Der 4D-Ultraschall ist ein hochmodernes Verfahren, dass eine sonographische 3D-Darstellung des ungeborenen Kindes in Echtzeit ermöglicht. Das Verfahren wird auch als Live-3D-Ultraschall bezeichnet. Dabei wird das Bild ständig aktualisiert, sodass eine räumliche Filmsequenz entsteht, die die Beobachtung des sich bewegenden Säuglings ermöglicht. Die sogenannte vierte Dimension bildet die Zeit. Neben der Pränataldiagnostik (vorgeburtliche Diagnostik: Untersuchungen des ungeborenen Kindes und der Schwangeren) findet der 4D-Ultraschall auch Anwendung in der Kardiologie (Lehre vom Herzen).
Indikationen (Anwendungsgebiete)
- Vitien (Herzfehler)
- Ventrikelseptumdefekt (häufigste angeborene Fehlbildung des Herzens (Herzfehler), bei der die Herzscheidewand zwischen den Ventrikeln (Septum interventriculare) nicht vollständig verschlossen ist. Der Ventrikelseptumdefekt gehört zu den sogenannten Shuntvitien.)
- Persistierender Ductus arteriosus (PDA) – der sogenannte Ductus arteriosus (auch Ductus arteriosus Botalli oder Ductus Botalli genannt, nach Leonardo Botallo) stellt im fetalen (vorgeburtlichen) Blutkreislauf eine Verbindung zwischen Aorta und der Lungenarterie (Truncus pulmonalis) her. Es handelt sich um eine Umgehung der Lunge, da diese vor der Geburt noch nicht belüftet ist und somit die Durchblutung nicht erforderlich ist. Nach der Geburt verschließt sich diese Verbindung normalerweise, bei einem PDA nicht.
- Fallot-Tetralogie – Kombination aus vier Herzfehlern (Pulmonalstenose (Verengung des großen Lungengefäßes), Ventrikelseptumdefekt, reitende Aorta (Fehllage der Aorta) und Rechtsherzhypertrophie (Vergrößerung des rechten Herzens))
- Vorhofseptumdefekt (Verbindung zwischen den beiden Herzvorhöfen, die einen Blutrückfluss verursacht)
- Aortenisthmusstenose (ISTA; Synonym: Koarktation der Aorta: Coarctatio aortae) – Verengung der Aorta am Isthmus aortae im Bereich des Aortenbogens
- Cheilognathopalatoschisis: Lippen-Kiefer-Gaumenspalte
- Spina bifida aperta (offene Wirbelsäule) – Neuralrohrfehlbildung bei der das Rückenmark teilweise oder sogar komplett offen liegt
- Anenzephalie (schwerste Fehlbildung des Neuralrohrs: die Schädeldecke sowie Teile des Gehirns fehlen)
Das Verfahren
Die räumliche Darstellung wird durch eine bewegliche Sonde ermöglicht. Die aufgenommenen Schnittbilder werden durch einen Computer berechnet, der so ein dreidimensionales Bild erzeugt. Der 4D-Ultraschall kann nur unter besonderen Bedingungen ausgeführt werden, so muss die Lage des Kindes günstig und eine ausreichende Menge an Fruchtwasser vorhanden sein. Außerdem sind die Plazentalokalisation (Sitz des Mutterkuchens), die Schwangerschaftswoche und die Dicke der Bauchdecke der Mutter von Bedeutung.
Besonders eindrucksvoll sind die Aufnahmen, wenn das Kind schon etwas weiter entwickelt ist (29.-32. SSW). Gesichtszüge und nachvollziehbare Bewegungen können sichtbar gemacht werden und den Eltern eine lebendige Vorstellung vom Kind im Mutterleib geben. Aber auch zwischen der 12. und 16. SSW ist ein 4D-Ultraschall unter günstigen Bedingungen möglich.
Wann sollte eine 4D-Ultraschalluntersuchung durchgeführt werden?
Im Mittelpunkt dieser Ultraschalluntersuchung steht vor allem das Erlebnis der Eltern mit dem ungeborenen Kind. Des Weiteren liefert die 4D-Ultraschalluntersuchung wichtige diagnostische Erkenntnisse, wenn Auffälligkeiten bei der normalen Ultraschalluntersuchung weiterer Klärung bedürfen. Die 4D-Ultraschalluntersuchung eignet sich besonders für die plastische Darstellung von Fehlbildungen des Körpers oder der Organe. Zwar ist die direkte Feststellung von chromosomalen Fehlbildungen (z. B. Trisomie 21 (Down-Syndrom; Mongolismus); Trisomie 18 (Edwards-Syndrom)) nicht möglich, jedoch kann nach äußerlichen Merkmalen gefahndet werden.
Der 4D-Ultraschall ermöglicht einen faszinierenden Einblick in den Mutterleib. Eltern erhalten Bilder und Filmsequenzen ihres Kindes als Erinnerung an die Schwangerschaft. Besonders Väter können dabei eine besonders starke Beziehung zu ihrem Kind herstellen.
Weitere Hinweise
- Gemäß der neuen Strahlenschutzverordnung ist die Sonographie aus kommerziellen Zwecken, wie beispielsweise "Baby-Watching", ab Ende 2020 untersagt. Experten der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin e.V. (DEGUM) weisen darauf hin, dass sonographische Untersuchungen in der Schwangerschaft nur in medizinischen Kontexten angewendet werden sollten.
Literatur
- Sohn C, Holzgreve W: Ultraschall in Gynäkologie und Geburtshilfe. Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2003
- Chudleigh T, Thilaganathan B: Ultraschalldiagnostik in der Geburtshilfe. Elsevier, Urban & Fischer Verlag 2007