Sprunggelenksfraktur – Weitere Therapie

Allgemeine Maßnahmen

  • Ruhigstellung/Immobilisation des Sprunggelenks (Fußgelenk) in adäquater Stellung (z. B. Unterschenkelgips (Gips am Unterschenkel), Zwei-Schalen-Schiene (zweiteilige Schiene) oder Walker-Orthese (Stiefelorthese) je nach Stabilität) und konsequente Hochlagerung (Hochlegen) zur Ödemreduktion (Abschwellen) [1-3].
  • Frühzeitige Funktionsübungen (Bewegungsübungen) der nicht immobilisierten Gelenke (Zehenbeweglichkeit, Knie, Hüfte) zur Vermeidung von Steifigkeit, sofern keine Kontraindikationen (Gegenanzeigen) bestehen [1, 2].
  • Engmaschige neurovaskuläre Selbstkontrolle (Kontrolle von Nerven und Durchblutung) (Durchblutung, Sensibilität (Gefühl), Motorik (Beweglichkeit); zunehmende Schmerzen/Spannungsgefühl als Warnzeichen) und sofortige ärztliche Vorstellung bei Verschlechterung (z. B. Kompartmentsyndrom (gefährliche Druckerhöhung im Muskel), akute Nervenkompression (Nervendruck)) [1, 2].
  • Schmerztherapie (Schmerzbehandlung) stufenweise (nicht-opioide Analgetika (Schmerzmittel ohne Opioide), kurzzeitig ggf. Opioide (starke Schmerzmittel); Risiko-Nutzen-Abwägung bei nichtsteroidalen Antirheumatika (entzündungshemmende Schmerzmittel) je nach Begleiterkrankungen) und lokale Maßnahmen (Kühlung, Hochlagerung) [2].
  • Frakturassoziierte Osteoporoseabklärung (Abklärung von Knochenschwund) bei Niedrigenergietrauma (Sturz aus geringer Höhe) oder höherem Alter (Risikostratifikation, ggf. Knochendichtemessung (Messung der Knochendichte) und leitliniengerechte Frakturprävention (Vorbeugung weiterer Brüche)) [2].
  • Nikotinrestriktion (Verzicht auf Rauchen) (Verzicht auf Tabakkonsum), da Rauchen mit verzögerter Knochenheilung und schlechteren Ergebnissen assoziiert ist [2].
  • Begrenzter Alkoholkonsum (Männer: max. 25 g Alkohol pro Tag; Frauen: max. 12 g Alkohol pro Tag).
  • Begrenzter Koffeinkonsum (max. 240 mg Koffein pro Tag; das entspricht 2 bis 3 Tassen Kaffee bzw. 4 bis 6 Tassen grünen/schwarzen Tee).
  • Normalgewicht anstreben:
    Bestimmung des BMI (Body-Mass-Index, Körpermasse-Index) (Gewichts-Kennzahl) bzw. der Körperzusammensetzung mittels der elektrischen Impedanzanalyse (Körperfettmessung) und ggf. Teilnahme an einem ärztlich betreuten Abnehmprogramm bzw. Programm für Untergewichtige
    • BMI ≥ 25 → Teilnahme an einem ärztlich betreuten Abnehmprogramm
    • Unterschreitung der BMI-Untergrenze (ab dem 19. Lebensjahr: 19; ab dem 25. Lebensjahr: 20; ab dem 35. Lebensjahr: 21; ab dem 45. Lebensjahr: 22; ab dem 55. Lebensjahr: 23; ab dem 65. Lebensjahr: 24) → Teilnahme an einem ärztlich betreuten Programm für Untergewichtige
  • Überprüfung der Dauermedikation:
    Überprüfung der Dauermedikation (Dauermedikamente) wg. möglicher Auswirkung auf Blutungsrisiko (Blutungsgefahr), Knochenstoffwechsel (Knochenhaushalt) und Sturzrisiko (Sturzgefahr) (z. B. Antikoagulanzien (Blutverdünner), Sedativa (Beruhigungsmittel)) [2].
  • Vermeidung psychosozialer Belastungen:
    • Mobbing
    • Seelische Konflikte
    • Soziale Isolation
    • Stress
  • Vermeidung von Umweltbelastungen:
    • Sturzrisiken im häuslichen Umfeld reduzieren (z. B. lose Teppiche, schlechte Beleuchtung, ungeeignetes Schuhwerk) als Teil der Sekundärprävention (Vorbeugung weiterer Ereignisse) bei fragilitätsassoziierten Frakturen (Brüchen durch Knochenbrüchigkeit) [2].

Konventionelle nicht-operative Therapieverfahren

  • Geschlossene Reposition (Einrenken ohne Operation) bei dislozierter Sprunggelenksfraktur (verschobener Bruch im Fußgelenk) (sofern indiziert) und anschließende Stabilisierung im Gips/Schienenverband (Gips oder Schiene) oder Walker; Vorgehen und Nachkontrollen abhängig von Frakturmuster und Stabilität [1-3].
  • Konservative Behandlung (Behandlung ohne Operation) stabiler Frakturen mit funktioneller Nachbehandlung: frühzeitige Mobilisation (Wiederbewegung) unter geeignetem Schutz (z. B. Walker) und schmerzadaptierter Belastung, sofern Stabilität und Weichteilsituation (Zustand von Haut und Weichteilen) dies erlauben [2, 3].
  • Immobilisationsdauer individualisieren; bei geeigneten Konstellationen kann eine frühere Umstellung auf abnehmbare Orthese (Stütze) und aktive Mobilisation erwogen werden, sofern Frakturstabilität/Heilungsverlauf dies erlauben [1, 2].
  • Thromboseprophylaxe (Vorbeugung von Blutgerinnseln) nach individueller Risikokonstellation (z. B. Immobilisationsumfang, zusätzliche Risikofaktoren, Komorbiditäten (Begleiterkrankungen)); Durchführung einer strukturierten Thromboserisikoabschätzung (Einschätzung des Thromboserisikos) bei Immobilisation der unteren Extremität [2].
  • Schmerz- und Ödemmanagement (Behandlung von Schmerz und Schwellung) (Hochlagerung, aktive Zehenbewegung, ggf. Kompressionsmaßnahmen (Druckbehandlung) nach ärztlicher Anordnung) und Instruktion zu Heimübungen [2].

Operative Therapie

  • Operative Stabilisierung (Operation zur Stabilisierung) (z. B. Plattenosteosynthese (Fixierung mit Platte), Schraubenosteosynthese (Fixierung mit Schrauben), Syndesmosenstabilisierung (Stabilisierung der Bandverbindung zwischen Schien- und Wadenbein), Fixateur externe (äußerer Fixateur)) bei instabilen Frakturen, inakzeptabler Reposition, intraartikulärer Stufenbildung, sekundärer Dislokation oder begleitenden Verletzungen nach Indikationsstellung [1, 3, 4]. (s. o. "Operative Therapie")
  • Postoperative Frühmobilisation (frühes Bewegen nach der OP): nach stabiler Osteosynthese ist eine frühfunktionelle Nachbehandlung mit stufenweisem Belastungsaufbau möglich; das konkrete Protokoll richtet sich nach Stabilität der Fixation, Frakturmuster, Weichteilsituation und Begleiterkrankungen [1, 3].

Medizinische Hilfsmittel

  • Unterschenkel-Walker/Orthese (Stiefelorthese) zur funktionellen Stabilisierung und als Schutz beim Belastungsaufbau (insbesondere bei stabilen Frakturen oder in der Remobilisationsphase) [2, 3].
  • Unterarmgehstützen (Krücken) zur Entlastung und zur sicheren Mobilisation bei Teilbelastung oder schmerzadaptierter Belastung.
  • Hilfsmittel zur Alltagsadaptation (z. B. Duschhocker (Hocker zum Duschen), Haltegriffe, rutschfeste Matten) bei erhöhtem Sturzrisiko [2].

Impfungen

Bei Sprunggelenksfraktur bestehen keine spezifischen Impfempfehlungen über die STIKO-Standardimpfungen (Standardimpfungen) hinaus; bei offenen Verletzungen/Wunden ist der Tetanusimpfschutz (Schutz vor Wundstarrkrampf) zu prüfen und ggf. zu aktualisieren [2].

Regelmäßige Kontrolluntersuchungen

  • Frühzeitige unfallchirurgisch/orthopädische Kontrolle (Kontrolle beim Unfallchirurgen/Orthopäden) (z. B. Fraktursprechstunde) zur Therapieplanung und zur Erkennung sekundärer Dislokation; bei grenzstabilen Mustern engmaschigere radiologische Verlaufskontrollen (Röntgenverlaufskontrollen) (typischerweise in den ersten 1-2 Wochen) [1-3].
  • Gips-/Orthese-Kontrollen (Druckstellen, Schwellung, Schmerz, neurovaskulärer Status) und Anpassung bei Bedarf [1, 2].
  • Nach operativer Therapie: Wundkontrolle/Fadenentfernung gemäß Standard, Funktions- und Belastungsaufbau nach Stabilität und Heilungsverlauf; radiologische Kontrollen nach lokaler SOP/Frakturmuster [1, 3].
  • Screening auf Komplikationen im Verlauf (z. B. Wundheilungsstörung (gestörte Wundheilung), Infektion (Entzündung durch Keime), sekundäre Dislokation, Syndesmoseninsuffizienz (Instabilität der Syndesmose), posttraumatische Arthrose (Gelenkverschleiß nach Verletzung), komplexes regionales Schmerzsyndrom (chronisches Schmerzsyndrom)) und frühzeitige Therapieeinleitung bei Verdacht [1, 3, 4].

Ernährungsmedizin

  • Ernährungsberatung auf der Grundlage einer Ernährungsanalyse
  • Ernährungsempfehlungen gemäß einem gesunden Mischköstler unter Berücksichtigung des Geschlechts und des Alters
  • Ernährungsempfehlungen gemäß einem Mischköstler unter Berücksichtigung der vorliegenden Erkrankung. Das bedeutet u. a.:
    • ausreichende Proteinzufuhr (Eiweißzufuhr) zur Unterstützung von Heilung und Muskelmasse (insbesondere bei älteren Patienten) [2]
    • täglich insgesamt 5 Portionen frisches Gemüse und Obst (≥ 400 g; 3 Portionen Gemüse und 2 Portionen Obst)
    • ballaststoffreiche Ernährung (Vollkornprodukte, Gemüse)
    • ein- bis zweimal pro Woche frischen Seefisch, d. h. fette Meeresfische (Omega-3-Fettsäuren (Docosahexaensäure, Eicosapentaensäure)) wie Lachs, Hering, Makrele
    • ausreichende Calcium- und Vitamin-D-Zufuhr (Zufuhr von Calcium und Vitamin D) im Rahmen der Osteoporose-/Frakturprävention je nach Risikoprofil und ärztlicher Empfehlung [2]
  • Auswahl geeigneter Lebensmittel auf Grundlage der Ernährungsanalyse
  • Siehe auch unter "Therapie mit Mikronährstoffen (Vitalstoffe)" – ggf. Einnahme eines geeigneten Nahrungsergänzungsmittels
  • Detaillierte Informationen zur Ernährungsmedizin erhalten Sie von uns.

Sportmedizin

  • Belastungsaufbau und Rückkehr zu Sport/Arbeit stufenweise, schmerzadaptiert und abhängig von Frakturheilung, Stabilität und Funktionsstatus; zunächst gelenkschonende Aktivitäten, später Kraft- und Koordinationstraining für Unterschenkel/Fuß [1, 2].
  • Sturzprävention (Sturzvorbeugung) und Training von Gleichgewicht/Beinkraft bei fragilitätsassoziierter Fraktur zur Reduktion weiterer Frakturen [2].
  • Erstellung eines Fitness- bzw. Trainingsplans mit geeigneten Sportdisziplinen auf der Grundlage eines medizinischen Checks (Sportlercheck)

Physikalische Therapie (inkl. Physiotherapie)

  • Frühfunktionelle Übungsbehandlung (frühe Übungsbehandlung) (Zehen, Knie, Hüfte) bereits während der Immobilisation; nach Freigabe: progressive Sprunggelenksmobilisation (Beweglichkeitsaufbau des Fußgelenks), Kraftaufbau (v. a. Wadenmuskulatur), Propriozeption (Tiefensensibilität) und Gangschulung (Gehtraining) [1, 2].
  • Heimübungsprogramme, Ödemmanagement und funktionelles Training (Alltagsfunktionen); bei Bedarf Koordination/Balance-Training (Gleichgewichtstraining) zur Reduktion des Rezidivverletzungsrisikos (Risiko für erneute Verletzung) [2].
  • Spezifische Therapie bei komplexem regionalem Schmerzsyndrom: frühzeitige multimodale Behandlung (mehrgleisige Behandlung) (Schmerztherapie, aktive Nutzung, Desensibilisierung, graded motor imagery (Vorstellungs- und Bewegungsübungen) je nach Konzept) [2].

Psychotherapie

  • Bei Chronifizierung von Schmerzen, Angstvermeidung, Schlafstörungen oder funktionellen Beschwerden: psychologische/psychotherapeutische Mitbehandlung im Rahmen eines multimodalen Konzeptes (z. B. kognitive Verhaltenstherapie (Gesprächstherapie)) [2].

Komplementäre Behandlungsmethoden

  • Komplementäre Verfahren (ergänzende Verfahren) können symptomorientiert eingesetzt werden, sollten jedoch die aktive funktionelle Rehabilitation nicht ersetzen; Nutzen-Risiko-Abwägung und Vermeidung potenziell schädlicher Maßnahmen (z. B. aggressive Manipulationen) [2].

Schulungsmaßnahmen

  • Patientenschulung (Patientenanleitung) zu Gips-/Orthese-Pflege, Warnzeichen (z. B. zunehmender Schmerz, Taubheit, Blässe/Kälte), Heimübungen, Belastungsaufbau, Sturzprävention und sicherem Umgang mit Gehhilfen (Hilfsmittel zum Gehen) [1, 2].

Rehabilitation

  • Bei relevanten Funktionsdefiziten oder beruflichen Anforderungen: strukturierte Rehabilitationsmaßnahmen (Reha) (ambulant/stationär) mit Physiotherapie, Gang-/Balance-Training, arbeitsplatzbezogenem Training und Sturzprävention [2].

Organisationen und Selbsthilfegruppen

  • Bundesselbsthilfeverband für Osteoporose e. V. (bei fragilitätsassoziierter Fraktur/Osteoporoserisiko)
  • Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband e. V. (bei entzündlich-rheumatischen Komorbiditäten)

Literatur

  1. British Orthopaedic Association. BOAST 12: The Management of Ankle Fractures. 2016. Verfügbar unter: https://www.boa.ac.uk/resource/boast-12-pdf.html
  2. National Institute for Health and Care Excellence (NICE). Fractures (non-complex): assessment and management (NG38). 2016; last reviewed 23.06.2025. Verfügbar unter: https://www.nice.org.uk/guidance/ng38
  3. Lampridis V, Gougoulias N, Sakellariou A. Stability in ankle fractures: diagnosis and treatment. EFORT Open Rev. 2018;3(5):294-303. doi: https://doi.org/10.1302/2058-5241.3.170057
  4. Cao S, Wang C, Chen Y, Zhang C, Huang J, Ma X, Wang X. Stress Tests for Deltoid Ligament and Syndesmosis Injury in Patients With Ankle Fracture: A Systematic Review With Meta-Analysis. J Orthop Trauma. 2023;37(11):e441-e446. doi: https://doi.org/10.1097/BOT.0000000000002651
  5. Egol KA, Amirtharajah M, Tejwani NC, Capla EL, Koval KJ. Ankle stress test for predicting the need for surgical fixation of isolated fibular fractures. J Bone Joint Surg Am. 2004;86(11):2393-2398. doi: https://doi.org/10.2106/00004623-200411000-00005
  6. Keene DJ, Mistry D, Nam J, et al. The Ankle Injury Management (AIM) trial: close contact casting vs surgery for unstable ankle fractures in patients aged over 60 years. Health Technol Assess. 2016;20(75):1-158. doi: <a href="https://doi.org/10.3310/hta20750"