Trinken in der Stillzeit – wie viel Flüssigkeit benötigt der Körper für eine gute Milchbildung?

Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist in der Stillzeit essentiell, da Muttermilch zu etwa 87 % aus Wasser besteht. Während der Stillzeit steigt der Flüssigkeitsbedarf deutlich an, da täglich zwischen 600-800 ml Milch produziert werden – in der Vollstillzeit sogar bis zu 1.000 ml. Ein adäquates Trinkverhalten unterstützt nicht nur die Milchbildung, sondern ist auch für Kreislaufstabilität, Nierenfunktion und allgemeines Wohlbefinden der Mutter relevant.

Flüssigkeitsbedarf in der Stillzeit

Der durchschnittliche Flüssigkeitsbedarf von stillenden Frauen liegt bei etwa 2,5-3,0 Litern pro Tag [1]. Dieser setzt sich aus Getränken (ca. 1,5-2,0 l) und wasserreichen Lebensmitteln (z. B. Obst, Gemüse, Suppen) zusammen. Der individuelle Bedarf hängt jedoch von Faktoren wie Außentemperatur, körperlicher Aktivität, Schweißverlust und Milchmenge ab. Ein guter Orientierungswert ist die Ausscheidung: hell gefärbter Urin deutet auf eine ausreichende Hydratation hin.

Praktische Empfehlungen

  • Regelmäßige Flüssigkeitsaufnahme: etwa 200-300 ml zu den Hauptmahlzeiten und zusätzlich über den Tag verteilt
  • Vor oder während des Stillens trinken: Viele Frauen verspüren dabei spontan Durst, was als physiologischer Mechanismus zur Flüssigkeitssicherung gilt.
  • Geeignete Getränke: Wasser, ungesüßte Kräuter- und Früchtetees (z. B. Fenchel, Rooibos), verdünnte Fruchtsäfte. Kaffee und schwarzer Tee sind in moderaten Mengen (1-2 Tassen/Tag) erlaubt.
  • Vermeiden: stark zuckerhaltige Softdrinks, Energydrinks und Alkohol; Alkohol geht in die Muttermilch über und sollte vollständig gemieden werden

Übermäßiges Trinken vermeiden

Es gibt keinen Hinweis, dass ein Flüssigkeitsüberschuss die Milchmenge steigert [2]. Im Gegenteil: Ein forcierter Konsum von > 3,5-4,0 Litern pro Tag kann die Milchproduktion sogar beeinträchtigen, da die osmotische Regulation der Brustdrüsen gestört wird. Orientierung am natürlichen Durstgefühl ist daher die sicherste Strategie.

Prävention von Stillproblemen

Eine ausgeglichene Hydratation hilft, Kopfschmerzen, Müdigkeit und Obstipation (Verstopfung) vorzubeugen, die bei Flüssigkeitsmangel auftreten können. Auch das Risiko eines Milchstaus wird durch regelmäßige Flüssigkeitszufuhr reduziert, da eine ausreichende Hydratation die Fließfähigkeit der Milch unterstützt.

Literatur

  1. National Academies of Sciences, Engineering, and Medicine: Dietary Reference Intakes for Water, Potassium, Sodium, Chloride, and Sulfate. Washington, DC: The National Academies Press; 2005. doi: 10.17226/10925.
  2. World Health Organization (WHO): Infant and young child feeding: Model Chapter for textbooks for medical students and allied health professionals. Geneva: WHO Press; 2009. https://apps.who.int/iris/handle/10665/44117.