Reizblase (überaktive Blase, OAB) – Prävention

Die überaktive Blase (OAB) ist durch einen imperativen Harndrang mit oder ohne Inkontinenz, erhöhter Miktionsfrequenz und Nykturie charakterisiert.

Verhaltensbedingte Faktoren können die Symptomatik verstärken oder deren Entstehung begünstigen.

  • Ernährung
    • Sehr scharfe oder stark gewürzte Speisen – können die Blasenschleimhaut irritieren und Harndrang verstärken
    • Hoher Konsum von Zitrusfrüchten oder Tomatenprodukten – kann die Blase reizen
    • Übermäßige Flüssigkeitszufuhr in kurzer Zeit – kann die Symptomatik verschlechtern
  • Genussmittelkonsum
    • Alkohol – wirkt harntreibend und kann die Blasenkapazität senken
    • Tabak (Rauchen) – gilt als Risikofaktor für Blasenfunktionsstörungen
    • Koffein (z. B. Kaffee, Tee, Energy-Drinks, Cola) – steigert Harndrang und Drangsymptome
  • Körperliche Aktivität
    • Bewegungsmangel – begünstigt Übergewicht und damit OAB-Symptome
    • Hohe körperliche Belastung (z. B. Leistungssport, schweres Heben) – kann über Druckerhöhung im Beckenboden die Symptome verschärfen
  • Psycho-soziale Situation
    • Stress – kann die Blasenmuskulatur über vegetative Nervenbahnen verstärkt aktivieren
    • Nervosität und psychische Belastungen – verstärken Drangsymptome und erschweren die Kontrolle
  • Schlafqualität
    • Chronisch gestörter Schlaf – verstärkt die Häufigkeit von Nykturie (nächtlichem Harndrang)
    • Unregelmäßiger Schlafrhythmus – kann die Blasenkontrolle negativ beeinflussen
  • Übergewicht (BMI ≥ 25; Adipositas)
    • Erhöht intraabdominellen Druck – führt zu verstärkten OAB-Symptomen
    • Begünstigt zusätzlich metabolische Faktoren, die Blasenfunktionsstörungen unterhalten können

Präventionsfaktoren (Schutzfaktoren)

Zur Prävention der überaktiven Blase (OAB) muss auf eine Reduktion individueller Risikofaktoren geachtet werden.

  • Ernährung – ausgewogene, ballaststoffreiche Ernährung, Vermeidung von stark gewürzten Speisen, Zitrusfrüchten und koffeinhaltigen Getränken; ausreichende, gleichmäßig verteilte Flüssigkeitszufuhr
  • Genussmittelkonsum – Einschränkung von Alkohol, vollständiger Verzicht auf Tabak (Rauchen)
  • Körperliche Aktivität – regelmäßige moderate Bewegung, gezieltes Beckenbodentraining zur Verbesserung der Blasenkontrolle
  • Psycho-soziale Situation – Stressbewältigung durch Entspannungsverfahren (z. B. autogenes Training, progressive Muskelrelaxation)
  • Schlafqualität – strukturierter Schlafrhythmus und Schlafhygiene zur Reduktion von Nykturie
  • Normalisierung des Körpergewichts – durch Ernährungsumstellung und Bewegung zur Entlastung des Beckenbodens

Sekundärprävention

Die Sekundärprävention richtet sich an Patienten mit ersten Symptomen der überaktiven Blase (OAB), um eine Verschlechterung zu verhindern und gezielt zu behandeln.

  • Screening und Überwachung – gezielte Anamnese mit Erfassung von Miktionshäufigkeit, Trinkverhalten und Lebensstilfaktoren
  • Frühe Diagnostik – urologische Untersuchung, Ausschluss von Harnwegsinfekten und strukturellen Blasenveränderungen
  • Bildgebung – Sonographie (Beurteilung Restharn, Blasenwanddicke, Ausschluss organischer Veränderungen), Magnetresonanztomographie (MRT) oder Computertomographie (CT) bei Verdacht auf strukturelle Ursachen oder neurologische Beteiligung
  • Urodynamische Untersuchungen – Uroflowmetrie, Blasendruckmessung und ggf. Zystometrie zur funktionellen Abklärung und Differenzierung gegenüber anderen Blasenfunktionsstörungen
  • Lebensstiländerungen – Reduktion reizender Nahrungsmittel und Getränke, Anpassung der Trinkmenge
  • Ernährung – Vermeidung von Alkohol, Koffein, Nikotin und stark gewürzten Speisen
  • Bewegung – moderates Training, Beckenbodentraining
  • Medikamentöse Therapie – Antimuskarinika oder Beta-3-Adrenozeptor-Agonisten bei persistierenden Beschwerden
  • Verhaltenstherapie – Blasentraining mit geplanter Miktion zur Steigerung der Blasenkapazität
  • Psychosoziale Unterstützung – Stressbewältigung, ggf. Psychotherapie bei ausgeprägten psychischen Belastungen

Tertiärprävention

Die Tertiärprävention zielt darauf ab, wiederkehrende Beschwerden und mögliche Komplikationen der überaktiven Blase (OAB) langfristig zu minimieren.

  • Therapieoptimierung – Anpassung medikamentöser Therapie, ggf. Kombination verschiedener Wirkstoffe
  • Invasive Therapien – intravesikale Botulinumtoxin-Injektionen zur Reduktion der Detrusorüberaktivität, sakrale Neuromodulation zur Modulation der Blasensteuerung bei therapierefraktären Verläufen
  • Rehabilitation und Nachsorge – physiotherapeutische Maßnahmen, Langzeitbetreuung durch Urologen
  • Psychosoziale Unterstützung – Begleitung bei chronischem Krankheitsverlauf, Verbesserung der Lebensqualität
  • Lebensstilinterventionen – dauerhafte Ernährungs- und Bewegungsanpassung, nachhaltige Stressbewältigung