feingewebliche) und immunhistochemische Diagnostik durchzuführen, insbesondere bei Verdacht auf maligne Lymphome oder Metastasen (Tochtergeschwülste). - Weichteiltumoren
Exzisionsbiopsien kleiner Weichteiltumoren können erforderlich sein, wenn eine vollständige Entfernung mit gleichzeitiger diagnostischer Sicherung sinnvoll ist. - Brust
Selten wird bei nicht eindeutig klassifizierbaren Befunden (z. B. atypische hyperplastische Läsionen) eine vollständige Exzision empfohlen, insbesondere wenn eine Vakuumbiopsie keine sichere Diagnostik erlaubt.
Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
- Ungenügend korrigierbare Gerinnungsstörungen (z. B. schwere Thrombozytopenie (krankhafte Verminderung der Thrombozyten/Blutplättchen), ausgeprägte Koagulopathien/Gerinnungsstörung)
- Ausgedehnte entzündliche Prozesse im Zielgebiet
- Ungünstige Lokalisationen mit erhöhtem Risiko schwerer Komplikationen (z. B. Nähe großer Gefäße, funktionell relevante Strukturen)
Vor der Biopsie (Vorbereitende Maßnahmen)
- Gerinnungsdiagnostik (Quick/INR, PTT, Thrombozytenzahl)
- Medikamentenanamnese bezüglich Antikoagulation und Thrombozytenaggregationshemmung
- Bildgebende Planung bei tiefen oder schlecht zugänglichen Läsionen
- Detaillierte Aufklärung über das operative Vorgehen, Risiken (z. B. Nachblutungen, Infektionen) und evtl. kosmetische Aspekte
Das Verfahren (Technik und Ablauf)
- Durchführung unter Lokalanästhesie, bei größeren Befunden auch unter Regional- oder Allgemeinanästhesie
- Aseptische Vorbereitung und steriles Abdecken des Operationsgebiets
- Umschneidung der Läsion mit ausreichendem Sicherheitsabstand
- Entfernung des gesamten suspekten Gewebes einschließlich eines schmalen Sicherheitsrands
- Primärer Wundverschluss mittels Nahttechnik
- Einsendung des entnommenen Präparats zur histopathologischen Aufarbeitung
Dauer: Je nach Lokalisation und Umfang des Eingriffs ca. 30-90 Minuten.
Nach der Biopsie (Nachsorge und Verhalten)
- Postoperative Wundkontrolle am Folgetag oder nach 2-3 Tagen
- Entfernung der Hautnähte je nach Lokalisation nach 7-14 Tagen
- Körperliche Schonung des betroffenen Areals
- Beobachtung auf Anzeichen von Nachblutung, Hämatombildung oder Infektion
- Bei Verdacht auf Rezidiv- oder Malignitätsrisiko (Wiederauftreten der Erkrankung oder Risiko der Bösartigkeit) weitere therapeutische Schritte nach histopathologischer Diagnose
Mögliche Komplikationen
- Blutungen und Hämatombildung (Bluterguss)
Insbesondere bei stark vaskularisierten (mit Gefäßen versorgten) Regionen. - Infektionen
Risiko bei jeder chirurgischen Intervention; durch sterile Technik gut kontrollierbar. - Wundheilungsstörungen
Möglich bei Risikopatienten (z. B. Diabetes mellitus, Raucher). - Narbenbildung
Insbesondere bei ausgedehnten oder spannungsreichen Wundverschlüssen.
Fazit
Die Exzisionsbiopsie bietet eine vollständige histopathologische Beurteilung verdächtiger Läsionen und stellt in vielen Fällen die diagnostisch sicherste Methode dar. Bei sorgfältiger Indikationsstellung und adäquater chirurgischer Technik ist sie ein sicheres Verfahren mit hoher diagnostischer Aussagekraft und vertretbarer Komplikationsrate.