Proliferationstherapie

Die Proliferationstherapie (Synonym: Prolotherapieengl. stimulated ligament repair (SLR)) ist ein reparatives und regeneratives Injektionsverfahren zur Schmerzbehandlung an Gelenken und am Bewegungsapparat. Sie zeichnet sich als derzeit einziges Verfahren weltweit aus, das zur Behandlung von laxen Gelenken und Bandstrukturen eingesetzt wird, um die Gelenke wieder zu stabilisieren und sie dadurch zu natürlicher Bewegungsfähigkeit zurückzuführen. Außerdem wird diese Injektionstechnik vermehrt bei Gelenkarthrose jeder Art eingesetzt.

Die Proliferationstherapie gilt als ein Naturheilverfahren zur Schmerztherapie, mit dem in den USA bereits über 1,5 Millionen Menschen behandelt wurden. In Europa wird dieses Therapieverfahren erst langsam durch das Fachbuch ("Handbuch der Proliferationstherapie") und den Patientenratgeber ("So stärken wir unsere Gelenke") von Dr. med. J. Weingart bekannt [4-6].

Wie bei anderen komplementären Schmerztherapieverfahren werden bewusst nur natürliche Medikamente eingesetzt. Das Ziel ist es, operative Eingriffe zu vermeiden und die Gelenke sowie den Gelenkknorpel zu regenerieren.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Arthralgien (Gelenkschmerzen), lokale oder diffuse
  • Arthrose von Gelenken
  • Gelenksdistorsionen (Gelenksverstauchung)
  • Gonalgie (Knieschmerzen)
  • Gurtverletzungen
  • Hallux valgus-Schmerzen – Schmerzen, die durch eine Fehlstellung der Großzehe bedingt sind
  • Hypermobilität der Gelenke – über Beweglichkeit von Gelenken
  • Instabile Gelenke (häufiges Umknicken)
  • Lumbago/Dorsalgie (Kreuzschmerzen/Rückenschmerzen) (soweit es sich nicht um nicht-spezifische Kreuzschmerzen handelt [S3-Leitlinie: nicht-spezifischer Kreuzschmerz]
  • Nackenschmerzen
  • Schleudertrauma
  • Reizzustände an Sehnen – Achillessehnenentzündung, Tennisellenbogen (Epicondylitis humeri radialis), Golferarm (Epicondylitis humeri ulnaris)
  • Spondylolisthese (Wirbelgleiten)
  • Sprunggelenkschmerzen
  • Verletzungen an Gelenken und deren Bänder und Kapseln

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Allergien gegen verwendete Substanzen: Patienten mit bekannten Allergien gegen die injizierten Substanzen sollten keine Prolotherapie erhalten.
  • Akute Entzündungen: Bei aktiven Entzündungen im Zielgebiet ist Vorsicht geboten.
  • Schwere systemische Erkrankungen: Beispielsweise Autoimmunerkrankungen oder schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
  • Schwangerschaft: Wegen potenzieller Risiken sollte die Prolotherapie bei Schwangeren vermieden werden.
  • Infektionen: Lokale oder systemische Infektionen stellen ein Risiko dar.
  • Blutgerinnungsstörungen: Patienten mit Gerinnungsstörungen oder die Antikoagulanzien einnehmen, haben ein erhöhtes Blutungsrisiko.

Vor der Therapie

  • Umfassende Anamnese: Erfassung der medizinischen Geschichte und aktuellen Beschwerden.
  • Aufklärung: Patienten über das Verfahren, Risiken und Erfolgsaussichten informieren.
  • Untersuchung des betroffenen Bereichs: Einschätzung des Zustands der Gelenke oder Bandstrukturen.
  • Planung der Behandlung: Festlegung der zu behandelnden Bereiche und der verwendeten Substanzen.

Das Verfahren

Grundprinzip

Die Proliferationstherapie, auch Prolotherapie genannt, ist ein regeneratives Injektionsverfahren, das darauf abzielt, chronische und akute Schmerzen am Bewegungsapparat zu behandeln. Im Gegensatz zu herkömmlichen Schmerztherapien, die oft auf Medikamenten oder operativen Eingriffen basieren, nutzt die Prolotherapie natürliche Substanzen, um die körpereigenen Heilungsprozesse zu fördern. 

Ziel der Therapie

  • Regeneration von Gewebe: Stimulation der körpereigenen Heilungsprozesse in Gelenken, Knorpel, Bändern, Sehnen und Gelenkkapseln.
  • Stabilitätsförderung: Ziel ist es, die Stabilität von Gelenken zu verbessern, insbesondere bei laxen Band- oder Gelenkkapselstrukturen.
  • Schmerzreduktion: Durch gezielte Injektionen sollen Schmerzen gelindert werden, vor allem bei Schmerzpunkten mit Fernausstrahlung (Triggerpunkte).

Anwendung

  • Injektionstechnik: Injektionen erfolgen direkt in schmerzhafte Gelenke, Gelenkkapseln, Sehnen oder in spezifische Schmerzpunkte (Triggerpunkte).
  • Natürliche Substanzen: Häufig wird eine hochprozentige Zuckerlösung verwendet. Diese setzt einen Reiz, der die körpereigenen Heilungsprozesse aktiviert und das Gewebe zu dynamischer Regeneration anregt.

Nach der Therapie

  • Überwachung: Beobachtung auf akute Reaktionen direkt nach der Injektion.
  • Nachsorgeanweisungen: Hinweise zur Aktivitätseinschränkung und Schmerzmanagement.
  • Regelmäßige Nachkontrollen: Überprüfung des Heilungsfortschritts und Anpassung der Behandlung.

Mögliche Komplikationen

Frühkomplikationen

  • Schmerzen und Schwellungen an den Injektionsstellen.
  • Lokale Blutungen oder Hämatome.
  • Vorübergehende Zunahme der Symptome.

Spätkomplikationen

  • Anhaltende Schmerzen oder Verschlechterung des Zustands.
  • Mögliche Infektionen an den Injektionsstellen.
  • Selten allergische Reaktionen oder systemische Nebenwirkungen der verwendeten Substanzen.

Ihr Nutzen

Die Proliferationstherapie hilft bei den meisten Gelenkbeschwerden. Abhängig vom Alter des Patienten und der Schwere der Erkrankung, liegen die Erfolgschancen zwischen 70 und 90 %, was eine spürbare Schmerzreduktion oder Schmerzfreiheit betrifft.

Diese Form der komplementären Schmerztherapie lindert oder befreit Sie durch die Anregung der Regenerationskräfte von Ihren Schmerzen am Bewegungsapparat.

Sie profitieren von dem neuen Lebensgefühl ohne Schmerzen und erhalten Ihre Beweglichkeit und natürlich Lust an der Bewegung zurück.

Literatur

  1. Hackett GS: Ligament and Tendon treated by Prolotherapy, 3 Aufl. Charles C Thomas. Springfield Illinois 1958
  2. Klein RG et al.: A randomized douzble blind trial of dextrose-glycerine-phenol injections for chronic low back pain. J Spinal Disord. 6 1993
  3. Ongley MJ et al.: A new approach to the treatment of chronic low back pain, Lancet 1987
  4. Weingart J: Handbuch der Proliferationstherapie. MVS Haug 2002
  5. Weingart J: Proliferationstherapie: Rekonstruktive Ligament- und Sehnentherapie bei Gelenkinstabilität. In: Leithoff, P. Sadler, B. Individuelle Gesundheitsleistung /IGEL) in der Orthopädie. Thieme Stuttgart 2001
  6. Weingart J: So stärken wir unsere Gelenke – Neue Strategien für ein besseres Leben. Zabert Sandmann Verlag 2005

Leitlinien

  1. S3-Leitlinie: Nationale VersorgungsLeitlinie Kreuzschmerz: Nicht-spezifischer Kreuzschmerz (AWMF-Registernummer: nvl-007), Dezember 2017 Kurzfassung Langfassung

     
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