Extremitäten-MRT
Die Magnetresonanztomographie (MRT) der Extremitäten (Synonyme: Extremitäten-MRT; MRT-Extremitäten) – oder auch Kernspintomographie oder NMR (nuclear magnetic resonance imaging) der Extremitäten genannt – bezeichnet ein radiologisches Untersuchungsverfahren, bei dem mit Hilfe eines Magnetfeldes die Strukturen im Bereich der Extremitäten (Beine und Arme) dargestellt werden.
Die MRT wird heute routinemäßig bei vielen verschiedenen Indikationen eingesetzt, da sie ein sehr aussagekräftiges diagnostisches Verfahren darstellt.
Sie ist jedoch meist nicht das diagnostische Instrument der ersten Wahl. Vorher wird in vielen Fällen andere Diagnostik wie Sonographie (Ultraschall) oder eine Computertomographie (CT) durchgeführt.
Beurteilbare Strukturen
- Knochen und Gelenke, einschließlich ihrer degenerativen Veränderungen
- Weichteilgewebe, inklusive Muskeln und Bindegewebe
- Entzündliche Veränderungen der Knochen und Gelenke
- Knochentumoren und Metastasen (Tochtergeschwülste)
- Frakturen (Knochenbrüche) und Muskelläsionen
- Fehlbildungen der Extremitäten
Indikationen (Anwendungsgebiete)
- Degenerative Veränderungen an den Knochen, Weichteilen und Gelenken
- Entzündliche Veränderungen der Knochen (z. B. Osteomyelitis), der Gelenke und umliegenden Weichteile
- Knochentumoren
- Metastasen (Tochtergeschwülste von Tumoren)
- Frakturen (Knochenbrüche)
- Muskelläsionen nach sportlicher Betätigung oder Unfall
- Fehlbildungen im Bereich der Extremitäten
Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
Allgemeine Kontraindikationen für die MRT (unabhängig von der Kontrastmittelgabe)
Absolute Kontraindikationen
- Nicht MRT-taugliche implantierte Geräte (z. B. ältere Herzschrittmacher [elektronische Impulsgeber zur Herzrhythmusregulation], Cochlea-Implantate [Innenohr-Prothesen], Insulinpumpen, Neurostimulatoren [elektronische Schmerz- oder Bewegungssteuergeräte])
- Metallische Fremdkörper mit ferromagnetischen Eigenschaften im Körper (z. B. Gefäßclips [Gefäßklammern], Granatsplitter, Metallspäne, intraokuläre Fremdkörper [Fremdkörper im Auge])
Relative Kontraindikationen
- Klaustrophobie (Platzangst) – ggf. Sedierung (Beruhigungsmittelgabe) oder offene MRT erforderlich
- Schwangerschaft im ersten Trimenon (erstes Drittel der Schwangerschaft) – nur bei vitaler Indikation (lebenswichtiger medizinischer Grund)
Zusätzliche Kontraindikationen bei geplanter Kontrastmittelgabe
Absolute Kontraindikationen
- Schwere Niereninsuffizienz (stark eingeschränkte Nierenfunktion; glomeruläre Filtrationsrate < 30 ml/min/1,73 m²) – Risiko für nephrogene systemische Fibrose (seltene Bindegewebserkrankung)
- Anaphylaktische Reaktion (schwere allergische Reaktion) auf Gadolinium-haltige Kontrastmittel in der Vorgeschichte
- Kontrastmittelgabe bei Dialysepflichtigkeit (regelmäßige Blutwäsche) ohne sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung und ggf. geplante Dialyse
- Kombination von MRT mit Kontrastmittel bei gleichzeitig nicht MRT-tauglichem Implantat (z. B. bestimmte ältere Herzschrittmacher [elektronische Impulsgeber zur Herzrhythmusregulation])
Relative Kontraindikationen
- Schwangerschaft (besonders im ersten Trimenon [erstes Drittel der Schwangerschaft]) – nur bei vitaler Indikation (lebenswichtiger medizinischer Grund) und nach individueller Abwägung
- Stillzeit – Empfehlung zum Abpumpen und Verwerfen der Muttermilch für 24 Stunden (abhängig vom verwendeten Präparat)
- Klaustrophobie (Platzangst) – ggf. Sedierung (Beruhigungsmittelgabe) oder offene MRT erforderlich
- Akute internistische Instabilität (z. B. instabile Angina pectoris [akute Durchblutungsstörung des Herzens mit Brustschmerz in Ruhe], dekompensierte Herzinsuffizienz [nicht mehr ausgeglichene Herzschwäche])
- Multiple Myelom-Erkrankung (bösartige Erkrankung des Knochenmarks) mit renaler Beteiligung (Nierenbeteiligung) – Risiko einer kontrastmittelbedingten Nierenschädigung (durch das Kontrastmittel ausgelöste Funktionsstörung der Niere)
- Erhöhte Blut-Hirn-Schranken-Permeabilität (z. B. bei bestimmten Hirnerkrankungen) – potenzielle Gadolinium-Deposition im ZNS (zentrales Nervensystem)
- Systemische Speichererkrankungen (z. B. Hämochromatose [Eisenspeicherkrankheit]) – erhöhte Akkumulationsgefahr (Anreicherung) bei wiederholter Kontrastmittelgabe
Vor der Untersuchung
Patientenvorbereitung
- Entfernung aller metallischen Gegenstände
- Bequeme Kleidung ohne Metallteile tragen
- Überprüfung der MRT-Tauglichkeit von medizinischen Implantaten
Medizinische und gesundheitliche Vorbereitung
- Fortführung der regulären Medikation, es sei denn, es gibt spezifische Anweisungen
- Überprüfung der Nierenfunktion bei geplanter Verwendung von gadoliniumhaltigem Kontrastmittel
- Berücksichtigung einer möglichen Schwangerschaft
Aufklärungsgespräch und Einwilligung
- Erläuterung des Verfahrens, inklusive Dauer und Kontrastmittelgebrauch
- Besprechung möglicher Risiken und Nebenwirkungen
- Einholung der schriftlichen Einwilligung
Das Verfahren
Technik
- Hochfeld-MRT (1,5 oder 3 Tesla – besonders leistungsstarke Magnetresonanztomographen)
- Verwendung spezieller Extremitätenspulen (z. B. Hand-, Fuß-, Knie- oder Schulterspulen – Spezialantennen zur Bildverbesserung) zur lokalen Signalverstärkung
- T1- und T2-gewichtete Sequenzen (verschiedene Bildgebungsverfahren) in sagittaler, koronarer und transversaler Ebene (seitlich, frontal, quer)
- STIR- oder PD-FS-Sequenzen (flüssigkeitssensitive Sequenzen mit Fettunterdrückung – zur besseren Darstellung von Entzündungen oder Flüssigkeitseinlagerungen) zur Darstellung von Knochenödemen (Wassereinlagerungen im Knochen), Sehnenläsionen (Sehnenschäden) oder entzündlichen Veränderungen
- Gadoliniumhaltiges Kontrastmittel (Mittel zur besseren Darstellung von Gewebe) optional bei Tumorverdacht (Verdacht auf Geschwulst), entzündlichen Prozessen oder postoperativer Narbenbeurteilung
Ablauf der Untersuchung
- Lagerung in Rücken- oder Bauchlage mit fixierter Extremität (z. B. Arm oder Bein) in Neutralstellung oder funktionsangepasster Positionierung (je nach Gelenk oder Fragestellung)
- Ruhige Lagerung zur Reduktion von Bewegungsartefakten (Bewegungsstörungen im Bild)
- Dauer je nach Lokalisation ca. 20–30 Minuten (ggf. länger bei Kontrastmittelgabe oder komplexer Fragestellung)
- Intravenöse Injektion von Gadolinium-basiertem Kontrastmittel (Mittel zur besseren Gewebedarstellung) bei entsprechender Indikation (medizinischem Grund)
Mögliche Befunde
- Detailreiche Darstellung von Frakturen, Muskelläsionen und anderen Traumafolgen
- Erkennung und Charakterisierung von Knochentumoren und Metastasen (Tochtergeschwülste)
- Diagnose entzündlicher Prozesse wie Osteomyelitis (Knochenmarkentzündung)
- Aufdeckung degenerativer Veränderungen in Gelenken und Knochen
Nach der Untersuchung
- Auswertung der Bilder: Ein Radiologe bewertet die MRT-Aufnahmen und erstellt einen Bericht.
- Befundbesprechung: Die Ergebnisse werden dem Patienten erklärt, wobei auf die nächsten Schritte oder Behandlungsoptionen eingegangen wird.
Mögliche Komplikationen
Ferromagnetische Metallkörper (auch metallisches Make-up oder Tätowierungen) können zur lokalen Wärmeentwicklung führen und möglicherweise Parästhesie-ähnliche Empfindungen (Kribbeln) auslösen.
Durch eine Kontrastmittelgabe können allergische Reaktionen (bis zum lebensbedrohlichen, jedoch nur sehr seltenen anaphylaktischen Schock) auftreten. Die Gabe eines Gadolinium-haltigen Kontrastmittels kann außerdem in seltenen Fällen eine nephrogene systemische Fibrose auslösen.