Reizblase (überaktive Blase, OAB) – Symptome – Beschwerden
Folgende Symptome und Beschwerden können auf eine Reizblase hinweisen:
Leitsymptome
Diese Symptome sind charakteristisch für die Reizblase und treten bei den meisten Betroffenen auf:
- Imperativer Harndrang – plötzlicher, kaum kontrollierbarer Harndrang; in etwa 80-90 % der Fälle vorhanden
- Pollakisurie – häufiges Wasserlassen bei kleinen Urinmengen; bei etwa 60-70 % der Betroffenen
- Nykturie – nächtliches Wasserlassen; betrifft ca. 50-60 % der Patienten
- Dranginkontinenz – unwillkürlicher Urinverlust beim Harndrang; bei etwa 30-40 % der Betroffenen zusätzlich
Begleitsymptome
Diese Symptome sind weniger spezifisch und können bei OAB auftreten, weisen aber auch auf andere Erkrankungen hin:
- Verstärkte Sensibilität für Blasenfüllung – Gefühl des „ständigen Müssens“, ohne dass größere Urinmengen vorhanden sind (ca. 40 %)
- Unterbauchdruck oder -schmerzen bei voller Blase – tritt bei einem Teil der Patienten auf, sollte jedoch immer Anlass zur Abklärung anderer Ursachen (z. B. interstitielle Zystitis) geben.
- Allgemeines Unwohlsein oder innere Unruhe – durch ständigen Harndrang, bei ca. 20-30 %
Unspezifische Symptome
Diese Symptome sind nicht charakteristisch, können aber die Lebensqualität stark beeinträchtigen:
- Schlafstörungen – infolge von nächtlichem Wasserlassen, häufig nicht erholsamer Schlaf (ca. 30 %)
- Konzentrationsstörungen – durch Schlafunterbrechungen und häufigen Harndrang (ca. 20-30 %)
- Psychische Belastung – Scham, Vermeidungsverhalten, soziale Einschränkungen (Häufigkeit variabel)
Genderspezifische Unterschiede in der Symptomatik
- Frauen
- Häufigere Dranginkontinenz (unwillkürlicher Harnverlust bei Harndrang) (30-40 %), oft Mischinkontinenz (Kombination aus Drang- und Belastungsinkontinenz)
- Früheres Auftreten, insbesondere peri- und postmenopausal (vor und nach den Wechseljahren) (hormonelle Faktoren, Östrogenmangel)
- Stärkere psychosoziale Belastung durch Inkontinenz
- Männer
- Dranginkontinenz (unwillkürlicher Harnverlust bei Harndrang) seltener (10-15 %), imperativer Harndrang (plötzlicher, kaum kontrollierbarer Harndrang) und Pollakisurie (häufiges Wasserlassen in kleinen Mengen) dominieren
- Häufig zusätzliche Entleerungs- und Nach-Miktionssymptome (Beschwerden beim Wasserlassen und nach dem Wasserlassen) (schwacher Harnstrahl, Restharngefühl, Nachträufeln), meist im Kontext einer benignen Prostatahyperplasie (BPH; gutartige Prostatavergrößerung)
- Nykturie (nächtliches Wasserlassen) sehr ausgeprägt (bis 70 %), klinisch oft führendes Symptom
- Abgrenzung zur Blasenauslassobstruktion (Abflussbehinderung durch die Prostata) besonders wichtig
- Gemeinsamkeiten
- Imperativer Harndrang (plötzlicher, kaum kontrollierbarer Harndrang) als zentrales Leitsymptom bei beiden Geschlechtern
- Nykturie (nächtliches Wasserlassen) geschlechtsübergreifend häufig, bei Männern jedoch ausgeprägter
- Unspezifische Symptome wie Schlafstörungen, Konzentrationsprobleme und psychische Belastung in beiden Gruppen
Tabellarischer Vergleich
Kriterium | Frauen | Männer |
---|---|---|
Dranginkontinenz | Häufig (30-40 %), oft Mischinkontinenz (Kombination aus Drang- und Belastungsinkontinenz) | Seltener (10-15 %), weniger ausgeprägt |
Symptomatik | Früheres Auftreten (peri-/postmenopausal = vor und nach den Wechseljahren, hormonelle Faktoren) | Späteres Auftreten, oft im Zusammenhang mit Prostataerkrankungen |
Begleitsymptome | Stärkere psychosoziale Belastung (Scham, Rückzug, soziale Einschränkung) | Mehr Entleerungs- und Nach-Miktionssymptome (Beschwerden beim Wasserlassen und nach dem Wasserlassen) (schwacher Harnstrahl, Restharngefühl, Nachträufeln) |
Nykturie | Moderat häufig (50-60 %) | Sehr häufig und ausgeprägt (bis 70 %) |
Klinischer Fokus | Drangsymptomatik (imperativer Harndrang, Pollakisurie, Dranginkontinenz) und Inkontinenz im Vordergrund | Kombination aus Speicher- und Entleerungssymptomen (Beschwerden beim Speichern und Entleeren von Urin), Abgrenzung zur Blasenauslassobstruktion (Abflussbehinderung durch die Prostata) wichtig |
Weiteres
Die Symptome der Reizblase (überaktive Blase, OAB) gehören zu den Symptomen des unteren Harntraktes (LUTS, lower urinary tract symptoms). LUTS ist ein Sammelbegriff, der verschiedene Beschwerdebilder umfasst, die aus dem Bereich der Blase, der Harnröhre und des Beckenbodens stammen.
Zu den LUTS zählen:
- Speicher- bzw. Speicherstörungssymptome – hierzu gehören die typischen Beschwerden der OAB wie imperativer Harndrang, Pollakisurie, Nykturie und Dranginkontinenz.
- Entleerungssymptome – z. B. schwacher Harnstrahl, Verzögerung des Beginns der Miktion, Nachträufeln, Restharngefühl.
- Nach-Miktionssymptome – z. B. Nachtröpfeln oder erneuter Harndrang kurz nach der Entleerung.
Die Reizblase ist somit eine Teilmenge der LUTS und zeichnet sich vor allem durch die Speichersymptomatik aus, ohne dass eine Infektion, anatomische Veränderung oder eine andere Erkrankung des unteren Harntraktes vorliegt.