Löslicher Transferrinrezeptor (sTfR)
Der lösliche Transferrinrezeptor (sTfR) ist ein zirkulierendes Fragment des membranständigen Transferrinrezeptors, der den zellulären Import von Transferrin-gebundenem Eisen (Eisentransporteiweiß) vermittelt. Er wird in der klinischen Labordiagnostik zur Unterscheidung zwischen Eisenmangel und Anämie (Blutarmut) bei chronischer Erkrankung eingesetzt.
Synonyme
- sTfR
- Soluble transferrin receptor
- Löslicher TfR
- Transferrinrezeptor im Serum
Das Verfahren
- Benötigtes Material
- Serum
- EDTA-Plasma (alternativ zur Spezialanalytik)
- Vorbereitung des Patienten
- Keine spezielle Vorbereitung erforderlich
- Nüchternblutabnahme (Blutentnahme ohne vorherige Nahrungsaufnahme) empfohlen bei kombinierter Eisenparameterdiagnostik
- Störfaktoren
- Akute oder chronische Entzündungen (können sTfR-Werte beeinflussen)
- Hämolyse (Zerfall von roten Blutkörperchen; führt zu Messfehlern)
- Intensive körperliche Belastung (temporär erhöhte Werte)
- Schwangerschaft (physiologische Erhöhung)
- Methode
- Immunnephelometrie (Lichtstreumessung von Antigen-Antikörper-Komplexen)
- Enzyme-linked Immunosorbent Assay (ELISA; enzymgebundene Antikörperreaktion)
- Turbidimetrie (Trübungsmessung)
Normbereiche (je nach Labor)
Subgruppe / Geschlecht / Alter | Referenzbereich |
---|---|
Erwachsene | 1,8-4,6 mg/l |
Kinder | 1,5-5,0 mg/l |
Schwangere | bis ca. 8,5 mg/l (physiologisch erhöht) |
Normbereiche sind methoden- und laborabhängig
Indikationen (Anwendungsgebiete)
- Differenzialdiagnostik bei mikrozytärer Anämie (Blutarmut mit kleinen roten Blutkörperchen)
- Abgrenzung zwischen Eisenmangel und chronisch-entzündlicher Anämie
- Beurteilung des funktionellen Eisenmangels (z. B. bei Tumoranämie)
- Kontrolle des Therapieansprechens bei Eisenmangelanämie
- Diagnostik bei unklarer Ferritin-Normwertlage (Ferritin = Eisenspeicherprotein im Blut)
Interpretation
- Erhöhte Werte
- Eisenmangel (auch funktioneller Eisenmangel)
- Gesteigerte Erythropoese (vermehrte Bildung roter Blutkörperchen)
- Schwangerschaft (physiologischer Anstieg)
- Erniedrigte Werte
- Chronisch-entzündliche Erkrankungen ohne Eisenmangel
- Aplastische Anämien (verminderte Blutbildung)
- Endstadien chronischer Erkrankungen mit supprimierter Erythropoese
- Spezifische Konstellationen (optional)
- Kombination mit Ferritin zur Berechnung des sTfR/log Ferritin-Quotienten („sTfR-F Index“) zur Abgrenzung von funktionellem Eisenmangel
Weiterführende Diagnostik
- Ferritin (Eisenspeicherprotein)
- Transferrinsättigung (Eisenbindungskapazität im Blut)
- C-reaktives Protein (CRP; Entzündungsmarker) zur Erkennung inflammatorischer Zustände
- Retikulozytenhämoglobin (Hb-Gehalt junger roter Blutkörperchen)
- Knochenmarkdiagnostik bei unklarer Anämieätiologie (Ursache der Blutarmut)
Literatur
-
Ramos-Polo R, Ras-Jiménez MdM, Francesch Manzano J, et al. Prognostic Role of Tissue Iron Deficiency Measured by sTfR Levels in Heart Failure Patients without Systemic Iron Deficiency or Anemia. J Clin Med. 2024;13(16):4742. https://doi.org/10.3390/jcm13164742