Konventionelle Röntgendiagnostik – Systematische Übersicht nach Körperregionen

Die konventionelle Röntgendiagnostik ist ein grundlegendes bildgebendes Verfahren in der klinischen Medizin. Sie wird zur Darstellung knöcherner und weichteiliger Strukturen (Weichteilstrukturen) eingesetzt und bildet nach wie vor die Basis radiologischer Primärdiagnostik – insbesondere in der Orthopädie (Bewegungsapparat), Traumatologie (Unfallheilkunde), Inneren Medizin, Urologie (Harnorgane) und Gynäkologie (Frauenheilkunde). Die folgende Übersicht bietet eine systematische, anatomisch gegliederte Zusammenstellung der wichtigsten konventionellen Röntgenverfahren – jeweils mit kurzer fachlicher Erläuterung und ergänzenden Laienbegriffen.

Kopf- und Halsregion

  • Röntgendiagnostik der Nasennebenhöhlen (NNH)
    Konventionelle Übersicht zur Beurteilung belüfteter Nasennebenhöhlen (Stirn-, Kiefer- und Siebbeinhöhlen) bei Verdacht auf chronische Sinusitis (Nasennebenhöhlenentzündung), Schleimhautverdickung oder Polypen (Schleimhautwucherungen).
  • Sialographie
    Darstellung der großen Speicheldrüsengänge (Ausführungsgänge der Speicheldrüsen) nach retrograder Kontrastmittelgabe bei Verdacht auf Sialolithiasis (Speichelsteine) oder chronisch-obstruktive Sialadenitis (Speicheldrüsenentzündung).

Thorax und Herz

  • Herzkatheteruntersuchung
    Invasives Verfahren mit Röntgendurchleuchtung (kontinuierliches Röntgenbild) zur Druckmessung, Kontrastdarstellung der Herzhöhlen (Herzinnenräume) und Koronararterien (Herzkranzgefäße) sowie Durchführung therapeutischer Interventionen (Eingriffe).
  • Koronarangiographie
    Kontrastmitteldarstellung der Koronararterien (Herzkranzgefäße) zur Diagnostik koronarer Herzerkrankung, z. B. bei Angina pectoris (Brustenge) oder Myokardinfarkt (Herzinfarkt).
  • Röntgen-Thorax
    Standardaufnahme zur Beurteilung von Herzgröße, Lungenzeichnung (Darstellung der Lungenstruktur), Mediastinum (Mittelfellraum), Pleuraerguss (Flüssigkeitsansammlung im Brustfell) oder Infiltraten (Entzündungsherden).

Brustdiagnostik

  • Röntgenuntersuchung der Brust (Mammographie)
    Standardverfahren zur Früherkennung von Brustkrebs durch Röntgendarstellung der Brustdrüse – insbesondere im Rahmen des Mammographie-Screenings.
  • Digitale Brust-Tomosynthese
    Schichtaufnahme der Brustdrüse (dreidimensionales Röntgen) zur verbesserten Detektion von Karzinomen (Brustkrebs), insbesondere bei dichtem Brustgewebe.
  • Milchgangdarstellung (Galaktographie)
    Kontrastmittelgestützte Darstellung der Milchgänge (Milchdrüsengänge) bei pathologischer Mamillensekretion (Ausfluss aus der Brustwarze), z. B. zur Abklärung intraduktaler Läsionen (Veränderungen).

Abdomen und Gastrointestinaltrakt

  • Abdomenleeraufnahme
    Nativröntgen in Rücken- und Stehposition zur Detektion freier Luft (z. B. bei Darmdurchbruch), Ileuszeichen (Hinweise auf Darmverschluss) oder Verkalkungen (z. B. Steine oder Gefäßablagerungen).
  • Cholezystographie (Cholezystocholangiographie)
    Oral oder i.v. applizierte Kontrastmitteluntersuchung der Gallenblase und Gallengänge (ableitende Gallenwege); heute weitgehend durch Sonographie (Ultraschall) und MRCP (MRT des Gallensystems) ersetzt.
  • Defäkographie
    Röntgendurchleuchtung des anorektalen Übergangs (Übergang vom Enddarm zum After) während der Defäkation zur Funktionsdiagnostik bei Stuhlentleerungsstörungen oder Rektozelen (Enddarmvorwölbungen).
  • Dünndarmdarstellung nach Sellink
    Röntgendurchleuchtung nach nasojejunalem Einlauf von Kontrastmittel zur Beurteilung von Schleimhautrelief (Schleimhautoberfläche), Stenosen (Engstellen) oder Fisteln (krankhafte Verbindungsgänge).
  • Endoskopisch retrograde Cholangiopankreatikographie (ERCP)
    Kombination aus Endoskopie (Spiegelung) und Röntgendiagnostik zur Darstellung und ggf. Intervention an den Gallen- und Pankreasgängen (Gallen- und Bauchspeicheldrüsengängen).
  • Kontrasteinlauf (KE)
    Retrograde Kolonkontrastierung (Darstellung des Dickdarms) mit wasserlöslichem oder Bariumsulfat-haltigem Kontrastmittel bei Verdacht auf Tumor, Divertikulitis (entzündete Ausstülpungen) oder chronisch-entzündliche Darmerkrankung.
  • Magen-Darm-Passage (MDP)
    Dynamische Durchleuchtung nach oraler Kontrastmittelgabe zur Darstellung von Magen, Duodenum (Zwölffingerdarm) und Dünndarmmotilität (Bewegungsabläufe des Darms).
  • Ösophagusbreischluck
    Kontrastmitteluntersuchung der Speiseröhre (Ösophagus) zur Abklärung von Dysphagie (Schluckstörungen), gastroösophagealem Reflux (Sodbrennen) oder Achalasie (Nervenfunktionsstörung der Speiseröhre).
  • Röntgen-Abdomen
    Übersicht des Abdomens (Bauchraums) in Rückenlage bei akuten Bauchbeschwerden; Basisdiagnostik bei Ileus (Darmverschluss) oder Perforation (Darmdurchbruch).

Urogenitaltrakt

  • Harnblase-Röntgen (Zystogramm)
    Retrogrades Einbringen von Kontrastmittel in die Harnblase zur Beurteilung von Wanddefekten, Fisteln (Verbindung zur Scheide oder zum Darm) oder vesikoureteralem Reflux (Rückfluss von Urin in den Harnleiter).
  • Harnröhre-Röntgen (Urethrogramm)
    Kontrastmitteluntersuchung der Harnröhre (Urethra), meist bei Männern, zur Darstellung von Strikturen (Engstellen), Verletzungen oder Fehlbildungen.
  • Hysterosalpingographie (HSG)
    Röntgendarstellung von Cavum uteri (Gebärmutterhöhle) und Tuben (Eileitern) nach transzervikaler Kontrastmittelgabe bei Sterilitätsabklärung (unerfüllter Kinderwunsch) oder Verdacht auf Tubenverschluss.
  • i.v. Pyelogramm (IVP)
    Darstellung des oberen Harntrakts (Nieren und Harnleiter) nach intravenöser Kontrastmittelgabe; indiziert bei Makrohämaturie (sichtbare Blutbeimengung im Urin), Harntransportstörung oder Tumorverdacht.
  • Miktionszystourethrographie (MZU)
    Dynamische Röntgenuntersuchung der Blase und Harnröhre während der Miktion (Wasserlassen) zur Refluxdiagnostik oder Beurteilung der Miktionsfunktion (Blasenentleerungsfunktion).

Bewegungsapparat – Standardaufnahmen

  • Beinachsenaufnahme (Ganzbeinaufnahme)
    Ganzbeinaufnahme im Stehen zur Bestimmung der mechanischen Beinachse (Beinstellung), vor allem präoperativ bei Osteotomien (Achsenkorrekturen) oder Endoprothetik (Gelenkersatz).
  • Ellenbogenaufnahme
    a.p. und seitliche Projektionen des Ellenbogens zur Frakturdiagnostik (Erkennung von Brüchen), Beurteilung von Luxationen (Ausrenkungen) oder ossären Ausrissen (Knochenabspaltungen).
  • Fußaufnahme (a.p., seitlich, schräg)
    Routinedarstellung bei Trauma (Verletzung), Fehlstellungen, degenerativen Veränderungen oder diabetischem Fuß (Folgeerkrankung bei Diabetes mellitus).
  • Ganzwirbelsäulenaufnahme
    Stehende Aufnahme der gesamten Wirbelsäule zur Skoliosebeurteilung (Verkrümmung) oder postoperativen Kontrolle von Spondylodesen (Wirbelsäulenversteifung).
  • Handaufnahme (gesamt)
    Zwei-Ebenen-Aufnahme zur Frakturdiagnostik, rheumatologischen Befundkontrolle (z. B. Rheumatoide Arthritis) oder Altersbestimmung im Kindesalter (Knochenalter).
  • Handgelenkaufnahme
    Darstellung karpaler Strukturen (Handwurzelknochen) bei distalen Radiusfrakturen (Bruch der Speiche), Instabilitäten oder Ganglionabklärung (Überbein).
  • Hüftgelenkaufnahme (a.p., Lauenstein-Projektion)
    Beurteilung des Hüftkopfs, der Pfanne und des Gelenkspalts bei Coxarthrose (Hüftarthrose), Femurkopfnekrose (Absterben des Hüftkopfs) oder vor Hüftoperationen.
  • Kniegelenkaufnahme (inkl. Patella tangential, ggf. im Stand)
    Standardröntgen bei Gonarthrose (Kniegelenksarthrose), Meniskusdegeneration, posttraumatischer Stellungskontrolle oder Tumorverdacht.
  • Röntgen der langen Röhrenknochen (z. B. Humerus, Femur, Tibia)
    Übersicht bei Frakturen, Osteomyelitis (Knochenentzündung), Knochentumoren oder orthopädischer Vorplanung (z. B. Prothesenplanung).
  • Sakroiliakalgelenkaufnahme (SIG-Aufnahme)
    Darstellung der SIG (Kreuz-Darmbein-Gelenke) in Schrägprojektionen bei Verdacht auf Sakroiliitis (Gelenkentzündung) oder degenerative Veränderungen.
  • Schultergelenkaufnahme (inkl. Y-Projektion)
    Mehrprojektionale Darstellung zur Luxationsdiagnostik, Frakturklassifikation und Beurteilung der subakromialen Strukturen (zwischen Schulterdach und Oberarmkopf).
  • Sprunggelenkaufnahme (a.p., seitlich, Mortise)
    Basisdiagnostik bei Supinations-/Pronationsverletzungen (Umknicktrauma), Bandrupturen oder Frakturen des OSG (oberes Sprunggelenk).
  • Zehenaufnahme
    Zielaufnahme bei Trauma (z. B. Prellung oder Bruch), Fehlstellungen oder Verdacht auf Arthritis urica (Gicht).

Gefäßdarstellungen

  • Angiographie
    Invasive Darstellung der Arterien (Schlagadern) mit Kontrastmittel bei Verdacht auf Stenosen (Verengungen), Aneurysmen (Aussackungen) oder akute Gefäßverschlüsse – ggf. mit therapeutischer Intervention (z. B. Ballonaufdehnung oder Stent).
  • Lymphangiographie
    Darstellung der Lymphgefäße (Lymphbahnen) nach interdigitaler Injektion (zwischen den Zehen/Fingern) zur Beurteilung von Abflussstörungen oder Lymphknotenmetastasen (Tochtergeschwulste im Lymphsystem).
  • Phlebographie
    Kontrastmitteldarstellung der tiefen Venen (Blutgefäße, die zum Herzen führen) bei Verdacht auf TVT (tiefe Venenthrombose), postthrombotisches Syndrom oder venöse Fehlbildungen.

Fisteldarstellungen

  • Fistulographie
    Kontrastmittelinjektion in externe oder chirurgisch sondierte Fistelgänge (krankhafte Verbindungsgänge) zur Beurteilung von Verlauf, Abszessbildung oder interorganischen Verbindungen (z. B. zum Darm oder zur Blase).

Fazit

Die konventionelle Röntgendiagnostik ist ein bewährtes, schnelles und flächendeckend verfügbares Verfahren zur bildgebenden Darstellung nahezu aller Körperregionen. Sie ermöglicht eine fundierte Erstdiagnostik in der Notfall- und Routinemedizin und bleibt trotz moderner Verfahren wie Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) ein unverzichtbarer Bestandteil der klinischen Versorgung.