Zehenaufnahme (Röntgen der Zehen)
Die Zehenaufnahme ist ein konventionelles Röntgenverfahren zur Beurteilung knöcherner Strukturen der Zehen (Digiti pedis). Sie wird insbesondere bei Verdacht auf Frakturen, Arthrosen oder entzündlich-rheumatische Veränderungen eingesetzt und stellt ein grundlegendes bildgebendes Verfahren in der Unfallchirurgie, Orthopädie und Rheumatologie dar.
Synonyme
- Röntgenaufnahme der Zehen
- Digitusaufnahme
- Röntgen Digiti pedis
- Röntgen Kleinzehen
- Zehenröntgen
Beurteilbare Strukturen
- Digitus I bis V (Großzehe bis Kleinzehe)
- Metatarsophalangealgelenke (Großzehengrundgelenk bis Kleinzehengrundgelenk)
- Phalangen (Grund-, Mittel- und Endglieder der Zehenknochen)
- Interphalangealgelenke (Zwischengliedgelenke der Zehen)
- Weichteilstrukturen (z. B. Schwellung, Fremdkörperprojektion)
Indikationen (Anwendungsgebiete)
- Trauma – Frakturverdacht nach Umknicktrauma, Anprallverletzung oder Quetschung
- Fehlstellungen – z. B. Hallux valgus (Großzehenfehlstellung), Hammerzehen
- Entzündliche Erkrankungen – rheumatoide Arthritis, Gicht
- Degenerative Gelenkerkrankungen – Arthrose der Zehengelenke
- Tumoröse Läsionen – z. B. Osteoidosteom (gutartiger Knochentumor), Enchondrom
- Osteomyelitis – bei Infektionen oder diabetischem Fußsyndrom
- Kontrolle nach operativen Eingriffen oder Osteosynthese (operative Frakturversorgung)
Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
- Schwangerschaft (relative Kontraindikation) – insbesondere im ersten Trimenon (ersten drei Schwangerschaftsmonaten), es sei denn, die Untersuchung ist medizinisch zwingend erforderlich
- Fehlende Kooperation – bei Kindern oder unruhigen Patienten ggf. alternative Bildgebung (z. B. Sonographie (Ultraschalluntersuchung))
Vorbereitung des Patienten
- Entfernen metallischer Gegenstände im Aufnahmebereich (z. B. Schmuck, Verbandklammern)
- Barfußstellung oder Freilegen des Fußes
Das Verfahren
- a.p.-Aufnahme (dorsoplantare Aufnahme): Standardprojektion in Rückenlage oder Sitzposition, zentralstrahlgerichtet auf das Metatarsophalangealgelenk I
- schräge Aufnahme (oblique): Mit 30-45°-Rotation zur besseren Darstellung überlagerungsfreier Gelenkstrukturen
- seitliche Aufnahme (lateral): Bei gezielter Fragestellung oder zur Darstellung einzelner Zehen (insbesondere Digitus I)
Besondere Hinweise
- Bei gezieltem Verdacht auf Verletzungen einzelner Zehen ist eine vergrößerte Detailaufnahme empfehlenswert
- Bei Kindern ist auf wachstumsphasentypische Besonderheiten (Epiphysenfugen) zu achten
- Digitale Speicherfoliensysteme (CR) oder Direktradiographie (DR) bieten verbesserte Kontrastauflösung
Strahlenexposition
- Effektive Dosis: sehr gering (< 0,01 mSv)
- Strahlenschutzmaßnahmen: Bleischürze, gonadaler Schutz, präzise Lagerung zur Reduktion von Wiederholungsaufnahmen
Mögliche Befunde
- Frakturen/Knochenbrüche (z. B. Grundgliedfraktur, Luxationsfraktur)
- Gelenkspaltverschmälerung, Osteophyten bei Arthrose
- Erosionen, Usuren bei rheumatoider Arthritis oder Gicht
- Weichteilschwellungen, Gasansammlungen bei Infektionen
- Fehlstellungen (z. B. Rotation, Achsabweichung)
Differentialdiagnostik
- Sesambeine (zusätzliche kleine Knochen) vs. Frakturen
- Epiphysenfugen vs. Frakturlinien bei Kindern
- Akzessorische Knochen (zusätzliche Knochenvarianten) vs. pathologische Veränderungen