Reiseempfehlungen für Bergsteiger – Höhenexposition, Prävention und Risikomanagement
Bergreisen und Expeditionen in große Höhen erfreuen sich wachsender Beliebtheit – sowohl im Freizeit- als auch im Leistungsbereich. Mit zunehmender Höhe verändern sich jedoch die physikalischen und physiologischen Bedingungen: Der atmosphärische Druck sinkt, der Sauerstoffpartialdruck nimmt ab, und die Luftfeuchtigkeit reduziert sich erheblich. Diese Umstände führen zu Hypoxie, erhöhter Atemarbeit und veränderter Kreislaufregulation, was insbesondere für Personen mit kardialen, pulmonalen oder metabolischen Vorerkrankungen relevante Risiken birgt.
Der Themenkomplex Reiseempfehlungen für Bergsteiger innerhalb der reisemedizinischen Checklisten bietet einen strukturierten Überblick über die medizinischen Grundlagen, die Anpassungsmechanismen des Körpers an die Höhe, präventive Strategien und das therapeutische Vorgehen bei höhenassoziierten Erkrankungen. Die folgenden Unterartikel sind jeweils einzeln abrufbar und orientieren sich an den aktuellen internationalen Leitlinien zur Höhenmedizin.
Höhentauglichkeitsuntersuchung erforderlich?
Im Beitrag Höhentauglichkeitsuntersuchung erforderlich? werden Indikationen, Ablauf und diagnostische Inhalte einer medizinischen Untersuchung vor Hochgebirgsreisen beschrieben.
Ziel ist die Beurteilung der individuellen Eignung für Aufenthalte in Höhen über 2.500 m.
Besonderes Augenmerk gilt der kardiopulmonalen Leistungsfähigkeit, der Sauerstoffsättigung, eventuellen Vorerkrankungen und der Medikamenteneinnahme.
Für Personen mit Herzerkrankungen, Lungenerkrankungen, Anämie oder Adipositas wird eine flug- bzw. höhenmedizinische Abklärung empfohlen.
Höhe und Adaptationsfähigkeit
Der Artikel Höhe und Adaptationsfähigkeit erläutert die physiologischen Mechanismen der Akklimatisation an hypobare Hypoxie.
Dazu zählen die Steigerung der Atemfrequenz, die Erhöhung des Herzzeitvolumens und eine vermehrte Erythropoetinproduktion.
Reisemedizinisch relevant ist die individuelle Variabilität der Adaptationsgeschwindigkeit – zu rasche Aufstiege (> 300-500 m Schlafhöhenzunahme/Tag) erhöhen das Risiko akuter Höhenkrankheiten.
Empfohlen werden ein langsamer Aufstieg, regelmäßige Ruhetage und ausreichende Flüssigkeitszufuhr.
Allgemeine Ratschläge zum Bergsteigen
Der Beitrag Allgemeine Ratschläge zum Bergsteigen fasst präventive und sicherheitsrelevante Empfehlungen zusammen.
Dazu zählen angepasste Ausrüstung, ausreichender Witterungsschutz, richtige Kleidungsschichten, ausreichende Kalorien- und Flüssigkeitszufuhr sowie ein angepasstes Belastungsmanagement.
Ebenso wichtig sind Sonnenschutz (UV-Index nimmt pro 1.000 m um ca. 10 % zu), Schutz der Atemwege vor kalter, trockener Luft und das frühzeitige Erkennen von Symptomen der Höhenkrankheit.
Präventive Einnahme von Acetazolamid
Im Artikel Präventive Einnahme von Acetazolamid wird die pharmakologische Prophylaxe der akuten Bergkrankheit beschrieben.
Acetazolamid (125-250 mg zweimal täglich) unterstützt die Akklimatisation durch eine milde metabolische Azidose (stoffwechselbedingte Übersäuerung) und verstärkte Ventilation.
Empfohlen wird der prophylaktische Einsatz bei raschem Aufstieg über 3.000 m oder bei bekannter Höhenempfindlichkeit.
Kontraindikationen, mögliche Nebenwirkungen (Parästhesien (Gefühlsstörungen), Dysgeusie (Geschmacksstörungen), Polyurie (übermäßige Harnausscheidung)) und Interaktionen (z. B. mit Salicylaten) sind zu beachten.
Höhenkrankheiten
Der Beitrag Höhenkrankheiten beschreibt die drei klinisch relevanten Syndrome:
- Akute Bergkrankheit (AMS)
- Höhenlungenödem (HAPE)
- Höhenhirnödem (HACE)
Frühsymptome sind Kopfschmerz, Übelkeit, Schwindel und Schlafstörungen.
Bei Progression drohen Dyspnoe (Atemnot), Zyanose (Blaufärbung der Haut), Bewusstseinsstörungen und lebensbedrohliche Zustände.
Die Therapie umfasst sofortigen Abstieg, Sauerstoffgabe, Ruhe und ggf. die Gabe von Dexamethason oder Nifedipin.
Höhentoleranz bei Herz-Kreislauf- und Lungenerkrankungen
Der Artikel Höhentoleranz bei Herz-Kreislauf- und Lungenerkrankungen behandelt die spezielle Risikobewertung bei Patienten mit kardialen oder pulmonalen Vorerkrankungen.
Bei stabiler koronarer Herzkrankheit, kompensierter Herzinsuffizienz oder COPD ist eine moderate Höhenexposition (bis 2.500 m) meist möglich, sofern eine ärztliche Voruntersuchung erfolgt.
Patienten mit pulmonaler Hypertonie (Lungenhochdruck), schwerer Herzinsuffizienz (Herzschwäche) oder zystischer Fibrose (Mukoviszidose) sollten Hochgebirge meiden.
Bei Unsicherheit ist ein Hypoxietest (Untersuchung zur Ermittlung der individuellen Reaktion des Körpers auf einen Mangel an Sauerstoff (Hypoxie)) zur Simulation der Höhenexposition indiziert.
Fazit
Der Themenkomplex Reiseempfehlungen für Bergsteiger vermittelt fundiertes Wissen zur Beurteilung der körperlichen Eignung, zu präventiven Maßnahmen und zur Behandlung höhenbedingter Komplikationen.
Von der Höhentauglichkeitsuntersuchung, über die Höhe und Adaptationsfähigkeit, allgemeine Ratschläge zum Bergsteigen und die präventive Einnahme von Acetazolamid, bis zu den Höhenkrankheiten und der Höhentoleranz bei Herz-Kreislauf- und Lungenerkrankungen, werden alle relevanten reisemedizinischen Aspekte strukturiert dargestellt.
Ziel ist es, Reisende, Ärzte und Expeditionsleiter in die Lage zu versetzen, das Risiko höhenbedingter Erkrankungen zu minimieren, die Akklimatisation zu fördern und notfallmedizinisch richtig zu handeln.