Wie hoch ist der Jodbedarf in der Schwangerschaft?

Ab wann und in welcher Menge sollte Jod zusätzlich zugeführt werden?

Der in der Schwangerschaft bestehende erhöhte Jodbedarf wird vor allem durch den erhöhten Grundumsatz der Schwangeren, die verstärkte Jodausscheidung der Mutter mit dem Urin und den Jodbedarf des Ungeborenen verursacht, das bereits in der 12. Schwangerschaftswoche selbst Schilddrüsenhormone produziert.

Nur die ausreichende Jodversorgung der Mutter in der Schwangerschaft gewährleistet eine optimale körperliche und geistige Entwicklung des Säuglings. Es ist daher wichtig, schon im ersten Drittel der Schwangerschaft, besser bereits vor Eintritt der Schwangerschaft eine ausreichende Jodversorgung der Mutter und damit auch die des Ungeborenen und Säuglings sicherzustellen.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt für Erwachsene die tägliche Zufuhr von 180 bis 200 Mikrogramm Jod pro Tag, für Schwangere von 230 Mikrogramm pro Tag.

Die tatsächliche Aufnahme an lebensnotwendigem Jod liegt in Deutschland bei nur etwa 100 Mikrogramm pro Tag. Dies bedeutet, dass bei Schwangeren ein Joddefizit von täglich etwa 130 Mikrogramm besteht. Aufgrund unserer heutigen Ernährungsweise mit wenig Meeresfischen ist der Ausgleich dieser Unterversorgung allein über die Ernährung nicht zu erreichen. Auch bei ausschließlicher Verwendung von jodiertem Speisesalz und von Produkten, die mit jodiertem Speisesalz hergestellt werden, liegt die tägliche Jodaufnahme bei nur etwa 110 Mikrogramm.

Hinweis zum Versorgungszustand (ohne Berücksichtigung der Verwendung von jodiertem Speisesalz)
97-99 % der Frauen in der Altersgruppe von 19-50 J. erreichen die empfohlene Tageszufuhr nicht.
Den am schlechtesten mit Iod versorgten Frauen von 19-50 J. fehlen 151 µg Jod.
DGE-Empfehlungen: Frau 19-50 J. 200 µg/Tag, Schwangere 230 µg/Tag

Hinweis zum Versorgungszustand (unter Berücksichtigung der Verwendung von jodiertem Speisesalz)
55-74 % der Frauen in der Altersgruppe von 19-50 J. erreichen die empfohlene Tageszufuhr nicht.
Den am schlechtesten mit Jod versorgten Frauen von 19-50 J. fehlen 92 µg Jod.
DGE-Empfehlungen: Frau 19-50 J. 200 µg/Tag, Schwangere 230 µg/Tag 

Um den Jodanteil in Ihrer Nahrung zu erhöhen, sollten Sie ein- bis zweimal wöchentlich eine Mahlzeit mit frischem Seefisch zu sich nehmen. Bevorzugen Sie etwa Makrele, Lachs, Sardelle, Atlantikstör, Steinbutt und Schwertfisch. Diese Fische enthalten das wertvolle Spurenelement Jod in ausreichender Menge sowie mehrfach ungesättigte Fettsäuren. Diese sind an wichtigen Stoffwechselvorgängen und an dem Aufbau von hochwirksamen Botenstoffen mit Hormoncharakter wie den Prostaglandinen beteiligt.

Meiden Sie Süßwasserfisch. Dieser enthält wie Fleisch größtenteils ungesättigte Fettsäuren. Verzichten Sie vor allem in der Schwangerschaft auf Räucherfisch und Salzheringe.

Zusammenfassend kann gesagt werden: Schwangere sollten täglich mindestens 130 Mikrogramm Jod in Tablettenform zusätzlich aufnehmen. Die zusätzliche Aufnahme von Jod gleicht den natürlichen Mangel in unserer Nahrung aus, schützt die besonders kropfanfällige Schwangere vor einer Vergrößerung der Schilddrüse und schafft die Voraussetzung für eine normale körperliche und geistige Entwicklung des Kindes.

Hinweis für eine sichere Dosierung: Das Bundesinstitut für Risikobewertung empfiehlt 100-150 µg Jod pro Tag in Tablettenform für Schwangere und Stillende [1].

Bitte beachten: Durch die Einnahme mehrerer jodhaltiger Nahrungsergänzungsmittel, aber auch durch die Verwendung von Algen- oder Tangpräparaten, kann es bei Schwangeren zu einer zu hohen Jodaufnahme kommen [2]. Die Problematik bei der Einnahme von getrockneten Algen- und Tangprodukten besteht darin, dass die Jodgehalte erheblich schwanken und zum Teil sehr hoch sind [3]. Vor diesem Hintergrund ist eine Jodanamnese empfehlenswert. Sie bildet die Grundlage für eine gezielte Jodversorgung und hilft eine Mehrfachsupplementation von Jod zu entdecken bzw. zu vermeiden. Sie sollte vom Arzt im 1. Schwangerschaftsdrittel durchgeführt werden.

Literatur

  1. Bundesinstitut für Risikobewertung: Jod, Folsäure und Schwangerschaft – Ratschläge für den Arzt. Presserechtlich verantwortlich: Prof. Dr. Großklaus. Herausgegeben vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und dem Arbeitskreis Jodmangel (AKJ) (Februar 2006). BfR-Wissenschaft 2006, Berlin
  2. https://jodmangel.de/2005/aktuelle-probleme-bei-der-jodversorgung-von-schwangeren/
  3. www.gesund-ins-leben.de/fuer-fachkreise/familien-vor-und-in-der-schwangerschaft/handlungsempfehlungen/supplemente/supplement-jod/