Reisemedizin
Die Reisemedizin befasst sich mit der Erkennung, Prävention und Behandlung gesundheitlicher Risiken im Zusammenhang mit Auslandsreisen. Sie umfasst die individuelle Risikoabschätzung, Beratung zu Infektions- und Umweltgefahren sowie die medizinische Vorsorge vor, während und nach der Reise. Ziel ist die Gesunderhaltung des Reisenden durch Impfungen, Prophylaxemaßnahmen, Beratung zur Expositionsvermeidung und eine angepasste Selbstmedikation im Notfall.
Reisemedizinische Impfungen
Reisemedizinische Impfungen dienen dem Schutz des Reisenden vor Infektionskrankheiten, die in bestimmten Regionen der Welt endemisch vorkommen oder durch Reisetätigkeit vermehrt auftreten können. Die Auswahl der Impfungen richtet sich nach Reiseziel, Aufenthaltsdauer, Reiseart, Expositionsrisiko und individuellem Gesundheitszustand.
Neben den Standardimpfungen gemäß STIKO-Empfehlungen sind bei vielen Reisen zusätzliche Indikationsimpfungen notwendig. Diese dienen dem Schutz vor tropischen, subtropischen und vektorübertragenen Erkrankungen.
Im Rahmen der reisemedizinischen Beratung sollten folgende Impfungen berücksichtigt werden:
- Impfkalender – Reiseimpfungen
- Impfstatus/Impfausweis – Kontrolle von Impfungen
- Chikungunya-Impfung
- Cholera-Impfung
- Dengue-Fieber-Impfung
- Gelbfieber-Impfung
- Hepatitis-A-Impfung
- Hepatitis-B-Impfung
- Japanische-Enzephalitis-Impfung
- Meningokokken-Impfung
- Mpox/Affenpocken-Impfung
- Poliomyelitis-Impfung
- Tollwut-Impfung
- Typhus-Impfung
Die aktuellen Empfehlungen zur Durchführung, Auffrischung und Kombination dieser Impfungen basieren auf den Richtlinien der Ständigen Impfkommission (STIKO) und den WHO-Travel Health Guidelines. Eine frühzeitige Impfplanung – idealerweise 4-6 Wochen vor Reisebeginn – ermöglicht die vollständige Grundimmunisierung und Minimierung impfassoziierter Risiken.
Malariaprophylaxe
Die Malariaprophylaxe stellt einen zentralen Bestandteil der reisemedizinischen Beratung für Aufenthalte in Endemiegebieten dar. Ziel ist die Vermeidung einer Infektion mit Plasmodium spp. durch Kombination von Expositionsprophylaxe und gegebenenfalls medikamentöser Vorsorge.
Die Auswahl der Maßnahmen richtet sich nach Reiseziel, Dauer des Aufenthalts, Saison, Resistenzlage, Art der Reise sowie individuellen Risikofaktoren. Grundlage sind die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit (DTG).
Die Malariaprophylaxe umfasst folgende Themenbereiche:
- Schutz vor Stechmücken – physikalische und chemische Expositionsprophylaxe durch Moskitonetze, Repellentien, geeignete Kleidung und Insektizide.
- Stand-by-Medikation – Bereitstellung einer Notfallmedikation zur Selbstbehandlung bei Fieber in Gebieten mit eingeschränkter medizinischer Versorgung; Auswahl des Präparats entsprechend aktueller Resistenzlage und individueller Verträglichkeit.
Die konsequente Umsetzung dieser Maßnahmen kann das Risiko einer Malariaerkrankung erheblich reduzieren.
Checklisten
Die Checklisten dienen der strukturierten Vorbereitung spezifischer Reiseformen und helfen, relevante gesundheitliche Risiken zu erfassen und präventive Maßnahmen rechtzeitig umzusetzen. Sie berücksichtigen klimatische, infektiologische, hygienische und physische Belastungen verschiedener Reisetypen.
Checklisten-Themen
- Checkliste Badeurlaub – Fokus auf Sonnenschutz, Hautinfektionen, Wasserqualität, UV-Strahlung, Ohr- und Pilzinfektionen.
- Checkliste Bluttransfusion für Reisende – Transfusionsrisiken, Blutgruppenkarte, Notfallmanagement, HIV/Hepatitis-Risiken.
- Checkliste Flugreisen – Thromboseprophylaxe, Druckausgleich, Flüssigkeitshaushalt, Jetlag, Infektionsrisiko.
- Checkliste Beurteilung der Flugreisetauglichkeit – medizinische Einschränkungen (Herz-, Lungen-, Schwangerschaftsstatus), Sauerstoffbedarf, Fit-to-Fly-Bewertung.
- Checkliste Gifttiere – Maßnahmen bei Kontakt mit terrestrischen und maritimen Gifttieren, Diagnostik, Therapie
- Checkliste Reiseempfehlungen zum Thema Haut – Schutz vor UV-Strahlung, Insektenstichen, Pilzinfektionen, Tropendermatosen.
- Checkliste Sonnenschutz – UV-Index, Schutzkleidung, Sonnenschutzmittel, Photosensibilisierung durch Medikamente.
- Checkliste Reiseempfehlungen für Bergsteiger – Höhenakklimatisation, AMS/HAPE/HACE-Prophylaxe, Flüssigkeitshaushalt, Ernährung.
- Checkliste Hygiene-Maßnahmen – Trinkwasserqualität, Lebensmittelhygiene, Sanitäreinrichtungen, Händedesinfektion.
- Checkliste Klima – Hitze-, Kälte- und Feuchtigkeitsbelastung, Wärmeregulation, Kleidung, Anpassung an Tropen- oder Wüstenklima.
- Checkliste Schiffsreisen – Seekrankheit, Norovirus-Infektionen, Isolationsmaßnahmen, Thromboseprophylaxe, Bordmedizin.
Reiseapotheke und Insektenschutz
Eine sorgfältig zusammengestellte Reiseapotheke ermöglicht die Erstversorgung leichter Beschwerden und kann im Notfall lebensrettend sein. Inhalt und Umfang richten sich nach Reiseziel, Reisedauer, Art der Unternehmung und individuellen Vorerkrankungen.
Insektenschutzmittel (Repellentien, Insektizide) sind essenzieller Bestandteil der Expositionsprophylaxe, insbesondere in tropischen und subtropischen Regionen mit erhöhtem Risiko für Malaria, Dengue-, Chikungunya- oder Zika-Infektionen.
Fazit
Reisemedizin ist ein integraler Bestandteil der präventiven Gesundheitsversorgung. Eine rechtzeitige, qualifizierte Beratung durch erfahrene Ärzte trägt wesentlich dazu bei, Gesundheitsrisiken zu minimieren, Komplikationen zu vermeiden und die Sicherheit des Reisenden weltweit zu gewährleisten.