Erythrozytenverteilungsbreite (RDW)
Die Erythrozytenverteilungsbreite (RDW, Red Cell Distribution Width) ist ein Maß für die Größenverteilung der Erythrozyten (roten Blutkörperchen) im peripheren Blut. Sie wird im Rahmen des kleinen Blutbildes automatisch mitbestimmt und dient der differenzialdiagnostischen Einordnung von Anämien (Blutarmut) sowie der Erkennung einer Anisozytose (ungleiche Größenverteilung der roten Blutkörperchen).
Synonyme
- RDW
- Red Cell Distribution Width
- Erythrozytenverteilungsbreite (Anisozytose-Index)
Das Verfahren
- Benötigtes Material
- EDTA-Vollblut (Blutprobe mit Gerinnungshemmer)
- Vorbereitung des Patienten
- Keine spezielle Vorbereitung erforderlich
- Störfaktoren
- Hämolyse (Zerfall der roten Blutkörperchen)
- Kalte Agglutinine (Antikörper, die Zellen verklumpen können)
- Unzureichend gemischte Blutproben
- Makroskopisch thrombosiertes Probenmaterial (Blutgerinnsel)
- Methode
- Impedanzmessung (elektrisches Messverfahren zur Zellgröße)
- Laserstreulichtanalyse (flusszytometrisch, je nach Gerätehersteller)
- Automatisiertes Hämatologie-Analyserverfahren (vollautomatische Zellzählung)
Normbereiche (je nach Labor)
Parameter | Einheit | Referenzbereich |
---|---|---|
RDW-CV (Variationskoeffizient) | % | 11,5–14,5 % |
RDW-SD (Standardabweichung) | fl | 37–54 fl |
Normbereiche sind methoden- und laborabhängig
Indikationen (Anwendungsgebiete)
- Differenzialdiagnostik von Anämien (Untersuchung der Ursache einer Blutarmut)
- Beurteilung der Erythropoese (Bildung roter Blutkörperchen) – z. B. bei Eisen-, Vitamin-B12- oder Folsäuremangel
- Verlaufsbeurteilung nach Substitutionstherapien (z. B. Eisen- oder Vitaminbehandlung)
- Früherkennung hämatologischer Störungen (Erkrankungen des Blutsystems)
Interpretation
- Erhöhte Werte
- Ausgeprägte Anisozytose (große Unterschiede in der Größe der roten Blutkörperchen)
- Eisenmangelanämie (Blutarmut durch Eisenmangel)
- Vitamin-B12- oder Folsäuremangel
- Hämolytische Anämien (Blutarmut durch gesteigerten Abbau roter Blutkörperchen) mit Retikulozytose (erhöhte junge rote Blutkörperchen)
- Transfusionsbedingte Mischpopulationen (unterschiedlich große Blutkörperchen nach Bluttransfusion)
- Normale Werte
- Häufig bei normozytären Anämien (Blutarmut mit normalgroßen Zellen)
- Gesunde Erythropoese (Bildung der Blutkörperchen im Knochenmark)
- Spezifische Konstellationen
- RDW ↑ + MCV ↓ → typisch bei Eisenmangel
- RDW ↑ + MCV ↑ → möglich bei Vitamin-B12-/Folsäuremangel oder Mischformen
- RDW ↑ + MCV normal → früher Hinweis auf sich entwickelnde Störungen der Blutbildung
Weiterführende Diagnostik
- MCV (mittleres Erythrozytenvolumen – durchschnittliche Zellgröße)
- MCH (mittlerer Hämoglobingehalt pro Zelle)
- Serumeisen, Ferritin, Transferrinsättigung (Eisenstoffwechselparameter)
- Vitamin-B12, Holotranscobalamin, Methylmalonsäure (Marker für Vitamin-B12-Mangel)
- Folsäure, Homocystein (Marker für Folsäuremangel)
- Retikulozytenzahl (Anteil junger roter Blutkörperchen)
- Blutausstrich mit morphologischer Beurteilung (mikroskopische Beurteilung der Blutzellen)