Sprunggelenksfraktur – Einleitung

Bei der Sprunggelenksfraktur (Sprunggelenksbruch) handelt es sich um eine Fraktur (Knochenbruch) im Bereich des oberen und/oder unteren Sprunggelenks, meist unter Beteiligung des lateralen Malleolus (Fibula) (Außenknöchel/Wadenbein), des medialen Malleolus (Tibia) (Innenknöchel/Schienbein) und/oder des hinteren Malleolus (Volkmann-Dreieck) (hinterer Knochenanteil der Tibia) sowie der angrenzenden Gelenkstrukturen.

Thesaurussynonyma und ICD-10: Sprunggelenksbruch; Malleolarfraktur (Knöchelbruch); Außenknöchelfraktur; Innenknöchelfraktur; Bimalleolarfraktur (Bruch von zwei Knöcheln); Trimalleolarfraktur (Bruch von drei Knöcheln); Weber-Fraktur; Fractura malleoli lateralis; Fractura malleoli medialis; Fractura malleolaris; Fraktur des oberen Sprunggelenks; offene Sprunggelenksfraktur; multiple Frakturen des Sprunggelenks; ICD-10-GM S82.5-: Fraktur des medialen Malleolus; ICD-10-GM S82.6-: Fraktur des lateralen Malleolus; ICD-10-GM S82.8-: Sonstige Frakturen des Unterschenkels

Anatomie

Am Sprunggelenk (Articulatio talocruralis und Articulatio subtalaris) (oberes und unteres Sprunggelenk) lassen sich folgende knöcherne Strukturen unterscheiden:

  • Distale Tibia mit medialem Malleolus (unterer Anteil des Schienbeins mit Innenknöchel)
  • Distale Fibula mit lateralem Malleolus (unterer Anteil des Wadenbeins mit Außenknöchel)
  • Talus (Sprungbein) als tragender Gelenkpartner
  • Hinterer Malleolus (posteriorer Tibiakantenanteil, Volkmann-Dreieck)
  • Gelenkflächen zwischen Tibia/Fibula und Talus zur Bildung des oberen Sprunggelenks

Formen der Sprunggelenksfraktur

Die Sprunggelenksfraktur kann je nach Frakturmechanismus (Unfallmechanismus), Lokalisation (Lage des Bruchs) und Stabilität in verschiedene Formen unterteilt werden:

Isolierte Außenknöchelfraktur

  • Häufigste Form der Sprunggelenksfraktur (ca. 60-70 %).
  • Meistens Supinations- oder Rotationsmechanismus (Dreh- oder Umknickbewegung).
  • Stabil oder instabil je nach Syndesmosenbeteiligung (Beteiligung der Bandverbindung zwischen Tibia und Fibula).

Isolierte Innenknöchelfraktur

  • Deutlich seltener als Außenknöchelfrakturen.
  • Häufig Hinweis auf relevante Rotations- oder Abduktionsgewalt (starke Dreh- oder Abspreizkraft).

Bimalleolarfraktur

  • Fraktur von medialem und lateralem Malleolus.
  • In der Regel instabil.
  • Meist operative Therapie (Operation) erforderlich.

Trimalleolarfraktur

  • Beteiligung von medialem, lateralem und hinterem Malleolus.
  • Hohes Risiko für Gelenkinstabilität und Arthrose (Gelenkverschleiß).
  • Operative Stabilisierung nahezu immer indiziert.

Weber-Klassifikation

  • Weber A: Fraktur unterhalb der Syndesmose, meistens stabil.
  • Weber B: Fraktur auf Höhe der Syndesmose, Stabilität variabel.
  • Weber C: Fraktur oberhalb der Syndesmose, immer instabil.

Epidemiologie

Die Sprunggelenksfraktur gehört zu den häufigsten Frakturen der unteren Extremität.

Geschlechterverhältnis: Jüngere Männer häufiger nach Sport- oder Verkehrsunfällen, ältere Frauen häufiger nach Stürzen aus dem Stand.

Häufigkeitsgipfel: Zweigipflige Verteilung bei jungen Erwachsenen und bei Personen über 60 Jahre.

Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen) etwa 100-180 Frakturen pro 100.000 Einwohner pro Jahr, mit steigender Tendenz im höheren Lebensalter.

Verlauf und Prognose

Verlauf

Stabile, nicht-dislozierte Sprunggelenksfrakturen (nicht verschobene Knochenbrüche) können in der Regel konservativ (ohne Operation) behandelt werden. Instabile Frakturen, Gelenkstufen oder Syndesmosenverletzungen erfordern meistens eine operative Stabilisierung.

Eine frühfunktionelle Mobilisation (frühe Bewegung) unter Stabilitätsschutz ist entscheidend für das funktionelle Outcome (Behandlungsergebnis).

Prognose

Die Prognose hängt wesentlich von der anatomischen Reposition (korrekten Wiederherstellung der Knochenstellung), der Stabilität des oberen Sprunggelenks, der Syndesmosenintegrität (Unversehrtheit der Bandverbindung) sowie von Alter und Begleiterkrankungen des Patienten ab.

  • Isolierte stabile Außenknöchelfraktur: Sehr gute Prognose.
  • Bimalleolar-/Trimalleolarfraktur: Erhöhtes Risiko für posttraumatische Arthrose (Verschleiß nach Verletzung).
  • Syndesmosenverletzung: Entscheidend für Langzeitergebnis.

Komplikationen

  • Posttraumatische Arthrose: Häufigste Spätkomplikation.
  • Fehlstellung: Führt zu chronischer Instabilität und Schmerzen.
  • Syndesmoseninsuffizienz: Funktionell hochrelevant.
  • Wundheilungsstörungen: Insbesondere bei Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) oder Rauchen.

Langzeitmanagement

Das Langzeitmanagement umfasst eine strukturierte physiotherapeutische Rehabilitation (krankengymnastische Nachbehandlung) mit Fokus auf Beweglichkeit, Muskelkraft, Propriozeption (Gelenkwahrnehmung) und Gangbild. Bei persistierenden Beschwerden ist eine weiterführende unfallchirurgisch-orthopädische Abklärung erforderlich.

Leitlinien

  1. S2e-Leitlinie: Sprunggelenksfrakturen beim Erwachsenen (AWMF-Registernummer: 187-010), Geplante Fertigstellung: 31.12.2026