PET-MRT (Positronenemissionstomographie/Magnetresonanztomographie)
Die PET-MRT (Positronenemissionstomographie [bildgebendes Verfahren zur Darstellung von Stoffwechselvorgängen]/Magnetresonanztomographie [bildgebendes Verfahren mit starkem Magnetfeld]) ist ein hybrides Bildgebungsverfahren, das die funktionelle Bildgebung der Positronenemissionstomographie (PET) mit der hochauflösenden, morphologischen und funktionellen Darstellung der Magnetresonanztomographie (MRT) kombiniert. Sie zählt zu den modernsten medizingerätediagnostischen Verfahren der Nuklearmedizin (Diagnostik mit radioaktiven Substanzen) und Radiologie (bildgebende Diagnostik) und ermöglicht eine simultane Erfassung metabolischer, molekularer und struktureller Informationen bei gleichzeitig reduzierter Strahlenbelastung im Vergleich zur PET-CT.
Synonyme
- Hybridbildgebung PET/MRT
- PET/MR
- Simultane PET-MRT
Beurteilbare Strukturen
- Tumorzelldichte und Glukosemetabolismus (Zellanzahl und Zuckerstoffwechselaktivität von Tumoren): über PET mittels 18F-FDG oder tumorspezifischen Radiotracern
- Weichteilgewebe, Organe und zerebrale Strukturen (z. B. Gehirn, Leber, Beckenorgane): hochauflösende Darstellung über MRT
- Gefäße und Durchblutung (Blutgefäße und Blutfluss): mittels MRT-Angiographie und Perfusionsbildgebung
- Hirnfunktion und Neurotransmission (Gehirnaktivität und Signalweiterleitung): durch funktionelle MRT und spezifische PET-Tracer
Indikationen (Anwendungsgebiete)
- Onkologie (Krebsdiagnostik und -therapie)
- Primärstaging, Rezidivdiagnostik und Metastasendetektion bei Tumoren mit hohem Weichteilbezug (z. B. Prostata-, Zervix-, Rektumkarzinom, Mammakarzinom)
- Tumoren des zentralen Nervensystems (z. B. Glioblastom, Astrozytom)
- Lymphomdiagnostik bei Kindern (z. B. Hodgkin-Lymphom)
- Neurologie (Erkrankungen des Nervensystems)
- Demenzabklärung (z. B. Morbus Alzheimer)
- Epilepsiediagnostik (präoperative Lokalisierung des Epilepsieherds)
- Morbus Parkinson und andere neurodegenerative Erkrankungen
- Kardiologie (Herzmedizin)
- Beurteilung der Myokardvitalität und Myokardperfusion (Lebensfähigkeit und Durchblutung des Herzmuskels)
- Pädiatrie (Kinderheilkunde)
- Reduktion der Strahlenbelastung bei onkologischen Indikationen
- Forschung (wissenschaftliche Studien)
- Biomarkerstudien, Arzneimittelentwicklung, molekulare Bildgebung
Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
- Absolute MRT-Kontraindikationen (z. B. nicht MR-kompatible Implantate, aktive Neurostimulatoren, Schrittmacher ohne Freigabe)
- Allergien gegen Radiopharmaka oder MRT-Kontrastmittel (z. B. Gadoliniumhaltige Substanzen)
- Niereninsuffizienz bei geplanter Kontrastmittelgabe (eingeschränkte Nierenfunktion; eGFR < 30 ml/min/1,73 m²)
- Schwangerschaft (relative Kontraindikation aufgrund ionisierender Strahlung)
Das Verfahren
Technik
- Kombination eines hochauflösenden 3-Tesla-MRT-Scanners mit einem integrierten PET-Detektorsystem
- Tracerwahl abhängig von klinischer Fragestellung: z. B.
- 18F-FDG (radioaktiv markierte Zuckerart)
- Ga-68-PSMA (Marker zur Darstellung von Prostatakarzinom (Prostatakrebs))
- F-18-FET (Aminosäuretracer bei Hirntumoren)
- F-18-Flutemetamol (Amyloid-Tracer bei Alzheimerverdacht)
- MRT-Sequenzen: T1, T2, FLAIR, DWI, ADC, MR-Angiographie, funktionelle MRT (je nach Indikation)
Ablauf der Untersuchung
- Aufklärung, ggf. Kontrolle der Nierenfunktion
- Tracerinjektion, ggf. Wartezeit zur Anreicherung (z. B. 45-60 Minuten bei FDG)
- Lagerung des Patienten im Kombinationsgerät
- Simultane PET- und MRT-Bildgebung über ca. 30-60 Minuten
- Kontrastmittelgabe bei Bedarf intravenös während MRT-Sequenzen
Mögliche Befunde
- Tumorherde mit hoher metabolischer Aktivität und morphologischer Entsprechung (Tumorregionen mit starkem Stoffwechsel und struktureller Veränderung)
- Vitales Tumorgewebe versus Nekrose/entzündliches Gewebe (lebendes Tumorgewebe gegenüber abgestorbenem oder entzündetem Gewebe)
- Amyloidablagerungen bei Demenzverdacht (Hinweis auf Alzheimer-Erkrankung)
- Hirnareale mit fokaler epileptogener Aktivität (epilepsieverursachende Gehirnregionen)
- Myokardnarben und ischämische Areale (Narben und Durchblutungsstörungen im Herzmuskel)
- Lymphknotenmetastasen ohne Größenveränderung, aber mit erhöhter PET-Signalintensität (tumorverdächtige Lymphknoten trotz normaler Größe)
Vorteile der PET-MRT
- Reduzierte Strahlenbelastung im Vergleich zur PET-CT
- Überlegene Weichteilauflösung (v. a. im ZNS, Becken, Abdomen)
- Simultane funktionelle und morphologische Bildgebung
- Quantifizierung metabolischer und funktioneller Parameter
- Möglichkeit multiparametrischer MRT-Analyse (z. B. Perfusion, Diffusion, Elastographie)