Nährstoffbedarf in der Stillzeit: Kohlenhydrate, Fette und Eiweiß für Mutter und Kind
Während der Stillzeit steigt der Bedarf an Energie und Nährstoffen deutlich an, um die Zusammensetzung und Menge der Muttermilch sicherzustellen. Neben Vitaminen und Mineralstoffen sind vor allem Kohlenhydrate, Fette und Eiweiß entscheidend für die Milchbildung und die gesunde Entwicklung des Säuglings.
Kohlenhydrate in der Muttermilch
Die Muttermilch enthält mehr als 25 verschiedene Zuckerarten. Wichtigster Vertreter ist Lactose (Milchzucker), die nicht nur als Energielieferant dient, sondern auch als Wachstumsfaktor für Lactobacillus bifidus wirkt. Dieser Keim trägt wesentlich zu einer gesunden Darmflora des Säuglings bei und schützt vor einer Überwucherung mit pathogenen Bakterien [1].
Ein zusätzlicher Kohlenhydratbedarf während der Stillzeit ergibt sich durch die Milchproduktion. Empfohlen wird eine erhöhte Zufuhr über komplexe Kohlenhydrate wie Vollkornprodukte, Kartoffeln, Hülsenfrüchte, Obst und Gemüse.
Fette – Energiequelle und essentielle Fettsäuren
Der Fettgehalt reifer Muttermilch liegt zwischen 13-83 g pro Liter. Während die Menge der Fette relativ unabhängig von der Ernährung bleibt, wird die Qualität der Fette durch die mütterliche Ernährung beeinflusst. Besonders bedeutend sind mehrfach ungesättigte Fettsäuren wie Linolsäure und alpha-Linolensäure, die für die Entwicklung von Gehirn und Nervensystem des Kindes essentiell sind [2].
Wichtige Quellen sind pflanzliche Öle wie Raps-, Lein-, Walnuss- oder Sojaöl. Tierische Fette sollten reduziert, stark verarbeitete Lebensmittel wie Fertiggerichte oder frittierte Speisen möglichst vermieden werden. Studien zeigen, dass der zusätzliche Energiebedarf in der Stillzeit teilweise über den Abbau mütterlicher Fettspeicher gedeckt wird.
Proteine (Eiweiße) – Grundlage für Wachstum und Entwicklung
Für die Bildung von 1 g Milcheiweiß werden etwa 2-3 g Nahrungseiweiß benötigt. Stillende Frauen sollten daher täglich im Durchschnitt 80-90 g Eiweiß aufnehmen [3]. Eine erhöhte Zufuhr steigert den Eiweißgehalt der Muttermilch und trägt zu einer optimalen Versorgung des Kindes bei.
Um alle essentiellen Aminosäuren bereitzustellen, sollte mindestens ein Drittel des Eiweißes aus tierischen Quellen (z. B. Milchprodukte, Eier, mageres Fleisch) stammen. Pflanzliche Eiweißquellen (z. B. Hülsenfrüchte, Getreide) ergänzen diese optimal. Klassische Kombinationen wie Kartoffeln mit Quark oder Hülsenfrüchte mit Brot verbessern die Eiweißqualität zusätzlich.
Praktische Tipps für die Ernährung in der Stillzeit
- Kohlenhydrate bevorzugt aus Vollkorn, Kartoffeln und Gemüse beziehen
- Pflanzliche Öle regelmäßig verwenden, tierische Fette einschränken
- Auf hochwertige Eiweißkombinationen achten
- Milch und Milchprodukte integrieren, um gleichzeitig Calcium für den Knochenstoffwechsel bereitzustellen
- Fertigprodukte und stark verarbeitete Lebensmittel meiden
Eine ausgewogene Ernährung in der Stillzeit unterstützt nicht nur die Milchbildung und Nährstoffversorgung des Kindes, sondern schützt auch die mütterlichen Reserven.
Literatur
- Ballard O, Morrow AL: Human Milk Composition: Nutrients and Bioactive Factors. Pediatr Clin North Am. 2013;60(1):49-74. doi: 10.1016/j.pcl.2012.10.002.
- Innis SM: Impact of maternal diet on human milk composition and neurological development of infants. Am J Clin Nutr. 2014;99(3):734S-741S. doi: 10.3945/ajcn.113.072595.
- Bravi F, Wiens F, Decarli A, Dal Pont A, Agostoni C, Ferraroni M: Impact of maternal nutrition on breast-milk composition: a systematic review. Am J Clin Nutr. 2016;104(3):646-662. doi: 10.3945/ajcn.115.120881.