Einleitung
Fibromyalgie

Die Fibromyalgie – umgangssprachlich Faser-Muskel-Schmerzsyndrom genannt – (Synonyme: Fibromyalgie-Syndrom (FMS); Fibromyositis; Weichteilrheumatismus; ICD-10-GM M79.70: Fibromyalgie) ist ein weitverbreitetes Syndrom, welches zu chronischen Schmerzen (mindestens 3 Monate) in mehreren Körperregionen führen kann. Davon kann das gesamte muskuloskettale System (Muskelschmerzen wechselnder Lokalisation) betroffen sein; zusätzlich können noch Steifigkeit, Empfindungsstörungen, Schlafstörungen bzw. nicht erholsamer Schlaf, Müdigkeit bzw. chronische Erschöpfungsneigung (körperlich und/oder geistig) sowie kognitive Beeinträchtigungen auftreten.

Da das Beschwerdebild durch einen Symptomenkomplex definiert wird, ist der Begriff "Fibromyalgie-Syndrom" angemessener als der Begriff "Fibromyalgie".

Kriterien für die klinische Diagnose des Fibromyalgie-Syndroms (FMS) siehe unter Klassifikation.

Einige Rheumatologen und Schmerzmediziner klassifizieren das FMS als "zentrales Hypersensitivitätssyndrom" [1].

Die chronischen Schmerzen in mehreren Körperregionen (engl.: chronic widespread pain [CWP]) im Rahmen des Fibromyalgie-Syndroms können spezifische Ursachen haben (z. B. entzündlich rheumatische Erkrankung). Bei den meisten Patienten mit chronischen Schmerzen in mehreren Körperregionen lassen sich jedoch keine spezifischen somatischen Krankheitsursachen finden. Die Fibromyalgie wird deshalb auch als funktionelles somatisches Syndrom bezeichnet. Es kann dabei mit depressiven Störungen assoziiert sein.

Eine optimale Behandlung macht eine frühe Diagnosestellung erforderlich, was leider selten der Fall ist.

Geschlechterverhältnis: Männer zu Frauen beträgt 1 : 9.
Die Deu­tsche Gesellschaft für Schmerzmedizin (DGS) kommt auf Basis von Daten ihres Praxisregisters Schmerz zum Ergebnis, dass 14,3 % der identifizierten Patienten Männer sind [3].

Häufigkeitsgipfel: Die Erkrankung tritt vorwiegend zwischen dem 30. und 60. Lebensjahr auf.

Die Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) liegt in der allgemeinen erwachsenen Bevölkerung verschiedener Länder zwischen 0,7 und 8 % (Deutschland: 3,5 %). Bei Frauen zwischen dem 70. und 79. Lebensjahr beträgt die Prävalenz sogar 7,4 %. Insgesamt sind in Deutschland in etwa 3 bis 3,5 Millionen Menschen betroffen.

Verlauf und Prognose: Durch die Schmerzen sind die Betroffenen in ihren Alltagsaktivitäten zum Teil stark eingeschränkt. Häufig berichten Patienten auch über Schmerzschübe, die einen oder mehrere Tage andauern können.
Die Therapie sollte mit nicht-pharmakologischen Interventionen begonnen werden. Im Vordergrund stehen dabei anaerobe Übungen und Krafttraining. Soweit eine Pharmakotherapie (medikamentöse Therapie) erforderlich ist, sollte diese individualisiert durchgeführt werden.
Jenseits des 60. Lebensjahres nehmen die Beschwerden ab. Wird die Fibromyalgie frühzeitig, das heißt in den ersten zwei Krankheitsjahren, diagnostiziert und therapiert, beträgt die Remissionsrate (Remission = Beschwerdefreiheit; prozentualer Anteil erfolgreich behandelter Patienten) 50 %. Im späteren Krankheitsverlauf werden die Remissionsraten immer kleiner. Die Lebenserwartung ist durch die Erkrankung nicht herabgesetzt.

Beachte: Bei einer Nachuntersuchung von Patienten mit der Diagnose "Fibromyalgie" entsprachen nur knapp 40 % der Diagnosen den vom American College of Rheumatology festgelegten Kriterien, d. h. die Diagnose "Fibromyalgie" wird möglicherweise zu häufig gestellt [2]. Hinweis: Die Studie war mit einer Teilnehmerzahl von insgesamt nur 56 zu klein, um daraus allgemeingültige Schlussfolgerungen ziehen zu können.

Komorbiditäten (Begleiterkrankungen): Das Fibromyalgie-Syndrom ist vermehrt mit seelischen Störungen (75 %), z. B. Angststörungen, Depressionen, posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS), somatoforme Störungen und körperlichen Krankheiten wie Kreuzschmerz, Arthrose, gastrointestinale (den Magen-Darm-Trakt betreffende) Schmerzen, Kopf- und Gesichtsschmerzen, urogenitale Schmerzen sowie Chronic-Fatigue-Syndrom (chronisches Müdigkeitssyndrom) (90 %), Insomnie (Schlafstörungen) und kognitiven Beeinträchtigungen vergesellschaftet.
Beachte: Patienten mit Fibromyalgie geben mit 15,7 % Suizidgedanken an (in der Gesamtpopulation 1,3 Prozent) [3].

Literatur

  1. Yunus MB: Editorial review: an update on central sensitivity syndromes and the issues of nosology and psychobiology. Curr Rheumatol Rev 2015;11(2):70-85.
  2. Gittins R et al.: The Accuracy of a Fibromyalgia Diagnosis in General Practice. Pain Medicine 2018; 19: 491-498; https://doi.org/10.1093/pm/pnx155
  3. Pressemitteilung: Michael Überall, Vizepräsident der DGS, Register Schmerz 2022

Leitlinien

  1. DGS-PraxisLeitlinie: FibroMyalgie-Syndrom. Februar 2021 Langfassung
  2. S3-Leitlinie: Definition, Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie des Fibromyalgiesyndroms. (AWMF-Registernummer: 145-004), März 2017 Kurzfassung Langfassung

     
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