DOTATATE-PET (z. B. Ga-68-DOTATATE)
Die DOTATATE-PET ist ein nuklearmedizinisches Bildgebungsverfahren (Darstellung innerer Strukturen durch radioaktive Substanzen), das zur hochspezifischen Darstellung somatostatinrezeptorpositiver Tumoren (Tumoren mit Bindungsstellen für Somatostatin) eingesetzt wird. Besonders etabliert ist die Methode bei neuroendokrinen Tumoren (NET; hormonbildende Tumoren), da diese häufig Somatostatinrezeptoren vom Subtyp 2 (SSTR2) exprimieren (auf der Zelloberfläche tragen). Das Radiopharmakon (radioaktiv markierte Arzneimittel) Ga-68-DOTATATE (Gallium-68-markiertes DOTA-[Tyr3]-Octreotat) bindet selektiv an diese Rezeptoren und ermöglicht in Kombination mit der Positronen-Emissions-Tomographie (PET; bildgebendes Verfahren zur Darstellung von Stoffwechselvorgängen) eine präzise Lokalisation, Charakterisierung und Stadieneinteilung von NET.
Synonyme
- Somatostatinrezeptor-PET
- SSTR2-PET
- Ga-68-DOTATATE-PET/CT
- Somatostatinanaloga-basierte PET
Beurteilbare Strukturen
- Primärtumor und Metastasen bei neuroendokrinen Tumoren
- Somatostatinrezeptor-positive Lymphknoten (Lymphdrüsen)
- Leber, Lunge, Skelettsystem (häufige Metastasierungsorte/Orte von Tochtergeschwülsten)
- Milz, Nebennieren, Bauchspeicheldrüse, Hypophyse (Hirnanhangsdrüse) (physiologische Aufnahme beachten)
Indikationen (Anwendungsgebiete)
- Staging und Restaging neuroendokriner Tumoren (NET; hormonbildende Tumoren)
- GEP-NET (gastroenteropankreatische NET; Tumoren von Magen, Darm und Bauchspeicheldrüse)
- Bronchopulmonale NET (Lungentumoren mit hormoneller Aktivität)
- Merkelzellkarzinom (seltener Hauttumor)
- Lokalisation primärer Tumoren bei CUP-Syndrom (Tumor unbekannter Herkunft) mit NET-Verdacht
- Verlaufsbeurteilung unter Therapie (z. B. PRRT, SSA, mTOR-Inhibitoren)
- Therapieselektion für Peptidrezeptor-Radionuklidtherapie (PRRT; zielgerichtete Radionuklidtherapie)
- Differenzierung gutartiger von bösartigen Läsionen (Gewebeveränderungen) bei unklaren Befunden
- Erkennung von Tumorrezidiven (Wiederauftreten) oder Residualtumoren (Resttumoren) nach Operation
Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
- Schwangerschaft
- Stillzeit (Abpumpen empfohlen für mindestens 8 Stunden nach Untersuchung)
- Schwere Niereninsuffizienz (eingeschränkte Nierenfunktion)
- Unverträglichkeit gegen DOTA-konjugierte Substanzen (selten)
Vorbereitung vor der Untersuchung
- Absetzen von somatostatinanalogen Medikamenten (hormonähnliche Medikamente) – je nach Präparat 24 h bis mehrere Wochen vor der Untersuchung
- Ausreichende Hydrierung (Flüssigkeitszufuhr) vor und nach der Untersuchung zur Förderung der Tracerelimination (Ausscheidung des Kontrastmittels)
- Nüchternheit nicht zwingend erforderlich, aber empfehlenswert zur Vermeidung gastrointestinaler Artefakte (Störungen durch Magen-Darm-Aktivität)
- Aufklärung über Strahlenexposition, Kontraindikationen und mögliche Nebenwirkungen
Das Verfahren
Technik
- Verwendung eines Ga-68-markierten Somatostatinanalogons (künstlicher Hormonstoff) wie DOTATATE, DOTATOC, DOTANOC
- Halbwertszeit von Ga-68: ca. 68 Minuten → schnelle Bildakquisition (Bildaufnahme) möglich
- Bindung an Somatostatinrezeptoren (Rezeptoren für Wachstum regulierendes Hormon) auf der Tumorzelloberfläche
- Kombination mit Computertomographie (CT; Röntgenschichtbildgebung) zur anatomischen Korrelation
Ablauf der Untersuchung
- Intravenöse Injektion (Verabreichung in die Vene) von ca. 100-200 MBq Ga-68-DOTATATE
- Wartezeit nach Injektion: ca. 45-60 Minuten (Anreicherung des Tracers)
- PET/CT-Scan in Rückenlage, Dauer ca. 20-30 Minuten
- Ganzkörperakquisition (Aufnahme vom Kopf bis Oberschenkel)
- ggf. zusätzliche Regionalscans (bei unklaren Befunden)
Mögliche Befunde
- Stark erhöhte Traceraufnahme in Leber, Lymphknoten oder Knochen – Hinweis auf Metastasen (Tochtergeschwulste)
- Unerwartet hohe Aktivität außerhalb physiologischer Verteilung – möglicher Primärtumor (Haupttumor)
- Fehlende Traceranreicherung bei bekanntem NET – Hinweis auf dedifferenzierten Tumor (Tumor mit Verlust der Hormonrezeptoren)
- Homogene Leberaufnahme ohne fokale Läsionen – Ausschluss von Lebermetastasen
- Intensive Aufnahme in Milz, Nieren, Hypophyse, Nebennieren – normale Variante
Nach der Untersuchung
- Empfehlung zur erhöhten Flüssigkeitszufuhr zur beschleunigten Ausscheidung
- Stillende Patientinnen: mindestens 8 Stunden Stillpause
- Patienteninformation zu möglichen Folgeuntersuchungen (z. B. PRRT-Planung)
- Dokumentation der Bilddaten und Befundübermittlung an den behandelnden Arzt