Calprotectin

Beim Calprotectin (Synonyme: Calgranulin A/B, humanes Leukozytenprotein; L1-Protein;  MRP-8/14; S-100a und b; Zystisches-Fibrose-Antigen, CFA) handelt es sich um einen Zellbestandteil der neutrophilen Granulozyten (Abwehrzellen), der als Marker für die Einwanderung der Granulozyten ins Lumen des Darms im Rahmen eines Entzündungsprozesses gilt. Geringere Konzentrationen von Calprotectin finden sich auch in Monozyten.

Da Calprotectin während der Darmpassage nicht abgebaut wird und im Stuhl sehr stabil ist, können auch Entzündungen im oberen Darmtrakt in den Stuhlproben nachgewiesen werden [1].

Calprotectin gehört zur Gruppe der fäkalen Entzündungsmarker (fäkale Biomarker).

Das fäkale Calprotectin (FC) leistet einen wichtigen Beitrag für die Diagnostik und die Verlaufskontrolle chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen (CED).

Das Verfahren

Benötigtes Material

  • Stuhlprobe (Stabilität des Calprotectins in nativer Stuhlprobe 3-7 Tage; für längere Lagerung: Einfrieren des Stuhls bei -20 °C)

Vorbereitung des Patienten

  • Nicht bekannt

Störfaktoren

  • Sehr dünner bzw. flüssiger Stuhl (Verdünnungseffekt)

Normwerte (altersabhängig)

Altersgruppe Mediane aus untersch. Studien
µg/g Stuhl  (= mg/kg Stuhl)
Säuglinge 150 - 278
Kleinkinder bis 4. Lj. 14 - 49 
Erwachsene und Kinder von 4. - 17 Lj.  - 50 


Calprotectin und Krankheiten (Alter: Erwachsene und Kinder von 4. - 17. Lj.)

Mediane aus untersch. Studien
(μg/g Stuhl) (= mg/kg Stuhl)
Bewertung
10-31 Gesund
(bzw. funktionelle Darmerkrankungen wie beispielsweise Reizdarmsyndrom)
50-100 Graubereich (Kontrolluntersuchung in 4-8 Wochen)
220 Divertikulitis
40-420; breite Verteilung um 150 Kolorektale Karzinome
60-320; häufig > 600  Morbus Crohn
150-167 Colitis ulcerosa

Indikationen

  • Verdacht auf eine chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED, z. B. Morbus Crohn, Colitis ulcerosa)
  • Differentialdiagnostik von funktionellen Erkrankungen (z. B. Reizdarmsyndrom (Kolon irritable)) und entzündlichen Erkrankungen
  • Aktivitätsmarker bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (korreliert mit dem Entzündungsgrad)

Interpretation

Interpretation erhöhter Werte

  • Colitis ulcerosa – chronisch-entzündliche Darmerkrankung (CED)
  • Darminfektionen*, nicht näher bezeichnet
  • Enteropathien (Darmerkrankungen) durch nicht-steroidale Antirheumatika
  • Divertikulitis – Erkrankung des Dickdarmes, bei der sich in Ausstülpungen der Schleimhaut (Divertikel) eine Entzündung bildet
  • Morbus Crohn chronisch-entzündliche Darmerkrankung (CED); verläuft meist in Schüben und kann den gesamten Verdauungstrakt befallen; charakterisierend ist der segmentale Befall der Darmmukosa (Darmschleimhaut), das heißt es können mehrere Darmabschnitte befallen sein, die durch gesunde Abschnitte voneinander voneinander getrennt sind.
  • Mukoviszidose (zystische Fibrose) genetisch bedingte Erkrankung, bei der es zur Produktion von zu zähem Schleim, vor allem in der Lunge und im Magen-Darm-Trakt kommt
  • Rheumatoide Arthritis – entzündliche Multisystemerkrankung, die sich meist in Form einer Synovialitis (Gelenkinnenhautentzündung) manifestiert; korreliert mit der Krankheitsaktivität
  • Medikamente:
    • Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR; non steroidal anti inflammatory drugs, NSAID)
    • Protonenpumpenhemmer (Protonenpumpeninhibitoren, PPI)

Interpretation erniedrigter Werte

  • Nicht krankheitsrelevant

Normale Calprotectin-Werte 

  • Exokrine Pankreasinsuffizienz – Erkrankung der Bauchspeicheldrüse, die mit einer ungenügenden Produktion von Verdauungsenzymen einhergeht
  • Lactoseintoleranz (Milchzuckerunverträglichkeit)
  • Lebensmittelunverträglichkeit
  • Reizdarmsyndrom
  • Zöliakie (Glutenunverträglichkeit)

Weitere Hinweise

  • Neben dem Calprotectin gilt das Lactoferrin ebenfalls als Marker bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED).
  • *Zur Vermeidung falsch-positiver Ergebnisse ist bei einer Darmerkrankung ein Ausschluss einer infektiösen Ursache notwendig!
  • Das Serum-Calprotectin (SC) korrelierte stark mit dem fäkalen Calprotectin (FC) [2]. 
  • Ein zweimaliger Nachweis eines erhöhten Wertes (> 300 mg/kg) im Intervall von 1 Monat ist ein zuverlässiger Prädiktor für ein Rezidiv einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung.

Literatur

  1. Roseth AG, Fagerhol MK, Aadland E et al.: Assessment of the neutrophil dominating protein calprotectin in feces. Scand J Gastroenterol (1992) 27: 793-798
  2. Kalla R et al.: Serum calprotectin: a novel diagnostic and prognostic marker in inflammatory bowel diseases. Am J Gastroenterol 2016; 111: 1796-1805. doi:10.1038/ajg.2016.342
     
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