Sollte während der Schwangerschaft zusätzlich Jod eingenommen werden?
Durch das Abtauen der Gletscher in der letzten Eiszeit ist es in Deutschland zu einer starken Jodausspülung aus den Böden gekommen. Die Folgen sind jodarme, pflanzliche und tierische Nahrungsmittel sowie jodarmes Grundwasser. Beides macht Deutschland zu einem klassischen Jodmangelgebiet mit schlechter Jodversorgung der Bevölkerung und Auftreten einer Jodmangelstruma.
Unter einer Jodmangelstruma versteht man eine gutartige Vergrößerung der Schilddrüse, bedingt durch Jodmangel. Jede vierte Frau in Deutschland hat bereits vor der Schwangerschaft eine vergrößerte Schilddrüse, ebenso wie jeder fünfte Säugling.
Umfangreiche wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass eine ausreichende Jodversorgung der Schwangeren über die Ernährung gegenwärtig nicht gedeckt werden kann. Die Verwendung von jodiertem Speisesalz im Haushalt, insbesondere aber bei der Herstellung von Fertignahrungsmitteln wie Brot, Wurstwaren und Konserven, verbessert die Jodversorgung. Diese reicht jedoch insbesondere in der Schwangerschaft nicht aus, um dem erhöhten Jodbedarf in dieser so wichtigen Lebensphase gerecht zu werden.
Schwangere benötigen mehr Jod, weil der Grundumsatz der Mutter steigt, der Jodverteilungsraum sich vergrößert und die Ausscheidung von Jod über den Urin erhöht ist.
Ab dem zweiten Drittel der Schwangerschaft sind die Schilddrüsenhormone der Schwangeren nicht mehr über den Mutterkuchen (Plazenta) zum Kind transportierbar. Die Schilddrüse des Kindes beginnt, eigene Hormone zu produzieren. Dafür benötigt das Ungeborene ungefähr 50 Mikrogramm Jod pro Tag. Dieses Jod entzieht das Kind dem Jodvorrat der Mutter und vermindert diesen um mindestens ein Drittel. Eine zusätzliche Jodzufuhr ist deshalb spätestens ab der 12. Schwangerschaftswoche erforderlich.
Die Jodunterversorgung des Organismus von Mutter und Kind hat schwerwiegende Folgen:
- Etwa zwei Drittel aller Schwangeren im letzten Drittel der Schwangerschaft und alle Wöchnerinnen weisen eine Jodmangelstruma auf.
- Das Schilddrüsenvolumen der Schwangeren verdoppelt sich.
- Jeder fünfte Säugling hat eine vergrößerte Schilddrüse.
- Werden die Säuglinge ausschließlich von ihrer “jodunterversorgten” Mutter gestillt, so verschlechtert sich deren Jodversorgung erheblich und es kann zu einer Schilddrüsenunterfunktion des Säuglings kommen.
Eine ausreichende Jodversorgung beugt nicht nur einer Jodmangelstruma vor, sondern schützt auch vor der Entstehung einer Unterfunktion der Schilddrüse.
Hinweis zum Versorgungszustand (ohne Berücksichtigung der Verwendung von jodiertem Speisesalz)
97-99 % der Frauen in der Altersgruppe von 19-50 J. erreichen die empfohlene Tageszufuhr nicht.
Den am schlechtesten mit Jod versorgten Frauen von 19-50 J. fehlen 151 µg Jod.
DGE-Empfehlungen: Frau 19-50 J. 200 µg/Tag, Schwangere 230 µg/Tag
Hinweis zum Versorgungszustand (unter Berücksichtigung der Verwendung von jodiertem Speisesalz)
55-74 % der Frauen in der Altersgruppe von 19-50 J. erreichen die empfohlene Tageszufuhr nicht.
Den am schlechtesten mit Jod versorgten Frauen von 19-50 J. fehlen 92 µg Jod.
DGE-Empfehlungen: Frau 19-50 J. 200 µg/Tag, Schwangere 230 µg/Tag