Abnehmen in der Schwangerschaft: Warum Gewichtsreduktion riskant ist

Gewichtskontrolle in der Schwangerschaft

Die Frage, ob Abnehmen in der Schwangerschaft erlaubt ist, beschäftigt viele werdende Mütter. Fachlich gilt: Eine aktive Gewichtsreduktion während der Schwangerschaft ist nicht empfehlenswert – auch nicht bei Übergewicht oder Adipositas. Der Grund liegt in den möglichen Risiken für das ungeborene Kind. Strenge Diäten oder Fastenphasen führen schnell zu einer unzureichenden Versorgung mit Makro- und Mikronährstoffen und können die Entwicklung des Fetus beeinträchtigen. Zudem entstehen bei starker Kalorienrestriktion vermehrt Ketonkörper, die neurotoxisch (giftig für das Nervensystem) wirken und langfristige Schäden beim Kind verursachen können [1].

Empfohlene Gewichtszunahme nach BMI

Entscheidend für die Schwangerschaft ist nicht das Abnehmen, sondern eine angemessene, BMI-adaptierte Gewichtszunahme. Die Empfehlungen des Institute of Medicine (IOM) und der DGE orientieren sich am präkonzeptionellen BMI [1, 3]:

  • Untergewicht (BMI < 18,5): 12,5-18 kg
  • Normalgewicht (BMI 18,5-24,9): 11,5-16 kg
  • Übergewicht (BMI 25-29,9): 7-11,5 kg
  • Adipositas (BMI ≥ 30): 5-9 kg

Für normalgewichtige Frauen gilt eine Zunahme von etwa 10-16 kg als günstig [3]. Bei Übergewicht und Adipositas ist eine Gewichtszunahme im unteren Bereich der Spanne anzustreben, nicht jedoch ein aktives Abnehmen.

Risiken bei zu geringer oder zu hoher Gewichtszunahme

Sowohl eine unzureichende als auch eine übermäßige Gewichtszunahme können erhebliche Risiken bergen.

  • Zu geringe Zunahme erhöht das Risiko für intrauterine Wachstumsrestriktion, niedriges Geburtsgewicht und Frühgeburt. Eine große Metaanalyse zeigte, dass das Risiko für „small for gestational age“ (SGA) bei zu geringer Gewichtszunahme deutlich erhöht ist [2].
  • Zu hohe Zunahme steigert die Wahrscheinlichkeit für Schwangerschaftsdiabetes, Präeklampsie (Bluthochdruck und Eiweißausscheidung im Urin/Schwangerschaftsvergiftung), Kaiserschnittentbindung sowie das Risiko für „large for gestational age“ (LGA) beim Kind [2].

Damit wird klar: Weder Unter- noch Überversorgung sind günstig. Das Ziel ist eine kontrollierte, dem BMI angepasste Zunahme.

Energie- und Nährstoffbedarf in Schwangerschaft und Stillzeit

Der Energiebedarf steigt im Verlauf der Schwangerschaft nur moderat an:

  • 1. Trimester: kein zusätzlicher Energiebedarf (die Mehrbelastung ist minimal und kann durch normale Anpassung der Ernährung abgedeckt werden)
  • 2. Trimester: ca. +250 kcal/Tag
  • 3. Trimester: ca. +500 kcal/Tag (bei normaler körperlicher Aktivität und normalem Ausgangsgewicht) [1, 3]

Wichtiger als die reine Kalorienmenge ist die Nährstoffdichte der Nahrung. Eine abwechslungsreiche Ernährung mit Obst, Gemüse, Vollkornprodukten, Milchprodukten, Fisch und hochwertigen pflanzlichen Ölen ist entscheidend für die Versorgung von Mutter und Kind.

Während der Stillzeit erhöht sich der tägliche Energiebedarf nochmals um rund 500 kcal bei ausschließlichem Stillen in den ersten 4 bis 6 Monaten. Stillende Frauen verlieren dabei in der Regel mehr Gewicht als Mütter, die nicht stillen. Stillen gilt daher als eine natürliche Phase der gesunden Gewichtsreduktion nach der Geburt [3].

Fazit

  • Abnehmen während der Schwangerschaft ist kontraindiziert.
  • Empfohlen wird eine dem Ausgangs-BMI angepasste Gewichtszunahme.
  • Eine zu geringe Gewichtszunahme erhöht das Risiko für ein zu kleines Kind für das Schwangerschaftsalter (Small for Gestational Age) und für eine Frühgeburt.
  • Eine zu hohe Gewichtszunahme erhöht die Wahrscheinlichkeit für Schwangerschaftsdiabetes, Präeklampsie (auch Schwangerschaftsvergiftung genannt) und ein zu großes Kind für das Schwangerschaftsalter (Large for Gestational Age).
  • Nach der Geburt bietet die Stillzeit durch den erhöhten Energiebedarf eine günstige Gelegenheit zur natürlichen Gewichtsreduktion.

Literatur

  1. Institute of Medicine (IOM). Weight Gain During Pregnancy: Reexamining the Guidelines. Washington, DC: National Academies Press; 2009. doi: 10.17226/12584.
  2. Goldstein RF, Abell SK, Ranasinha S, et al. Association of Gestational Weight Gain With Maternal and Infant Outcomes: A Systematic Review and Meta-analysis. JAMA. 2017;317(21):2207–2225. doi: 10.1001/jama.2017.3635.
  3. Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE). Ernährung in der Schwangerschaft – Handlungsempfehlungen. Bonn: DGE; 2020.