Schutz vor Stechmücken

Der Schutz vor Stechmücken ist eine zentrale Maßnahme zur Vermeidung vektorübertragener Erkrankungen (durch Insekten übertragene Krankheiten) wie Malaria (Tropenkrankheit durch Plasmodien), Dengue-Fieber, Chikungunya, Zika-Virus-Infektion oder Gelbfieber. Neben der Chemoprophylaxe (vorbeugende Medikamenteneinnahme) ist die konsequente Expositionsprophylaxe (Vermeidung des Mückenkontakts) die wirksamste Strategie, um Infektionen zu verhindern.

Allgemeine Verhaltensmaßnahmen

Die folgenden Maßnahmen sollten zum Schutz vor Stechmücken eingehalten werden:

  • Reisen in Hochrisikogebiete während der Regenzeit meiden
  • Helle, luftdurchlässige, den Körper bedeckende Kleidung tragen
  • Von der Dämmerung bis zum Morgengrauen Aufenthalt in mückengeschützten Räumen
  • Schlafräume mit Klimaanlage (Raumluftkühlung) nutzen; wenn Schlafraum nicht frei von Stechmücken, dann Moskitonetz einsetzen (ggf. mit Insektizid (Insektenabwehrmittel) imprägnieren)
  • Anbringen von Mückengittern (Mückengaze) an Fenstern und Türen
  • Beseitigung stehender Gewässer in der Umgebung (Brutplätze der Stechmücken)

Anwendung von Repellents und Insektiziden

Repellents (Vergrämungsmittel) enthalten Wirkstoffe (chemische Substanzen), die durch ihren Geruch Mücken und andere stechende Insekten abwehren, ohne sie zu töten. Sie werden gleichmäßig auf alle unbedeckten Körperstellen aufgetragen und müssen nach der auf der Verpackung angegebenen Wirkdauer erneut aufgetragen werden.

Chemische Wirkstoffe (nach Wirksamkeit und Sicherheit)

  1. DEET (N,N-Diethyl-m-toluamid)
    • Konzentration: 10-30 % (in Tropen bis 50 %)
    • Wirkspektrum: Bremsen, Fliegen, Mücken, Kriebelmücken, Zecken
    • Wirksamkeit: Goldstandard (Mittel der Wahl) für Tropenreisen; Schutzdauer 5-8 Stunden vor tag- und nachtaktiven Mücken einschließlich Malariaüberträgern (Überträger des Malariaerregers)
    • Beispiele: Anti Brumm Forte, Care Plus, Nobite
    • Nebenwirkungen: Schleimhautreizungen, Parästhesien (Empfindungsstörungen); selten Krampfanfälle beschrieben
    • Anwendungshinweise:
      • In Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei Kindern < 3 Jahren meiden
      • Im Hochrisikogebiet Verwendung ab 2 Monaten möglich (unter ärztlicher Aufsicht)
  2. Icaridin (Picaridin, 1-(1-Methyl Carbonyl)-2-(2-hydroxyethyl)piperidin)
    • Konzentration: bis 20 %
    • Wirkspektrum: ähnlich DEET, tropentauglich
    • Wirksamkeit: fast gleichwertig zu DEET, etwas kürzere Schutzdauer
    • Beispiele: Autan, Azaron, Ballistol, Parazeet
    • Nebenwirkungen: hautverträglicher als DEET, geringere systemische Resorption (Aufnahme über die Haut)
    • Anwendungshinweise:
      • Kleinkinder < 2 Jahre nicht behandeln; im Hochrisikogebiet ab 2 Monaten verwendbar
      • Für Schwangere und Stillende geeignet
  3. EBAAP (Ethylbutylacetylaminoproprionat, IR 3535)
    • Konzentration: 10-20 %
    • Wirkspektrum: wirksam gegen Mücken, Bienen, Wespen, Sandmücken
    • Wirksamkeit: kürzere Wirkdauer als DEET/Icaridin; für gemäßigte Breiten geeignet
    • Nebenwirkungen: keine
    • Anwendungshinweise: Kinder im 1. Lebensjahr nicht behandeln
  4. PMD (Citridiol, p-menthane-3,8-diol)
    • Herkunft: pflanzlicher Wirkstoff (aus ätherischem Öl des Zitronen-Eukalyptus)
    • Wirksamkeit: mäßig, kürzere Schutzdauer; Datenlage begrenzt
    • Nebenwirkungen: keine relevanten bekannt
    • Anwendungshinweise: nicht bei Kindern < 3 Jahren verwenden

Pflanzliche Alternativen

Insektenschutz auf pflanzlicher Basis (z. B. Kokosvorläuferfettsäuren, ätherische Öle) bietet eine nur kurzfristige Wirkung und sollte in Endemiegebieten (Gebieten mit gehäuftem Vorkommen einer Krankheit) nicht als alleinige Schutzmaßnahme angewendet werden.

  • Wirksamkeit: deutlich geringer und kürzer als bei chemischen Repellents
  • Nebenwirkungen: keine
  • Anwendungshinweise: für Babys und Kinder in risikoarmen Regionen geeignet

Insektizide zur Imprägnierung

Zur zusätzlichen Mückenabwehr können Insektizide (Insektenabwehrmittel) auf Kleidung oder Moskitonetze aufgebracht werden.

  • Wirkstoffgruppe: Pyrethroide (z. B. Permethrin, Deltamethrin)
  • Anwendung: Imprägnierung (Beschichtung) von Kleidung und Moskitonetzen; Kombination mit Repellentien möglich (nicht auf die Haut auftragen)
  • Schutzdauer: mehrere Wochen, abhängig von Waschhäufigkeit und Sonneneinwirkung
  • Sicherheitsaspekt: schwerflüchtige Langzeit-Pyrethroide werden gut vertragen; Kontakt mit Haut, Augen und Atemwegen vermeiden

Sicherheitsbewertung (nach Toxizität und Verträglichkeit)

Kategorie Wirkstoff Empfehlung Bemerkung
Höchste Wirksamkeit (tropentauglich) DEET Mittel der Wahl in Tropen und Endemiegebieten Einschränkungen bei Schwangeren/Kleinkindern
Sehr gute Alternative Icaridin gleichwertiger Schutz mit besserer Hautverträglichkeit empfohlen für Schwangere und Kinder > 2 Monate
Moderat wirksam EBAAP für gemäßigte Breiten geeignet gut verträglich, aber kürzere Wirkdauer
Begrenzte Wirksamkeit (pflanzlich) PMD, ätherische Öle nur ergänzend in risikoarmen Regionen unzureichend bei Tropenreisen

Fazit

Ein umfassender Schutz vor Stechmücken basiert auf der Kombination aus physikalischen Barrieren (Kleidung, Moskitonetze), chemischen Repellents (Insektenabwehrmitteln) und Insektizid-Imprägnierung (Insektenschutzbeschichtung). Die Wahl des Mittels richtet sich nach Reiseziel, Alter, Gesundheitszustand und individueller Verträglichkeit. In Endemiegebieten sollten ausschließlich DEET- oder Icaridin-haltige Präparate verwendet werden.

Literatur

  1. Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit (DTG). Empfehlungen zur Malariaprophylaxe und Vektorkontrolle. 2025. https://www.dtg.org
  2. Centers for Disease Control and Prevention (CDC). Mosquitoes, Ticks, and Other Arthropods – Yellow Book 2024: Environmental Hazards & Risks. 2024. Zugriff am 11. Nov. 2025. https://www.cdc.gov/yellow-book/hcp/environmental-hazards-risks/mosquitoes-ticks-and-other-arthropods.html
  3. World Health Organization (WHO). WHO Guidelines for Malaria (Consolidated Guidelines). Geneva: WHO; August 2025. Zugriff am 11. Nov. 2025. https://www.who.int/teams/global-malaria-programme/guidelines-for-malaria