Ursachen
Myelodysplastisches Syndrom (MDS)

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Erkrankungen des myelodysplastischen Syndroms sind klonale Erkrankungen der Hämatopoese (Blutbildung), das heißt es kommt zu qualitativen und quantitativen Veränderungen der Hämatopoese sowie einer peripheren Zytopenie (verminderte Anzahl der Zellen im Blut).

Der Defekt liegt in der pluripotenten Stammzelle (Stammzellen, die zu jedem Zelltyp eines Organismus differenzieren können) selbst. Folglich können von den hämatologischen Veränderungen eine, mehrere oder alle Blutzelllinien betroffen sein. Wenn die Blutzellen einem pathologischen (krankhaften) Klon entstammen, sind sie in ihrer Funktionsfähigkeit eingeschränkt und haben im Knochenmark sowie im peripheren Blut eine verkürzte Überlebenszeit. Durch den Verlust der Fähigkeit der zur Differenzierung kommt es zu einer zunehmenden Zytopenie (Verminderung der Anzahl der Zellen im Blut), die letztlich in eine akute myeloische Leukämie (AML) übergehen kann.

Im Rahmen des primären myelodysplastischen Syndroms können bei ca. 50 % der Erkrankten klonale Chromosomenaberrationen (Chromosomenabweichungen) nachgewiesen werden. Am häufigsten ist die Deletion (Verlust eines DNA-Abschnitts) der Chromosomen 5 (-5/5q), 7 (-7/7q), 20 (20q-) oder des Y-Chromosom sowie eine Trisomie 8 (+8) anzutreffen. Bei den sekundären myelodysplastischen Syndromen liegt die Rate der Aberrationen höher.

Möglicherweise haben altersassoziiertes inflammatorische Komorbiditäten/entzündliche Begleiterkrankungen ("Inflammaging"/Alterung durch Entzündung) Einfluss auf das Risiko für die Entstehung myelodysplastischer Syndrome oder einer chronischen myelomonozytären Leukämie (CMML) [4].

Nach der Ursache kann das myelodysplastische Syndrom in folgende Formen eingeteilt werden:

  • Primäres myelodysplastisches Syndrom (> 90 %)
    • ohne erkennbare Ursache
  • Sekundäres myelodysplastisches Syndrom (< 10 %)
    • Therapie-assoziiertes myelodysplastisches Syndrom
      • nach vorangegangener Zytostatikatherapie (Synonym: Chemotherapie) – Alkylanzien, Topoisomerase II-Inhibitoren, Cisplatin, Fludarabin, Azathioprin
      • nach Behandlung von beispielsweise Ovarial- und Mammakarzinomen mit PARP-Inhibitoren [3]
      • nach Radiatio (Strahlentherapie)
      • nach kombinierter Radiochemotherapie (RCTX; v. a. Alkylanzien in Kombination mit einer Bestrahlungstherapie)
      • nach Radiojodtherapie
    • ausgelöst durch langjährige Exposition (10-20 Jahre) gegenüber toxischen (giftigen) Substanzen wie Benzole und auch bestimmte Lösungsmittel – betroffen sind besonders Tankstellenbedienstete, Lackierer und Maler sowie auch Bedienstete von Flughäfen (Kerosin)

Ätiologie (Ursachen) des sekundären myelodysplastischen Syndroms

Strahlentherapie

  • Kombinierte Radiochemotherapie (RCTX; v. a. Alkylanzien in Kombination mit einer Bestrahlungstherapie)
  • Radiojodtherapie
  • Strahlentherapie (Radiatio)  

Chemotherapien

  • Kombinierte Radiochemotherapie (RCTX; v. a. Alkylanzien in Kombination mit einer Bestrahlungstherapie)
  • Vorausgegangene Zytostatikatherapie (Synonym: Chemotherapie)
    • Alkylanzien, Topoisomerase II-Inhibitoren, Cisplatin, Fludarabin, Azathioprin [1]
    • Solide Tumoren (höchstes Risiko: Knochenkrebs (SIR 39,0; 95-%-Konfidenzintervall 21,4-65,5), Weichteilkrebs (SIR 10,4; 6,4-15,9) und Hodenkrebs (SIR, 12,3; 7,6-18,8); Tumoren in Peritoneum, Lungen (kleinzelliges Karzinom), Eierstock, Eileitern oder zentralem Nervensystem: SIR 5- bis 9-fache; übrigen Krebserkrankungen: SIR 1,5- bis 4-fache) [2]

Umweltbelastungen – Intoxikationen (Vergiftungen)

  • Langjährige Exposition (10-20 Jahre) gegenüber toxischen (giftigen) Substanzen wie Benzole und auch bestimmte Lösungsmittel – betroffen sind besonders Tankstellenbedienstete, Lackierer und Maler sowie auch Bedienstete von Flughäfen (Kerosin) 
  • Blei
  • Insektizide

Literatur

  1. Ertr-Archambault N et al.: Association of Therapy for Autoimmune Disease With Myelodysplastic Syndromes and Acute Myeloid Leukemia. JAMA Oncol. Published online February 2, 2017. doi:10.1001/jamaoncol.2016.6435
  2. Morton LM et al.: Association of Chemotherapy for Solid Tumors With Development of Therapy-Related Myelodysplastic Syndrome or Acute Myeloid Leukemia in the Modern Era. JAMA Oncol. Published online December 20, 2018. doi:10.1001/jamaoncol.2018.5625
  3. Morice PM et al.: Myelodysplastic syndrome and acute myeloid leukaemia in patients treated with PARP inhibitors: a safety meta-analysis of randomised controlled trials and a retrospective study of the WHO pharmacovigilance database Lancet Haematology 2021;8("):E122-E134 doi: https://doi.org/10.1016/S2352-3026(20)30360-4
  4. Weeks LD et al.: Age-related diseases of inflammation in myelodysplastic syndrome and chronic myelomonocytic leukemia. Blood 2022;139 (8): 1246-1250 https://doi.org/10.1182/blood.2021014418
     
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