Dauer der Geburt: Wie lange dauert eine normale Geburt und was gilt für den Kaiserschnitt?

Die Geburtsdauer variiert stark und hängt von zahlreichen Faktoren ab – darunter Geburtsverlauf, Wehenstärke, Erst- oder Mehrgebärende, Lage des Kindes, Schmerzlinderung, Geburtsposition und individuelle physiologische Unterschiede. Eine „normale“ Geburt kann daher viele Gesichter haben.

Phasen und typische Dauer einer vaginalen Geburt

Die Geburt wird in folgende Abschnitte unterteilt: Eröffnungsphase, Austreibungsphase und Nachgeburtsphase.

Eröffnungsphase

Diese Phase beginnt mit regelmäßigen, schmerzhaften Wehen und endet mit der vollständigen Öffnung des Muttermunds (10 cm).

  • Erstgebärende: im Mittel 8-12 Stunden
  • Mehrgebärende: meist 5-8 Stunden

Die Latenzphase (0-4 cm Muttermundsöffnung) kann bei Erstgebärenden über 6 Stunden dauern, während sie bei Mehrgebärenden oft deutlich kürzer ist [1].

Austreibungsphase

Diese Phase reicht von der vollständigen Muttermundöffnung bis zur Geburt des Kindes.

  • Ohne Periduralanästhesie (PDA): etwa 30-60 Minuten
  • Mit PDA: bis zu 120 Minuten

Bei Mehrgebärenden verkürzt sich die Austreibungsphase häufig auf 15-30 Minuten. Eine Dauer von bis zu drei Stunden (bei Erstgebärenden) gilt noch als normal, sofern Mutter und Kind stabil sind.

Nachgeburtsphase

In dieser Phase wird die Plazenta (Mutterkuchen) ausgestoßen. Sie dauert meist weniger als 10 Minuten, kann aber bis zu 30 Minuten beanspruchen.

Gesamtzeit einer vaginalen Geburt

  • Erstgebärende: durchschnittlich 12-18 Stunden
  • Mehrgebärende: durchschnittlich 6-10 Stunden

Von einer protrahierten Geburt spricht man erst, wenn über längere Zeit keine Fortschritte bei der Muttermundöffnung oder beim Tiefertreten des Kindes zu erkennen sind [1].

Kaiserschnitt (Sectio caesarea)

Ein Kaiserschnitt ist ein chirurgischer Eingriff mit anderen Zeitparametern als eine spontane Geburt:

  • Gesamtdauer der Operation: etwa 30-60 Minuten
  • Zeit von Hautschnitt bis zur Geburt: im Mittel 1-2 Minuten bei Routineeingriffen [2]
  • Decision-to-Delivery-Zeit (bei Notfall-Section): idealerweise unter 30 Minuten

Die Operationszeit kann sich durch Voroperationen, Blutungsneigung oder Mehrlingsschwangerschaften verlängern.

Wann ist eine Geburt „zu lang“?

Eine Geburt gilt als zu lang, wenn die Eröffnungs- oder Austreibungsphase über die üblichen Grenzwerte hinausgeht oder keine Progression (Fortschritt) erkennbar ist. Laut modernen geburtshilflichen Empfehlungen ist jedoch eine langsame, aber stetige Entwicklung tolerabel, solange Mutter und Kind stabil bleiben [1].

Fazit

Eine vaginale Geburt dauert im Durchschnitt 12-18 Stunden bei Erstgebärenden und 6-10 Stunden bei Mehrgebärenden. Ein Kaiserschnitt benötigt 30-60 Minuten, wobei die eigentliche Entbindung meist in wenigen Minuten erfolgt. Entscheidend ist nicht die exakte Dauer, sondern ein sicherer, individuell angepasster Verlauf.

Literatur

  1. Zhang J, Troendle JF et al.: The natural history of the normal first stage of labor. Obstet Gynecol. 2010;115(4):705-710. doi: 10.1097/AOG.0b013e3181d55925.
  2. Spain J et al.: Time from uterine incision to delivery and hypoxic neonatal outcomes. Am J Perinatol. 2015;32(6):561-566. doi: 10.1055/s-0034-1396696.