Biopsieverfahren: Ein Überblick
Die Gewinnung von Gewebe- oder Zellmaterial durch Biopsieverfahren stellt eine unverzichtbare diagnostische Maßnahme in zahlreichen medizinischen Disziplinen dar. Die Auswahl des geeigneten Biopsietyps richtet sich nach der Lokalisation der Läsion, der Verdachtsdiagnose und dem erforderlichen diagnostischen Detailgrad. Jedes Verfahren folgt dabei etablierten Standards hinsichtlich Indikationsstellung, Durchführungstechnik und Nachsorge.
- Stanzbiopsie ermöglicht die Entnahme zylindrischer Gewebeproben bei Läsionen der Brust, Prostata, Leber oder Niere unter bildgebender Kontrolle.
- Vakuumbiopsie erlaubt eine besonders schonende Gewinnung größerer Gewebemengen, insbesondere bei Mammaläsionen und Weichteiltumoren.
- Exzisionsbiopsie ermöglicht die vollständige chirurgische Entfernung einer suspekten (verdächtigen) Läsion, wie beispielsweise eines Hauttumors oder eines vergrößerten Lymphknotens.
- Inzisionsbiopsie dient der Entnahme eines Teilstücks einer größeren oder schwer zugänglichen Läsion zur histopathologischen (feingeweblichen) Abklärung, insbesondere bei großen Weichteiltumoren oder nicht vollständig resektablen Tumoren.
- Sentinel-Node-Biopsie ermöglicht die minimal-invasive Beurteilung des ersten drainierenden Lymphknotens, insbesondere bei Mammakarzinomen (Brustkrebs) und malignen Melanomen (schwarzer Hautkrebs).
- Feinnadelaspirationsbiopsie (FNA) erlaubt eine zytologische Abklärung von Schilddrüsenknoten, Lymphknotenveränderungen und subkutanen Raumforderungen.
- Spezifische Verfahren der gynäkologischen und hämatologischen Diagnostik (Blutdiagnostik) ergänzen das Spektrum:
- Endometriumbiopsie dient der histologischen (feingeweblichen) Abklärung endometrialer Veränderungen bei unklaren uterinen Blutungen oder Karzinomverdacht.
- Knochenmarkbiopsie ist essenziell in der Diagnostik von Leukämien (Blutkrebs), Lymphomen und myelodysplastischen Syndromen (MDS).
- In der pränatalen Diagnostik stehen drei invasive Verfahren zur Verfügung:
- Plazentapunktion (Chorionzottenbiopsie) ermöglicht bereits ab der 11. Schwangerschaftswoche eine genetische Analyse des Fetus.
- Kordozentese (Nabelschnurpunktion) erlaubt die direkte Entnahme von fetalem Blut zur Diagnostik und Therapie, insbesondere bei fetaler Anämie (Blutarmut) oder Infektionsverdacht.
- Fetoskopische Biopsie ermöglicht die direkte Entnahme von Gewebeproben aus fetalen Organen unter endoskopischer Kontrolle, wird jedoch nur in ausgewählten Zentren bei besonderen Indikationen durchgeführt.
In den folgenden Abschnitten werden diese zehn zentralen Biopsieverfahren detailliert dargestellt. Ergänzend erfolgt die Beschreibung weiterer wichtiger Standardbiopsien an Leber, Lunge, Niere und Haut.