Lösungsmittel (z. B. Toluol, Xylol, Trichlorethylen)
Lösungsmittel (z. B. Toluol, Xylol, Trichlorethylen) sind organisch-chemische Verbindungen (chemische Stoffe auf Kohlenstoffbasis), die zur Auflösung oder Verdünnung anderer Stoffe verwendet werden. In der Umweltmedizin stehen vor allem aromatische und halogenierte Kohlenwasserstoffe (bestimmte giftige Lösungsmittel) im Fokus, da sie potenziell neurotoxisch (nervenschädigend), hepatotoxisch (leberschädigend) oder karzinogen (krebserregend) wirken können.
Vorkommen und Expositionsquellen
- Industrielle Nutzung – Verwendung in Lacken, Farben, Klebstoffen, Entfettungsmitteln, Harzen und chemischen Reinigungsmitteln.
- Berufliche Exposition – Häufige Belastung bei Malern, Lackierern, Druckern, Reinigungsfirmen, Werkstätten und in der petrochemischen Industrie.
- Wohnumfeld und Innenraumluft – Emissionen aus frisch gestrichenen Oberflächen, Renovierungsmaterialien, Möbeln, Haushaltsreinigern und Lösungsmittelprodukten.
- Trinkwasserbelastung – Insbesondere bei unsachgemäßer Entsorgung oder Leckagen von Industrieanlagen möglich.
- Altlasten und Deponien – Kontamination (Verunreinigung) von Boden und Grundwasser durch unsachgemäße Entsorgung, z. B. bei Trichlorethylen.
Toxikologie und gesundheitliche Wirkung
- Toluol – Akut narkotisierende Wirkung (benommen machend), chronisch schädigend auf Leber, Niere und ZNS (Zentralnervensystem, also Gehirn und Rückenmark).
- Xylol – Reizung der Atemwege, neurotoxische Effekte (nervenschädigend) bei Dauerbelastung, Leber- und Nierenschäden.
- Trichlorethylen – Zentralnervöse Symptome, mögliche krebserregende Wirkung (IARC Gruppe 1), immunmodulatorische Effekte (Auswirkungen auf das Immunsystem).
Diagnostik
- Biologische Monitoringparameter (Messwerte im Körper)
- Toluol – Bestimmung von Hippursäure im Urin (Abbauprodukt).
- Xylol – Messung von Methylhippursäure im Urin.
- Trichlorethylen – Bestimmung von Trichloressigsäure (TCA) im Urin oder Blut; alternativ Dichloressigsäure.
- Ergänzende Diagnostik
- Leberwerte – γ-GT, ALT, AST zur Erfassung hepatotoxischer Effekte (Leberwerte zur Erkennung von Leberschäden).
- Nierenparameter – Kreatinin, Cystatin C (Nierenwerte zur Kontrolle der Nierenfunktion).
- Neurotoxikologische Tests – EEG (Hirnstrommessung), Koordinations- und Konzentrationstests.
- Frühmarker einer Immunmodulation – z. B. Autoantikörper-Profile (frühe Hinweise auf Immunreaktionen).
Referenz- und Grenzwerte (je nach Labor)
Parameter | Biologischer Arbeitsstoff-Toleranzwert (BAT) | Einheit |
---|---|---|
Hippursäure (nach Toluol) | 1,5 | g/g Kreatinin |
Methylhippursäure (nach Xylol) | 2,0 | g/g Kreatinin |
Trichloressigsäure (nach TRI) | 15 | mg/l Urin |
Die Werte sind abhängig von Tageszeit, Belastungsspitzen und Metabolisierungsrate (Verarbeitung im Körper).
Weiterführende Diagnostik
- Langzeitbelastung erfassen – Wiederholungsmessungen, Arbeitsplatzanalytik (Luftmessung am Arbeitsplatz).
- Bildgebung bei ZNS-Beteiligung – Magnetresonanztomographie (MRT, bildgebendes Verfahren mit Magnetfeldern).
- Kognitive Diagnostik – Neuropsychologische Testbatterien zur Erfassung von Konzentration und Gedächtnisleistung.
- Arbeitsmedizinische Begutachtung – Im Rahmen von BK-Verfahren (z. B. Berufskrankheit 1317 – Lösungsmittelkrankheit).