Fettgehalt im Stuhl

Der Fettgehalt im Stuhl ist ein zentraler Parameter zur Beurteilung der Fettverdauung und Absorptionsleistung des Gastrointestinaltrakts. Eine pathologisch erhöhte Ausscheidung von Fetten über den Stuhl (Steatorrhoe) weist auf eine Maldigestion (unzureichende Aufspaltung) oder Malabsorption (unzureichende Aufnahme) hin und ist ein typisches Leitsymptom bei exokriner Pankreasinsuffizienz, Zöliakie oder chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen.

Das Verfahren

Benötigtes Material

  • Sammelstuhl (meist über 72 Stunden für quantitative Bestimmung)
  • Alternativ: Einzelprobe bei qualitativen Schnelltests (z. B. Sudan-III-Färbung oder elastografische Verfahren)

Vorbereitung des Patienten

  • Bei quantitativer Bestimmung: Fettstandardisierte Kost (mind. 100 g Fett/Tag) über 5 Tage vor und während der Stuhlsammlung
  • Genaue Protokollierung der Nahrungsaufnahme

Störfaktoren

  • Ungenaue Stuhlsammlung oder unvollständige Sammelzeit
  • Einnahme von fettlöslichen Medikamenten (z. B. Orlistat)
  • Abführmittelgebrauch
  • Unzureichende Diät-Compliance bei standardisierter Kost
  • Infektionen oder akute gastrointestinale Erkrankungen während der Untersuchung

Normwerte

Methode Normbereich
Quantitative Bestimmung (72-h-Stuhl) < 7 g Fett/Tag
Sudan-III-Färbung (qualitativ) Negativ bis schwach positiv (normal)
Elastographische oder enzymatische Schnelltests Je nach Herstellerangabe; negativ bis grenzwertig

Bei einem Fettgehalt > 7 g/Tag spricht man definitionsgemäß von einer Steatorrhoe.

Indikationen

  • Verdacht auf exokrine Pankreasinsuffizienz (unzureichende Enzymproduktion der Bauchspeicheldrüse)
  • Abklärung chronischer Diarrhöen (anhaltender Durchfall) unklarer Genese
  • Malabsorptionssyndrome (z. B. Zöliakie, Morbus Crohn)
  • Verlaufs- und Therapiekontrolle bei Pankreas-, Dünndarm- oder Gallefunktionsstörungen

Interpretation

Erhöhte Werte

  • Exokrine Pankreasinsuffizienz – häufigste Ursache der Steatorrhoe (z. B. bei chronischer Pankreatitis/chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung, Mukoviszidose/zystische Fibrose)
  • Gallensäuremangel – bei Cholestase (Gallenstau) oder nach Cholezystektomie (Gallenblasenentfernung)
  • Zöliakie (gluteninduzierte Enteropathie) – durch Atrophie (Rückbildung) der Dünndarmschleimhaut gestörte Fettresorption
  • Kurzdarmsyndrom – nach operativer Resektion oder bei funktionellen Dünndarmstörungen
  • Morbus Crohn – v. a. bei terminaler Ileumbeteiligung
  • Infektiöse Enteritiden – z. B. Giardiasis (Parasiteninfektion)
  • Maldigestion bei Magenresektion – unzureichende Emulgierung und Lipolyse

Erniedrigte Werte

  • Haben keine klinische Relevanz und treten bei restriktiver Diät oder Fehlernährung auf

Weitere Hinweise

  • Die Fettbestimmung im Stuhl sollte immer im Kontext weiterer Diagnostik erfolgen:
    • Elastase-1 im Stuhl (Pankreasmarker/Marker der Bauchspeicheldrüse)
    • Gallensäureprofil
    • Mikroskopie bei Infektionsverdacht
    • Dünndarmbiopsie (Gewebeprobe) bei Verdacht auf Zöliakie
  • Bei stark erhöhter Fettmenge im Stuhl (> 14 g/Tag) ist eine differenzialdiagnostische Abklärung der Ursache zwingend erforderlich.
  • Eine normwertige Elastase-1 bei gleichzeitig pathologisch erhöhtem Fettgehalt spricht eher für eine Malabsorption (Aufnahmestörung) als für eine Maldigestion (Verdauungsstörung).