Ganzkörper-MRT (Whole-Body-MRT)
Die Ganzkörper-Magnetresonanztomographie (Ganzkörper-MRT; englisch: Whole-Body-Magnetic Resonance Imaging, WB-MRI) ist ein hochauflösendes, strahlenfreies Bildgebungsverfahren (Verfahren zur inneren Darstellung von Organen), das der simultanen Erfassung sämtlicher Körperregionen dient. Sie wird zunehmend in der onkologischen Diagnostik (Krebserkennung), bei systemischen Erkrankungen sowie zur präventivmedizinischen Risikoabschätzung eingesetzt. Durch moderne MRT-Technologie mit Ganzkörperspulen und multiparametrischen Sequenzen (z. B. Diffusionsbildgebung) kann die Ganzkörper-MRT sowohl morphologische als auch funktionelle Veränderungen in einem Untersuchungsgang erfassen.
Synonyme
- Whole-Body-MRT
- WB-MRT
- Ganzkörper-Kernspintomographie
- Ganzkörper-Magnetresonanztomographie
Beurteilbare Strukturen
- Zentrales Nervensystem (Gehirn, Rückenmark)
- Bewegungsapparat (Wirbelsäule, Knochen, Gelenke, Weichteile)
- Parenchymatöse Organe (Leber, Milz, Nieren, Bauchspeicheldrüse)
- Lymphknotenstationen (zervikal, mediastinal, abdominell, pelvin)
- Thoraxorgane (Herz, Lunge)
- Beckenorgane (Prostata, Uterus (Gebärmutter), Ovarien (Eierstöcke))
- Gefäßsystem (teilweise, v. a. bei Kontrastmittelgabe)
Indikationen (Anwendungsgebiete)
- Onkologische Diagnostik
- Ganzkörper-Staging (Erfassung der Ausbreitung) bei malignen Erkrankungen (z. B. Multiples Myelom, Lymphom, Prostatakarzinom)
- Detektion ossärer Metastasen (Knochenabsiedlungen)
- Therapiekontrolle und Verlaufskontrolle
- Rheumatologische/Systemische Erkrankungen
- Autoimmunerkrankungen mit multipler Organbeteiligung (z. B. Dermatomyositis, systemischer Lupus erythematodes)
- Vaskulitiden (Gefäßentzündungen) mit Organmanifestationen
- Früherkennung bei Hochrisikopatienten
- Präventivdiagnostik bei familiär gehäuftem Krebsrisiko (z. B. BRCA-Mutationsträger)
- Tumorsuche bei paraneoplastischem Syndrom (tumorbedingte Begleiterscheinungen)
- Beurteilung muskuloskelettaler Erkrankungen
- Ganzkörperbildgebung bei Myopathien (Muskelerkrankungen), Muskelatrophien (Muskelschwund) oder Muskelentzündungen
- Fieber unklarer Genese
- Ausschluss einer versteckten Infektions- oder Tumorquelle
Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
- Absolute Kontraindikationen
- Nicht-MRT-taugliche implantierte Geräte (z. B. Herzschrittmacher ohne MRT-Freigabe)
- Ferromagnetische Fremdkörper (z. B. Splitter im Auge)
- Relative Kontraindikationen
- Klaustrophobie (Platzangst; ggf. Sedierung erforderlich)
- Niereninsuffizienz (eingeschränkte Nierenfunktion) bei geplanter Kontrastmittelgabe
- Starke Adipositas (Übergewicht; Gewichts-/Größenlimit der MRT-Anlage)
Vor der Untersuchung
- Aufklärung über Ablauf, Dauer (bis zu 60 Minuten) und Geräuschkulisse
- Prüfung auf Kontraindikationen (Implantate, Metallsplitter, Schwangerschaft)
- Bei Kontrastmittelgabe: aktuelle Nierenfunktionswerte (GFR ≥ 30 ml/min)
- Ggf. venöser Zugang (bei Kontrastmittelgabe)
Das Verfahren
Technik
- Verwendung moderner 1,5- oder 3-Tesla-MRT-Systeme mit Ganzkörperspulen
- Untersuchung in mehreren Körperschlittenpositionen mit automatischer Rekonstruktion
- Kombination aus T1-, T2- und DWI-Sequenzen (Diffusionsbildgebung)
- Je nach Fragestellung mit oder ohne Kontrastmittel (Gadolinium-basiert)
Ablauf der Untersuchung
- Patient in Rückenlage, Untersuchung erfolgt in mehreren Sequenzblöcken von Kopf bis Fuß
- Dauer der Untersuchung: ca. 45-60 Minuten
- Bei Verwendung von Kontrastmittel: intravenöse Gabe während der Untersuchung
- Ruhige Lagerung erforderlich zur Vermeidung von Bewegungsartefakten
Mögliche Befunde
- Neoplastische Läsionen
- Primärtumoren, Metastasen (ossär, lymphogen, viszeral)
- Systemische Entzündungszeichen
- Diffuse Signalveränderungen in Muskulatur, Knochen oder Weichteilen
- Muskuloskelettale Pathologien
- Myopathien, Arthritisformen, Fibromyalgie
- Degenerative Veränderungen
- Spinale oder artikuläre Veränderungen, Wirbelkörperhämangiome
- Unklare Raumforderungen
- Detektion, Charakterisierung und Verlaufskontrolle
Nach der Untersuchung
- Keine speziellen Maßnahmen nach MRT ohne Kontrastmittel
- Nach Kontrastmittelgabe: ggf. kurze Überwachung bei bekannten Risikofaktoren
- Befunddurchsprache erfolgt durch den überweisenden Arzt