Differentialdiagnosen
Myelodysplastisches Syndrom (MDS)

Blut, blutbildende Organe – Immunsystem (D50-D90)

  • Aplastische Anämie – Form der Anämie (Blutarmut), die durch eine Panzytopenie (Verminderung aller Zellreihen im Blut; Stammzellerkrankung) und eine gleichzeitig vorliegende Hypoplasie (Funktionseinschränkung) des Knochenmarks gekennzeichnet ist. 
  • Erworbene isolierte aplastische Anämie ("pure-red-cell-aplasia") – spezielle Form der aplastischen Anämie: lediglich die Anzahl der Erythrozyten ist vermindert
  • Hyperspleniesyndrom – Überfunktion der Milz, die mit einem Mangel an Blutzellen und einer Knochenmarkproliferation einhergeht
  • Immunthrombozytopenie (idiopathische thrombozytopenische Purpura (ITP); Synonyme: Immunthrombozytopenie; Purpura haemorrhagica; thrombozytopenische Purpura; Autoimmunthrombozytopenie; immunthrombozytopenische Purpura; betrifft vor allem Kinder)
  • Knochenmarkschaden, nutritiv-toxischer – durch Alkohol, Blei, Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR)
  • Kongenitale (angeborene) dyserythropoetische Anämien
  • Megaloblastäre Anämie (Mangel an Vitamin B12 oder Folsäure)
  • Monozytose anderer Genese (Ursache)
  • Paroxysmale nächtliche Hämoglobinurie (PNH) – erworbene Erkrankung der hämatopoetischen Stammzelle, die durch eine Mutation des Phosphatidyl-Inositol-Glykan(PIG)-A-Gens hervorgerufen wird; charakterisiert durch eine hämolytische Anämie (Blutarmut durch Zerfall der roten Blutkörperchen), eine Thrombophilie (Thromboseneigung) und eine Panzytopenie, d. h. einem Mangel in allen drei Zellreihen (Trizytopenie) der Blutbildung, also eine Leukozytopenie (Verminderung der weißen Blutkörperchen), Anämie und Thrombozytopenie (Verminderung der Blutplättchen), gekennzeichnet ist.
  • Reaktive Knochenmarkveränderungen – durch Sepsis (Blutvergiftung), chronische Infekte, AIDS

Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten (E00-E90)

  • Folsäuremangel (→ reaktive Knochenmarkveränderungen)
  • Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion)
  • Kupfermangel (→ reaktive Knochenmarkveränderungen)
  • Vitamin B12 Mangel (→ reaktive Knochenmarkveränderungen)

Infektiöse und parasitäre Krankheiten (A00-B99)

  • HIV/AIDS (→ reaktive Knochenmarkveränderungen)
  • Sepsis (→ reaktive Knochenmarkveränderungen)
  • Virusinfekte (HIV, Parvovirus B19 u. a.) (→ reaktive Knochenmarkveränderungen)

Neubildungen – Tumorerkrankungen (C00-D48)

  • Akute Leukämien – speziell Erythroleukämie, FAB-M6
  • Chronische myelomonozytäre Leukämie (CMML) anderer Genese
  • Haarzellleukämie – chronisch verlaufende lymphoproliferative Erkrankung aus der Gruppe der Non-Hodgkin-Lymphome
  • Klonale Hämatopoese von unbestimmtem Potential (clonal hematopoiesis of indeterminate potential, CHIP); Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) nimmt mit dem Alter zu und liegt in der 8. Dekade bei circa 10 %; Risiko der Progression ("Fortschreiten") in hämatologische Neoplasie 0,5-1 % pro Jahr; CHIP ist definiert durch [1, 2]:
    • den Nachweis einer klonalen Hämatopoese (somatische Mutation); d. h. Nachweis einer somatischen Mutation, die mit hämatologischen Neoplasien assoziiert ist und eine Allelfrequenz von mindestens 2 % hat
    • die Abwesenheit von Dysplasien der Hämatopoese im Knochenmark
    • das Fehlen einer Blastenvermehrung im Knochenmark
    Zytopenien im peripheren Blut können, müssen aber nicht vorliegen. Ausgeschlossen sein müssen:
    • paroxysmale nächtliche Hämoglobinurie (PNH; s. o.)
    • Monoklonale Gammopathie unklarer Signifikanz (MGUS) – Präkanzerose für lymphoproliferative Erkrankungen wie Multiples Myelom oder Morbus Waldenström; Paraproteinämie mit monoklonalen IgM-Globulinen, ohne dass histologisch eine Infiltration des Knochenmarks mit Plasmazellen oder Lymphomzellen vorliegt (also kein Plasmozytom/Multiples Myelom oder Morbus Waldenström besteht); in den USA findet sich bei 3,2 % der über 50-Jährigen und 5,3 % der über 70-Jährigen eine monoklonale Gammopathie unklarer Signifikanz (MGUS) [3]; geht pro Jahr in 1,5 % der Fälle in eine lymphoproliferative Erkrankung über
      Beachte: Eine MGUS kann über 30 Jahre bestehen, bevor es zu einer klinischen Erkrankung kommt [4]; bei diesen Patienten ist im Bereich der Gammaglobuline eine zusätz­liche Zacke zu erkennen, der „M-Gradient“. Dieser weist auf die Ausbreitung von Zellklonen im Knochenmark hin.
    • Monoklonale B-Lymphozytose (MBL)
  • Myeloproliferative Erkrankungen – Chronische myeloische Leukämie (CML), Osteomyelofibrose (OMF; myeloproliferatives Syndrom)

Medikamente

  • Immunsuppressiva
  • Nichtsteroidales Antirheumatikum (NSAR
  • Zytostatika

Weiteres

  • Toxischer Knochenmarkschaden (Alkohol, Blei etc.)

Literatur

  1. Steensma DP, Bejar R, Jaiswal S et al.: Clonal hematopoiesis of indeterminate potential and its distinction from myelodysplastic syndromes. Blood. 2015 Jul 2;126(1):9-16. doi: 10.1182/blood-2015-03-631747. Epub 2015 Apr 30.
  2. Heuser M, Thol F, Ganser A: Clonal hematopoiesis of indeterminate potential – a risk factor for hematological neoplasia. Dtsch Arztebl Int 2016; 113: 317-22. DOI: 10.3238/arztebl.2016.0317
  3. Kyle RA et al.: Prevalence of monoclonal gammopathy of undetermined significance. N Engl J Med. 2006 Mar 30;354(13):1362-9.
  4. Kyle RA et al.: Long-Term Follow-up of Monoclonal Gammopathy of Undetermined Significance. N Engl J Med 2018; 378:241-249 January 18, 2018 doi: 10.1056/NEJMoa1709974
     
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