Höhe und Adaptationsfähigkeit

Beim Bergsteigen gilt es, einiges zu beachten.

Mit zunehmender Höhe sinken Luftdruck und damit der Sauerstoffpartialdruck (Anteil des Sauerstoffs am Gesamtdruck innerhalb eines Gasgemisches; pO2). Dies kann zu einer Hypoxie (Unterversorgung des Körpers mit Sauerstoff) führen.

Man kann die Auswirkungen der Höhe wie folgt unterscheiden:

Höhe   Probleme
0-500 m   keine
> 500-2.000 m niedrige Höhe
  • geringe Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit (insbesondere bei gut trainierten Personen)
  • stabile Patienten* mit gegenüber dem Tiefland unveränderter körperlicher Aktivität (keine Probleme)
> 2.000-3.000 m moderate Höhe
  • Schwellenhöhe für das Auftreten der akuten Höhenkrankheit (Synonym: akute Bergkrankheit) [i. d. R. keine Gefahr für Höhenlungenödem und Höhenhirnödem]
  • Stabile Patienten* mit genügend Leistungsreserven gut tolerierbar (körperliche Aktivität in den ersten Tagen reduzieren und langsamer Aufstieg > 2.000 [Beachten der Kontraindikationen (Gegenanzeigen) unter dem gesonderten Thema "Höhentoleranz bei kardiovaskulären und pulmonalen Krankheiten"]  
> 3.000-5.000 m große Höhe
  • Akklimatisation ist von extremer Bedeutung für die Prävention von Höhenkrankheiten! (deutliche Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit – auch für gut trainierte Personen)
  • Stabile Patienten*
    • > 3.000-4.000 m – nur mit guter Leistungsfähigkeit (nach sorgfältiger Evaluation)
    • > 4.000 m – i. d. R. abzuraten!
> 5.000 m extreme Höhe
  • Kurze Aufenthalte nur für gesunde und gut trainierte Personen möglich!
  • Keine dauerhafte Adaptation möglich
  • Starker Leistungsverlust (körperlicher Abbau: Katabolismus)

*Patienten mit Herz-Kreislauf- und/oder Lungenkrankheiten, die durch eine Hypoxie verschlechtert werden können

Die Akklimatisation des menschlichen Körpers erfolgt durch:

  • Akute Höhenanpassung:
    • Hyperventilation (vertiefte und/oder beschleunigte Atmung) – wg. Hypoxämie, die über die peripheren Chemorezeptoren wahrgenommen wird
    • Zunahme des Herzminutenvolumens, durch Zunahme der Herzfrequenz (wg. Hypoxämie → Steigerung des Sympathikus)
  • Höhenakklimatisation:
    • Weiterer Anstieg der Ventilation (innerhalb der ersten Tage) – "ventilatorische Akklimatisation", die in großer Höhe über 1-2 Wochen anhält und gegenüber dem Tiefland auch bei längerem Aufenthalt erhöht bleibt
    • Abnahme des Plasmavolumens (innerhalb der ersten Tage)
    • Anstieg der Hämoglobinkonzentration (Konzentration des Blutfarbstoffs)** – erst nach zwei bis drei Wochen ist eine weitergehende Akklimatisation erreicht
    • Anstieg der Anzahl der Erythrozyten (rote Blutkörperchen)** und damit auch Anstieg des Hämatokrits (Anteil aller zellulären Bestandteile am Volumen des Blutes) → erhöhtes Risiko für Durchblutungsstörungen, Ödemen (Wassereinlagerungen) und Thrombosen (Gefäßerkrankung, bei der sich ein Blutgerinnsel (Thrombus) in einem Gefäß bildet)
    • Anstieg des systemischen Blutdrucks um ca. 10 mmHg in 4.500 m Höhe (wg. zunehmender sympathischer Aktivierung)

**Höhengebirgspolyglobulie (bei gleicher Belastung sinken Herzfrequenz, Atemnot und Belastungsempfinden)

Weitere Informationen dazu finden Sie unter Sportmedizin, unter dem Thema "Leistungsverhalten unter Höhenbedingungen".

 Literatur

  1. Bartsch P, Saltin B: General introduction to altitude adaption and mountain sickness. Scand. J Med. Sci Sports 2008; 18 Suppl 1:1-10