Fibromyalgie – Anamnese

Die Anamnese (Krankengeschichte) stellt einen wichtigen Baustein in der Diagnostik der Fibromyalgie dar.

Familienanamnese

Soziale Anamnese

  • Gibt es Hinweise auf psychosoziale Belastungen oder Belastungen auf Grund Ihrer familiären Situation?

Aktuelle Anamnese/Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)

  • Haben Sie chronische Schmerzen an mehreren Körperstellen?
    • Bitte geben Sie an, an welchen Körperstellen Sie diese Schmerzen haben?
    • Wodurch werden diese Schmerzen ausgelöst? Kälte, Wetter, Stress, Angst etc.?
  • Haben Sie Schlafstörungen bzw. ist Ihr Schlaf nicht erholsam?
    • Leiden Sie unter Müdigkeit?
  • Leiden Sie unter einem Schwellungs- und/oder Steifigkeitsgefühl der Hände und/oder der Füße und/oder des Gesichts?
  • Leiden Sie unter depressiver Verstimmung?
  • Bemerken Sie Konzentrationsstörungen oder Störungen des Kurzzeitgedächtnisses?
  • Sind Sie lichtempfindlich?
  • Fühlen Sie eine Morgensteifigkeit im Bereich des Körperstamms, der Hüften und des Schultergürtels?
  • Haben Sie Parästhesien (Sensibilitätsstörungen)?
  • Leiden Sie unter Reizdarmsymptomatik?
  • Haben Sie ein Schwellungsgefühl an den Händen bemerkt?
  • Leiden Sie unter Schwindel oder Spannungskopfschmerz?

Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese

  • Haben Sie Menstruationsstörungen?

Eigenanamnese inkl. Medikamentenanamnese

  • Vorerkrankungen (Infektionserkrankungen)
  • Operationen
  • Allergien

Medikamentenanamnese

  • Protonenpumpenhemmer (Protonenpumpeninhibitoren, PPI, Säureblocker)
  • Statine (Statintherapie mit oder ohne CK-Erhöhung)
  • Arthralgie (Gelenkschmerzen) und Myalgie (Muskelschmerzen) unter Aromatasehemmern und Interferonen
  • Weitere Medikamente siehe unter "Arzneimittelnebenwirkungen" unter "Schmerzhafte Myopathien durch Medikamente"

Zur Diagnose der Fibromyalgie sind die ACR (American College of Rheumatology)-Kriterien hilfreich. Sie beinhalten:

  • Ausgedehnte Schmerzen in der Anamnese. Schmerzen werden als ausgedehnt angesehen, wenn alle der folgenden Voraussetzungen erfüllt sind:
    • Schmerzen in der linken Körperhälfte
    • Schmerzen in der rechten Körperhälfte
    • Schmerzen oberhalb der Taille
    • Schmerzen unterhalb der Taille
    • Schmerzen des Achselskelettes (Halswirbelsäule, Brustkorb, thorakale Wirbelsäule, Kreuzschmerzen)
  • Mindestens 11 der folgenden 18 Punkte (Tender Points) sind druckschmerzhaft:
    • Okziput (Hinterhaupt)
    • Unterer Zervikalbereich (Halswirbelsäule)
    • Muskulus trapezius (Trapeziusmuskel)
    • Muskulus supraspinatus (Obergrätenmuskel), ein Skelettmuskel, dieser verläuft nahezu horizontal oberhalb der Schulter
    • 2. Rippe
    • Lateraler Epicondylus – Knochenvorwölbung auf der seitlich gelegenen Stelle des Oberarmknochens (Humerus) 
    • Glutealbereich (Gesäß)
    • Trochanter major – Knochenvorsprung am Oberschenkelknochen
    • Knie

Die Palpation (Betasten) im Rahmen der körperlichen Untersuchung sollte unter Verwendung mittelmäßigen Druckes ausgeführt werden. Ein druckschmerzhafter Punkt kann als positiv angesehen werden, wenn der Patient den Druck als schmerzhaft empfindet. "Empfindlichkeit" (Tender) ist nicht gleichbedeutend mit "schmerzhaft".

Die Diagnose einer Fibromyalgie lässt sich aufgrund der typischen Schmerzanamnese von mindestens dreimonatiger Dauer stellen, wobei mindestens 11 der 18 Tender Points (druckschmerzhafte Punkte) bei der körperlichen Untersuchung nachweisbar sein müssen.