Schultergelenkaufnahme (inkl. Y-Projektion)
Die Schultergelenkaufnahme ist ein konventionelles Röntgenverfahren zur bildgebenden Beurteilung der knöchernen Strukturen des Schultergelenks (Schulterhauptgelenks). Sie dient der Diagnostik traumatischer, degenerativer, entzündlicher und neoplastischer Veränderungen. Ergänzend zur standardmäßigen anterior-posterioren (a.p.) Aufnahme kommen spezielle Projektionen wie die transskapuläre Y-Projektion (Y-förmige Darstellung des Schulterblatts) sowie die axiale Darstellung (Achsenansicht des Oberarmkopfs) zur Anwendung, um eine vollständige Beurteilung des Glenohumeralgelenks (eigentliches Schultergelenk), der Skapula (Schulterblatt) und angrenzender Strukturen zu ermöglichen.
Synonyme
- Röntgen des Schultergelenks
- Konventionelle Schulteraufnahme
- Y-Projektion der Schulter
- Transskapuläre Schulterprojektion
- Röntgen in Neutral-, Innen- oder Außenrotation
Beurteilbare Strukturen
- Glenohumeralgelenk (Articulatio humeri, Schulterhauptgelenk)
- Skapula (Schulterblatt) – inkl. Spina scapulae (Schultergräte), Acromion (Schulterhöhe), Processus coracoideus (Rabenschnabelfortsatz)
- Humeruskopf (Oberarmkopf) und proximale Humerusmetaphyse (oberer Anteil des Oberarmknochens)
- Akromioklavikulargelenk (AC-Gelenk, Schultereckgelenk)
- Klavikula (Schlüsselbein) in Teilabschnitten
- Thoraxwand (Brustkorbwand) im Projektionsfeld
- Gelenkspaltweite, Stellung des Humeruskopfs, Verkalkungen, periartikuläre Ossifikationen (Verknöcherungen um das Gelenk), knöcherne Destruktionen
Indikationen (Anwendungsgebiete)
- Frakturdiagnostik (Knochenbruchdiagnostik) – Humeruskopf-, Tuberkulum- (Höcker am Oberarmkopf) oder Skapulafraktur
- Luxationen und Repositionserfolg – insbesondere bei vorderer oder hinterer Schulterluxation (Auskugelung)
- Degenerative Veränderungen – Omarthrose (Gelenkverschleiß der Schulter), posttraumatische Arthrose (Verschleiß nach Verletzung)
- Tumoröse Läsionen – z. B. osteolytische Metastasen (knochenauflösende Tochtergeschwülste) oder primäre Knochentumoren
- Entzündliche Veränderungen – septische Arthritis (eitrige Gelenkentzündung), rheumatoide Arthritis (entzündliches Gelenkrheuma)
- Postoperative Kontrolle – nach osteosynthetischer Versorgung (operative Knochenstabilisierung) oder Gelenkimplantation
Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
- Keine absoluten Kontraindikationen für die nativen Röntgenaufnahmen
- Relative Kontraindikationen bei schmerzhafter Mobilisation – z. B. bei instabiler Fraktur; in diesem Fall muss die Lagerung angepasst erfolgen
Das Verfahren
- Standardprojektion: anterior-posterior (a.p., von vorne nach hinten), bei Bedarf in Neutral-, Innen- oder Außenrotation
- Spezialprojektion: Y-Projektion (transskapulär, durch das Schulterblatt) zur Darstellung der Schulter in pseudoaxialer Ebene, v. a. zur Luxationsdiagnostik geeignet
- Zusatzprojektion: axiale Darstellung (in Abduktion, Abspreizen) zur Bestimmung der Luxationsrichtung und Tuberkulumstellung
- Strahlenschutz: Gonadenschutz (Schutz der Keimdrüsen), ggf. Schilddrüsenschutz, Einblendung auf Untersuchungsregion
- Patientenlagerung: stehender, sitzender oder liegender Patient, je nach klinischer Situation und Schmerzstatus
Mögliche Befunde
- Frakturen – z. B. subkapitale Humerusfraktur (Bruch unterhalb des Oberarmkopfs), Tuberculum-majus-Abbruch (Abbruch des großen Oberarmhöckers), Skapulafraktur
- Luxationen – vorderer (subkorakoidaler) oder hinterer Humeruskopfversatz (Verschiebung des Oberarmkopfs)
- Arthrosezeichen – Gelenkspaltverschmälerung, Osteophyten (Knochenanbauten), subchondrale Sklerosierung (Verdichtung unterhalb des Gelenkknorpels)
- Osteolysen oder osteoplastische Herde – bei metastasierter Tumorerkrankung (Knochenumbau durch Krebszellen)
- Postoperative Zustände – z. B. Schrauben- oder Plattenlage, Endoprothesenstellung (künstliches Gelenk)
- Kalzifikationen – Tendinosis calcarea (Kalkablagerungen in Sehnen), Verkalkungen in der Rotatorenmanschette (Sehnenkappe der Schulter)
Nach der Untersuchung
- Bildauswertung durch Radiologen (Fachärzte für Röntgendiagnostik) mit schriftlichem Befund
- Klinische Korrelation der Bildgebung mit Anamnese und körperlichem Untersuchungsbefund
- Weiterführende Bildgebung bei unklaren Befunden – z. B. Magnetresonanztomographie (MRT, Kernspintomographie) bei Weichteilverdacht oder Computertomographie (CT, Schichtröntgen) bei komplexer Frakturkonfiguration