Chikungunya-Fieber – Labordiagnostik
Laborparameter 1. Ordnung – obligate Laboruntersuchungen
- Kleines Blutbild – Thrombozytopenie (Mangel an Blutplättchen) [↓], Leukopenie (Mangel an weißen Blutkörperchen) [↓], relative Lymphozytose (Vermehrung bestimmter weißer Blutkörperchen) möglich
- Differentialblutbild – Neutropenie (Mangel an neutrophilen Granulozyten) [↓], relative Lymphozytose [↑], atypische Lymphozyten möglich
- Entzündungsparameter – CRP (C-reaktives Protein) bzw. BSG (Blutsenkungsgeschwindigkeit) [meist moderat ↑]
- Elektrolyte – Natrium, Kalium, Calcium, Magnesium, Phosphat (Abklärung von Flüssigkeits- und Elektrolytstörungen bei Fieber/Exsikkose (Austrocknung))
- Nierenparameter – Harnstoff, Kreatinin (Beurteilung einer möglichen Dehydratation (Austrocknung) und renaler Beteiligung (Nierenbeteiligung))
- Leberparameter – Alanin-Aminotransferase (ALT, GPT) [↑], Aspartat-Aminotransferase (AST, GOT) [↑], Glutamat-Dehydrogenase (GLDH) [↑], Gamma-Glutamyl-Transferase (Gamma-GT, GGT) [↑], alkalische Phosphatase (AP) [↑], Bilirubin [↑] – zur Erfassung möglicher hepatischer Beteiligung (Leberbeteiligung) bei schwerem Verlauf
- Gerinnungsparameter – Quick/INR, aPTT, D-Dimere (Ausschluss hämorrhagischer (blutungsbedingter) Komplikationen, Differenzialdiagnose zu Dengue-Fieber)
- Muskelparameter – Creatinkinase (CK) [↑] bei ausgeprägten Myalgien (Muskelschmerzen) und Myositiden (Muskelerkrankungen)
Laborparameter 2. Ordnung – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese, der körperlichen Untersuchung und den obligaten Laborparametern – zur differentialdiagnostischen Abklärung
- Serologie – Nachweis von IgM- und IgG-Antikörpern gegen Chikungunya-Virus (ab Tag 5–7 der Erkrankung, IgM persistiert bis ca. 3 Monate)
- PCR (Polymerase-Kettenreaktion) – Nachweis der viralen RNA (Erbsubstanz) (in den ersten 7 Tagen nach Symptombeginn am sensitivsten)
- Virusisolierung (Kultur) – nur in spezialisierten Laboren, v. a. Referenzdiagnostik
- Liquordiagnostik (Untersuchung des Nervenwassers) – bei neurologischen Symptomen (PCR, Antikörpernachweis)
- Rheumatologische Parameter – ANA (antinukleäre Antikörper), Rheumafaktor, CCP-Antikörper zur Abgrenzung postinfektiöser rheumatoider Beschwerden
- Differenzialdiagnostik zu Dengue-Fieber – NS1-Antigen-Test, Dengue-PCR, Dengue-Serologie
- Differenzialdiagnostik zu Zika-Virus-Infektion – PCR und Serologie
Weitere Hinweise
- Meldepflicht in Deutschland: Seit 2016 ist jeder direkte oder indirekte Erregernachweis (z. B. PCR- oder IgM-positiv) von Arbovirosen wie Chikungunya gemäß Infektionsschutzgesetz namentlich meldepflichtig an das Gesundheitsamt.
- RKI-Bestätigung: Positive Befunde sollten über ein Nationales Referenzzentrum oder Konsiliarlabor bestätigt werden, insbesondere zur Unterscheidung von anderen Arboviren mit Kreuzreaktivität (gegenseitiger Antikörper-Reaktion).
- Diagnostischer Algorithmus (2025): Empfehlung: Primär Einsatz von IgM-Testung im Serum; bei sehr frühem Symptombeginn oder schwerer Erkrankung parallele PCR durchführen; bei Unsicherheit ergänzend konvaleszente Serologie (Wiederholungsuntersuchung) nach 1–2 Wochen.
- Qualitätssicherung: Wichtig ist die Verwendung validierter Tests mit externer Qualitätskontrolle, um Kreuzreaktionen bzw. falsch-positive Ergebnisse zu minimieren.
Red Flags (Warnhinweise)
- Rascher Abfall der Thrombozytenzahl → Differenzialdiagnose Dengue-Fieber mit hämorrhagischem Verlauf (mit Blutungen)
- Stark erhöhte Leberwerte (ALT, AST, GLDH) → Verdacht auf ausgeprägte hepatische Beteiligung (Leberbeteiligung)
- Anstieg von Kreatinin oder Elektrolytstörungen → Hinweis auf relevante Dehydratation (Austrocknung) oder akutes Nierenversagen
- Neurologische Symptome (z. B. Enzephalitis (Gehirnentzündung), Meningitis (Hirnhautentzündung), Guillain-Barré-Syndrom (entzündliche Nervenerkrankung)) → Liquordiagnostik (Untersuchung des Nervenwassers) und PCR erforderlich
- Persistierende Arthralgien (Gelenkschmerzen)/Myalgien (Muskelschmerzen) trotz Abklingen der Akutphase → Risiko für chronische Gelenkbeschwerden