Chikungunya-Fieber – Weitere Therapie
Allgemeine Maßnahmen
- Ausreichende Flüssigkeitszufuhr!
- Beachtung der allgemeinen Hygienemaßnahmen!
- Beim Auftreten von Fieber:
- Bettruhe und körperliche Schonung (auch bei nur geringem Fieber; bei Gliederschmerzen/Abgeschlagenheit ohne Fieber ebenfalls Schonung, da infolge der Infektion eine Myokarditis/Herzmuskelentzündung auftreten kann).
- Fieber unter 38.5 °C muss nicht unbedingt behandelt werden!
- Ausnahmen: Kinder mit Neigung zu Fieberkrämpfen, alte und geschwächte Menschen, Patienten mit Immunsuppression.
- Ab 39 °C: Wadenwickel können die Temperatur senken und das Befinden bessern.
- Nach Abklingen des Fiebers: noch einen fieberfreien Tag Schonung, ggf. länger (überwiegend Bettruhe, im Haus bleiben).
- Nikotinrestriktion (Verzicht auf Tabakkonsum).
- Begrenzter Alkoholkonsum (Männer: max. 25 g/Tag; Frauen: max. 12 g/Tag).
- Begrenzter Koffeinkonsum (max. 240 mg/Tag; entspricht ca. 2–3 Tassen Kaffee bzw. 4-6 Tassen grünem/schwarzem Tee).
- Normalgewicht anstreben!
- Bestimmung des BMI (Body-Mass-Index, Körpermasse-Index) bzw. Körperzusammensetzung (elektrische Impedanzanalyse).
- BMI ≥ 25 → Teilnahme an einem ärztlich betreuten Abnehmprogramm.
- Unterschreitung der BMI-Untergrenze (ab 19 Lj.: 19; ab 25 Lj.: 20; ab 35 Lj.: 21; ab 45 Lj.: 22; ab 55 Lj.: 23; ab 65 Lj.: 24) → ärztlich betreutes Programm für Untergewichtige.
- Überprüfung der Dauermedikation wg. möglicher Auswirkungen auf die Erkrankung.
- Vermeidung psychosozialer Belastungen:
- Mobbing
- Seelische Konflikte
- Soziale Isolation
- Stress
- Vermeidung von Umweltbelastungen:
- Belastung durch Schadstoffe in der Luft (Feinstaub, Rauch, Chemikalien)
- Belastung durch Lärm → Stressverstärkung und Immunsuppression
- Übermäßige UV-Exposition
Konventionelle nicht-operative Therapieverfahren
- Symptomatische Therapie der Schmerzen und des Fiebers:
- Paracetamol als Mittel der ersten Wahl.
- Wichtig: Nichtsteroidale Antirheumatika (z. B. Ibuprofen, Diclofenac) erst einsetzen, wenn eine Dengue-Virus-Infektion sicher ausgeschlossen ist [Blutungsrisiko bei Dengue].
- Gelenkbeschwerden (akut/subakut):
- Schonung der betroffenen Gelenke, Hochlagern, lokale Kühlung.
- Kurzzeitige Verwendung von Gehhilfen bei stark schmerzbedingter Mobilitätseinschränkung.
- Chronisch persistierende Arthralgien/Arthritiden (postakut):
- Stufenplan der Schmerztherapie, ggf. zeitweise NSAR (nach Ausschluss Dengue) oder intraartikuläre Maßnahmen nach ärztlicher Beurteilung.
- Bei länger anhaltenden, entzündlichen Verläufen rheumatologische Mitbeurteilung erwägen.
- Juckreiz/Exanthem:
- Antihistaminika, rückfettende Pflege, milde topische Maßnahmen.
- Antivirale Therapie:
- Derzeit keine standardisierte, etablierte spezifische antivirale Therapie.
- Expositionsprophylaxe:
- Konsequenter Mückenschutz (Repellents, lange Kleidung, Moskitonetze), besonders in den ersten 7 Tagen der Erkrankung zur Vermeidung weiterer Übertragung.
Medizinische Hilfsmittel
- Temporäre Gehhilfen (Unterarmgehstützen) bei starker Arthralgie-bedingter (gelenkbedingter) Einschränkung.
- Hand-/Fußbandagen zur kurzfristigen Stabilisierung schmerzhafter Gelenke.
- Kompressionsstrümpfe bei ausgeprägten Beinbeschwerden/Ödemen (Wassereinlagerung) nach ärztlicher Prüfung.
- Ergonomische Alltagshilfen (z. B. Griffverdickungen, rutschfeste Hilfen bei eingeschränkter Handfunktion).
Impfungen
- Influenza-Impfung – reduziert Sekundärbelastungen durch zusätzliche Infektionen.
- Pneumokokken-Impfung – gemäß STIKO-Empfehlung für Risikogruppen.
- Chikungunya-Impfstoffe: Verfügbarkeit/Indikation regional prüfen (keine allgemeine Routineempfehlung in Deutschland; reisemedizinisch beraten lassen).
Regelmäßige Kontrolluntersuchungen
- Regelmäßige ärztliche Kontrolluntersuchungen (klinische Verlaufskontrolle, Schmerzassessment, Funktionsstatus).
- Bei protrahierten Verläufen: Verlauf der Gelenkbeschwerden dokumentieren; ggf. Überweisung Rheumatologie/Physikalische Medizin.
Ernährungsmedizin
- Ernährungsberatung auf der Grundlage einer Ernährungsanalyse.
- Ernährungsempfehlungen gemäß gesundem Mischköstler unter Berücksichtigung von Geschlecht und Alter.
- Ernährungsempfehlungen gemäß Mischköstler unter Berücksichtigung der vorliegenden Erkrankung:
- Täglich insgesamt 5 Portionen frisches Gemüse und Obst (≥ 400 g; 3 Portionen Gemüse, 2 Portionen Obst).
- Ein- bis zweimal pro Woche Seefisch, v. a. fette Meeresfische (Omega-3-Fettsäuren [Docosahexaensäure, Eicosapentaensäure]) wie Lachs, Hering, Makrele.
- Ballaststoffreiche Ernährung (Vollkornprodukte, Gemüse).
- Ernährung reich an:
- Vitaminen: Vitamin C, Vitamin D
- Mineralstoffen: Magnesium, Calcium
- Spurenelementen: Zink, Selen
- Omega-3-Fettsäuren (Meeresfisch)
- Sekundären Pflanzenstoffen (z. B. Polyphenole in Beeren, Curcumin, Catechine aus grünem Tee)
- Auswahl geeigneter Lebensmittel auf Grundlage der Ernährungsanalyse.
- Einnahme eines Nahrungsergänzungsmittels ggf. erwägen.
Sportmedizin
- Ausdauertraining und Krafttraining:
- Akutphase: körperliche Schonung; keine sportliche Belastung.
- Rekonvaleszenz: langsamer, symptomadaptierter Wiedereinstieg nach ärztlichem Check (Ausschluss Myokarditis/Herzmuskelentzündung).
- Erstellung eines Fitness-/Trainingsplans auf Basis eines medizinischen Checks (Sportlercheck).
Physikalische Therapie (inkl. Physiotherapie)
- Akut/subakut:
- Schonung, lokale Kühlung in der Schmerzphase, schmerzadaptierte Mobilisation.
- Postakut/chronische Arthralgien:
- Gelenkschonende Aktivierung, Beweglichkeits- und Stabilitätsübungen, dosierte Kräftigung.
- Wärmeanwendungen zur Muskelentspannung.
- Hydrotherapie (Wechselbäder, Kneipp-Anwendungen).
- Ergotherapie bei längerfristigen Einschränkungen der Hand- und Fingergelenke.
Psychotherapie
-
Psychoedukation, Stressmanagement, schmerzbezogene kognitive Verhaltenstherapie (KVT) bei chronifizierten Beschwerden/Belastungsreaktionen.
Komplementäre Behandlungsmethoden
- Phytotherapie: z. B. Ingwer- oder Kurkuma-Präparate (entzündungsmodulierend).
- Akupunktur bei chronischen Schmerzen.
- Entspannungsverfahren: progressive Muskelrelaxation, Meditation, Yoga.
Schulungsmaßnahmen
- Aufklärung zu Krankheitsverlauf, Ansteckungszeitraum und Mückenschutz (Vektorkontrolle).
- Gelenkschonendes Alltagsverhalten, Schmerz-Selbstmanagement.
Rehabilitation
-
Indikationsstellung bei lang anhaltender Funktionseinschränkung durch Arthralgien/Arthritis (Gelenkschmerzen/Gelenkentzündung):
-
Multimodales Programm (Physiotherapie, Ergotherapie, Schmerztherapie, Edukation).
-
Organisationen und Selbsthilfegruppen
- Informationen zu Tropen-/Reisemedizin und Infektionsprävention über öffentliche Gesundheitsdienste.
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) – Informationsmaterialien zu Infektionsschutz und Prävention.